Bundesliga

Kommentar zu Nagelsmann: Bayerns teurer Sieg trifft Leipzig hart

Kommentar

Bayerns teurer Sieg trifft Leipzig hart

Ab 1. Juli Bayern-Trainer mit Vertrag bis 2026: Julian Nagelsmann.

Ab 1. Juli Bayern-Trainer mit Vertrag bis 2026: Julian Nagelsmann. picture alliance

25 Millionen Euro Ablöse für einen Trainer sind eine im Branchenvergleich exorbitant hohe Weltrekord-Summe, die auch den FC Bayern in Corona-Zeiten mit Einnahmeeinbußen bis Saisonende von 150 Millionen Euro empfindlich trifft. Der Rekordmeister muss damit ein hohes Schmerzensgeld bezahlen, um das hausgemachte Zerwürfnis mit Hansi Flick mit der vermeintlich besten Nachfolgelösung Julian Nagelsmann reparieren zu können.

Aber letztendlich haben es die Bayern mit den Verpflichtungen von Abwehrchef Dayot Upamecano und Nagelsmann einmal mehr geschafft, ihre Personalprobleme zu lösen und gleichzeitig den aktuell größten Konkurrenten auf nationaler Ebene empfindlich zu schwächen.

Umfrage: Ist Nagelsmann schon reif für die Bayern?

Nagelsmann hat in den beiden Leipziger Jahren bewiesen, dass er ein spannender und hochtalentierter Trainer ist, der Spieler und damit eine Mannschaft besser machen und ein Team mitreißen kann. Aus eben diesem Grund ist sein Weggang ein riesiger Verlust für RB. Der Abgang von Upamecano war wegen der bestehenden Ausstiegsklausel nicht zu verhindern und entspricht der Leipziger Philosophie, Talente zu entdecken, auszubilden und irgendwann wertsteigernd ziehen zu lassen.

Die 25 Millionen Euro sind für Leipzig nicht mehr als Schmerzensgeld

Bei Nagelsmann jedoch hatte Oliver Mintzlaff die Hand am Steuer. Der RB-Chef, der bislang stets den Verbleib des Trainers über diesen Sommer hinaus propagiert hatte, hätte in der Sache hart bleiben und Nagelsmanns Bitten um vorzeitige Vertragsauflösung abblocken können. Er hätte dann allerdings das Risiko einer nächsten Saison mit einem zunächst einmal unzufriedenen Trainer und einem angespannten Betriebsklima eingehen müssen. Es wäre aber auch eine Chance gewesen, den FC Bayern heftig zu schwächen und anzugreifen. Insofern sind die 25 Millionen auch für Leipzig nicht mehr als ein Schmerzensgeld.

Nagelsmann hat es geschafft, dass er zu seinem Herzensverein ziehen darf. Allerdings hat er dies auch auf Kosten seines Rufs erreicht. Wenn jemand in der einen Woche davon redet, dass er seinen Vertrag bei vollem Bewusstsein bis 2023 ohne Ausstiegsklausel unterschrieben habe und sich nirgends wegstreiken möchte, dann jedoch in der folgenden Woche um die vorzeitige Vertragsauflösung fleht und bettelt, darf sich dann nicht wundern, wenn seine Glaubwürdigkeit und das Renommee der gesamten Trainerzunft darunter leiden. Schon seine Kollegen Marco Rose und Adi Hütter hatten vor ihrem Wechsel zu Borussia Dortmund beziehungsweise Borussia Mönchengladbach ähnlich rumgeeiert.

Auf Mintzlaff wartet ein gewaltiger Umbruch - wie 2019

Leipzig steht im Blick auf die neue Saison ohne Trainer, ohne Sportdirektor und ohne seinen besten Abwehrspieler da, auch die Zukunft von Kapitän Marcel Sabitzer ist ungewiss. Auf Mintzlaff wartet ein gewaltiger Umbruch, der eine ähnliche Dimension hat, wie bei der erst vor zwei Jahren nach dem Rückzug des langjährigen RB-Machers Ralf Rangnick erfolgten Neuausrichtung. Nagelsmann und Markus Krösche hießen die Lösungen, die eine neue Erfolgsgeschichte schreiben sollten. Nach einer zwar erfolgreichen, aber allzu kurzen Episode sind sie viel früher als geplant schon wieder RB-Geschichte.

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