Bundesliga

Sven Michel erklärt seinen Verzicht auf die Champions League

Augsburgs Routinier mit Sozialkompetenz

Michel erklärt seinen Verzicht auf die Champions League

Schusstraining: Sven Michel weiß, wo das Tor steht.

Schusstraining: Sven Michel weiß, wo das Tor steht. IMAGO/Krieger

Aus dem Trainingslager des FC Augsburg in Schladming (Steiermark) berichtet Frank Linkesch

Der Pfosten verhinderte am Samstag beim 1:2 gegen die PSV Eindhoven den Ausgleichstreffer von Sven Michel, der damit eine Duftmarke hätte setzen können. Schließlich ist der Angreifer gekommen, um viel zu spielen. Womit sich sogleich sein Wechsel zum FCA und der Verzicht auf Champions-League-Spiele mit Union Berlin erklärt.

"Klar, hätte mich die Champions League gereizt. Aber die Frage war, wie viel hätte ich gespielt? Der Reiz, regelmäßig Fußball zu spielen, ist bei mir einfach größer. Das hätte ich bei Union wohl nicht mehr gekonnt, deshalb wollte ich wechseln", erzählt Michel.

Bei Union fungierte er zuletzt als Teilzeitkraft, in den Gesprächen habe ihm der Klub nicht mehr Einsatzzeit garantieren können. Also, ab in den Süden. "Meine Familie und ich sind sehr naturverbunden, da sind wir in Augsburg gut aufgehoben", glaubt der Vater einer 18 Monate alten Tochter, der keine Zeit zu verschenken hat. Schließlich feierte er sein Debüt in der Bundesliga erst mit 29 Jahren, 2019 beim SC Paderborn.

Mit Ausnahme eines Jahres bei Borussia Dortmund durchlief Michel nie ein Nachwuchsleistungszentrum, Profifußball war weit weg. "Ich konnte meine Kindheit genießen, bei mir ging es nicht zwangsläufig nur um Fußball", erinnert er sich.

Bei SuS Niederscheiden spielte er bis zu seinem 20. Lebensjahr, der Verein und die ehemaligen Mitspieler bedeuten ihm noch heute viel. Dann nahm die Karriere rasant Fahrt auf: Sportfreunde Siegen, Mönchengladbach II, Energie Cottbus, Paderborn, die vergangenen eineinhalb Jahre Union Berlin mit internationalen Einsätzen und Toren.

Ich weiß, wie privilegiert wir als Fußballer sind.

Sven Michel

Nun der FCA, wo Michel theoretisch auf allen vier Offensivpositionen eingesetzt werden könnte. "Ich habe Allrounder-Fähigkeiten", sagt er. Und soziale Kompetenz, die er einbringen möchte. Michel arbeitete als Betriebs-Elektriker in einer Gießerei und begann eine Ausbildung zum Sozialhelfer, die er wegen des Fußballs dann aber aufgab.

"Wenn ich sehe, wie früher in der Gießerei bei der Arbeit geknüppelt wurde, kann ich vieles anders sehen und weiß, wie privilegiert wir als Fußballer sind", erzählt er und fügt an: "Ich wurde als erfahrener Spieler geholt, die Rolle will ich ausfüllen und Verantwortung übernehmen."

Dazu gehört eine realistische Zielsetzung. So schnell wie möglich 40 Punkte sind das für den Hobby-Angler, ein frühzeitiger Klassenerhalt statt zittern bis zum letzten Spieltag. "Bei Union standen Kampf und Einsatz immer an erster Stelle. Wenn wir das beim FCA reinkriegen, haben wir sehr gute Karten", glaubt Michel. Er will mit gutem Beispiel vorangehen.

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