Gladbachs Trainer Bongartz reagierte auf die beiden Niederlagen zuletzt gegen Stuttgart und in Rostock mit einer Umstellung im Defensivbereich: Statt der Dreier- ließ er wieder eine Viererkette spielen. Paßlack übernahm die rechte Außenposition, Schneider agierte links. Für den zuletzt schwachen Fournier spielte Klinkert neben Andersson in der Innenverteidigung. Im Mittelfeld ersetzte Nielsen Wynhoff.
Doch all' diese Umstellungen bewirkten zunächst mal rein gar nichts, weil Leverkusen (Ramelow mußte wegen einer Wadenprellung passen, für ihn lief Nico Kovac auf) vom Anpfiff weg das Kommando übernahm, aggressiv den Weg nach vorne suchte. Begünstigt durch die frühe Führung (Andersson hatte nach Heintze-Paß böse gepatzt, Nico Kovac vollstreckte) gewann Bayer schnell an Sicherheit, nutzte über die Außen Heintze (enorm zweikampfstark und mit viel Übersicht) und Lehnhoff geschickt die gesamte Breite des Platzes. Von hinten kurbelten Wörns und Nowotny geschickt an, Ball-Eroberung bedeutete meist das Zeichen zum Gegenangriff. Die Borussen hatten dem überhaupt nichts entgegenzusetzen, mußten in dieser Phase meist tatenlos mitansehen, wie Bayer das Spiel kontrollierte. Weder Effenberg (zu lethargisch) noch Pflipsen (zu hektisch) konnten das Spiel der Heimmannschaft in die richtigen Bahnen lenken.
Höhepunkt dieser reifen Leistung der Leverkusener das wunderschön herausgespielte 2:0: Vier Stationen (Heintze, Meijer, Lehnhoff, Kirsten) brauchte der Ball, bis er hinter Kamps einschlug.
Die zweite Hälfte zeigte ein völlig anderes Bild. Weniger die eigene Leistungssteigerung als vielmehr Leverkusener Zurückhaltung begünstigte nun die Borussen. Bayer ließ sich zu weit zurückfallen, reduzierte die Aggressivität (Zé Elias gegen Pflipsen) in den Zweikämpfen und ermöglichte den Platzherren Chancen. Immer früher griffen die Gladbacher jetzt an, fingen die Leverkusener meist schon an der Mittellinie ab. Bayer ließ jetzt Spielintelligenz vermissen, drosch die Bälle meist von hinten heraus. Bestraft wurde der Meisterschafts-Aspirant zusätzlich durch eine schwache Schiedsrichterleistung sowie mangelnde Chancenverwertung (Lehnhoff, Sergio). Die Rache folgte auf dem Fuß mit dem Blackout von Meijer und Wörns, der Dahlin den Ausgleich ermöglichte.
Es berichten Oliver Bitter und Frank Lußem