Motorsport

Mercedes GLC 400e 4 Matic: Der reichweitenstarke Plug-in-Hybrid im Test

Plug-in-Hybrid mit üppiger Reichweite

Mercedes GLC 400e 4Matic im Test: Fast schon ein Elektroauto

Mercedes GLC 400e 4Matic: Hier zeigt er sich in der sportlichen AMG-Line.

Mercedes GLC 400e 4Matic: Hier zeigt er sich in der sportlichen AMG-Line. Hersteller

Wie er aussieht:

Das kantige Design seines im Jahr 2008 vorgestellten Vorvaters GLK, dessen Kürzel noch für "Geländewagen Luxus Kompaktklasse" stand, hat der Mercedes GLC in aktueller und dritter Generation weit hinter sich gelassen. Von Offroad-Optik mag man trotz des optischen Unterfahrschutzes oder der (aufpreispflichtigen) breiten Trittbretter kaum noch sprechen, eigentlich nicht einmal von einem SUV. Eher schon scheint angesichts der rundgeschliffenen Formen und der gestreckten, vergleichsweise flachen Silhouette das vielbemühte Schlagwort vom Crossover angebracht. Der GLC sieht dynamisch und keineswegs langweilig aus, dabei aber beruhigend konservativ, der Mercedes-Kundschaft wird nichts mit Verstörungs-Potenzial serviert.

Apropos Kundschaft: Der GLC ist weltweit das meistverkaufte Mercedes-Modell, mit 4,72 Metern Länge besetzt er das populäre Segment der Mittelklasse-SUVs. Das "C" im Namen weist darauf hin, dass unter der Haut die Gene der C-Klasse stecken. Alternativ gibt es vom GLC auch einen Coupé-Ableger.

Wie er eingerichtet ist:

Sehr modern, sehr luxuriös und sehr edel. Je nach Investitionsbereitschaft besteht der feine Materialmix aus Chrom, Klavierlack, offenporigen Furnieren und Leder, als Eindringlinge mischen sich aber auch ein paar erstaunlich schlichte Kunststoffelemente darunter. Ein 30,2 Zentimeter großformatiger, in die Mittelkonsole integrierter und leicht fahrerorientierter Zentralbildschirm im Tablet-Stil beherbergt die wichtigsten Infotainment- und Fahrzeugfunktionen, die schier unendlichen Möglichkeiten sind logisch durchstrukturiert, das gilt auch für den frei vor dem Fahrer respektive der Fahrerin stehenden LCD-Bildschirm. Trotzdem erfordert es mindestens eine ruhige Stunde, sich mit allem vertraut zu machen. Nicht lassen mag Mercedes von den kleinen Touchflächen am Lenkrad, wir halten sie noch immer für eine ziemlich fummelige Angelegenheit.

Mercedes GLC 400e 4Matic

Gewagt: Wer es extrovertiert mag, bekommt das Interieur mit rotem Leder. Hersteller

Gegen Aufpreis spielt die Augmented-Reality-Funktion des Navis virtuelle Objekte und Markierungen wie Verkehrsschilder, Abbiegehinweise, Spurwechselempfehlungen und Hausnummern ein, beim Heranfahren an Schlüsselstellen überträgt eine Außenkamera zudem Bewegtbilder auf den Bildschirm. Und natürlich projiziert gegen Aufpreis ein Head-up-Display die wichtigsten Infos auf die Straße. Welche das sein sollen, kann man konfigurieren.

Exzellent funktioniert die Sprachbedienung („Hey Mercedes“), auf Zuruf öffnet sie sogar das Schiebedach.

Wie viel Platz er hat:

Der GLC ist ein angemessen geräumiges Fahrzeug mit viel Kopf- und Kniefreiheit sowie bequemem Sitzmobiliar, nur subjektiv beinträchtigen die Mittelkonsole und der stattliche Armaturenträger das Raumgefühl etwas. Optional lässt die Elektronik Sitze, Außenspiegel und Lenkrad in die zur Körpergröße passende Position surren, das funktioniert bemerkenswert gut.

Dem mit feiner Auslegeware ausgekleidetem Kofferraum des Plug-in-Hybriden zwackt die Antriebsbatterie zwar 150 Liter Fassungsvermögen ab, mit 470 bis 1530 Litern ist das Gepäckabteil aber immer noch sehr ordentlich auf die Aufnahme von Einkäufen und Reisegepäck vorbereitet. Werden die Rücksitzlehnen umgeklappt - das geht auch vom Frachtabteil aus - tun sich Kombi-Dimensionen auf. Die Heckklappe öffnet und schließt serienmäßig elektrisch.

Mercedes GLC 400e 4Matic

Kennzeichen E: Der 400e ist nicht der einzige, aber der stärkste Plug-in-Hybrid im GLC-Programm. Hersteller

Was ihn antreibt:

Im GLC 400e tut sich ein Team zusammen, das aus einem Zweiliter-Vierzylinder-Benziner mit 185 kW/252 PS einerseits und einem 100 kW/136 PS beisteuernden Elektromotor andererseits besteht. Gemeinsam sind die beiden 280 kW/381 PS stark. An Leistung mangelt es also nicht. Die elektrische Energie wird in einer 31,2-kWh-Batterie gebunkert, die Kapazität fällt für einen Plug-in-Hybriden sehr hoch aus und überbietet sogar die von manch reinem Elektroauto. Dacias kleiner Stromer Spring Electric beispielsweise hat "nur" einen 26,8-kWh-Batteriespeicher an Bord.

Wie bei allen GLC-Modellen erfolgt auch beim 400e der Antrieb auf alle vier Räder (4Matic), die Schaltarbeit erledigt eine 9-Gang-Automatik.

Parallel bietet Mercedes noch zwei weitere teilzeitstromernde Varianten vom GLC an, wobei Batterie und Elektromotor die gleichen bleiben, die Unterschiede definieren sich lediglich über den Verbrenner: Im 300e 4Matic arbeitet die kleinere Ausbaustufe des Zweiliter-Benziners mit 150 kW/204 PS, die Systemleistung beträgt 230 kW/313 PS. Eine Sonderstellung in der Welt der Plug-in-Hybride nimmt der 300de 4Matic ein, denn hier übernimmt ein 145 kW/197 PS starker Diesel den Verbrennerpart, als Systemleistung ergeben sich 245 kW/333 PS.

Daneben kann man den GLC auch steckerlos, sprich mit mildhybridisierten Benzinern und Dieseln bekommen, das Leistungsspektrum reicht von 150 kW/204 PS im Basismodell GLC 200 bis zu 310 kW/421 PS im AMG GLC 43.

2024 wird der vollelektrische GLC als Nachfolger des recht glücklosen EQC auf den Markt kommen.

Mercedes GLC 400e 4Matic

Beim GLC Standard: Der Allradantrieb 4Matic. Hersteller

Wie er sich fährt:

So, wie es eines Mercedes würdig ist. Der eine oder andere Freund der Marke mag früheren Sechszylinder-Seligkeiten nachtrauern, doch dazu besteht kein Anlass. So satt und sonor wie ehedem klingt es vielleicht nicht mehr aus dem Motorraum, doch der Frequenzanteil des Benziners ist - sieht man einmal von einer gewissen Kernigkeit unter Volllast ab - ein angenehmer und nicht unstandesgemäßer. Wenn man überhaupt was hört, denn die Sache mit der Geräuschdämmung hat Mercedes ganz hervorragend hinbekommen.

Dasselbe gilt für die sanft und exakt schaltende Neungangautomatik sowie für den exzellenten Fahrkomfort, dessen behaglichen Schwebefaktor die optionale Luftfederung noch zusätzlich kultiviert. Airmatic heißt sie bei Mercedes, umfasst auch eine Niveauregulierung und ist nur im Paket mit der Hinterachslenkung zu haben, die dem GLC beim Manövrieren und Einparken eine geradezu kleinwagentypische Wendigkeit anerzieht.

Mercedes GLC 400e: Der reichweitenstarke Plug-in-Hybrid in Bildern

An Lebendgewicht bekommt man es beim GLC 400e mit happigen 2,4 Tonnen zu tun. Hüftspeck und Sportsgeist gehen nicht besonders gut zusammen, doch wer ein SUV kauft, wird dies kaum tun, um mit Verve Kurven abzuarbeiten. Zugute halten darf man dem Mercedes, dass sein Aufbau keinerlei beunruhigende Wankneigung zeigt. Und der reichlich vorhandenen Leistung bereitet die zu bewegende Masse ohnedies keine Probleme. In 5,6 Sekunden beschleunigt der GLC 400e von 0 auf Tempo 100, an Höchstgeschwindigkeit legt er 237 km/h vor, rein elektrisch sind 140 km/h möglich.

Im Hybridmodus zieht der GLC 400e die Informationen aus der Navi-Routenführung zu Rate und kann so selbst entscheiden, auf welchen Streckenabschnitten rein elektrisches Fahren sinnvoll ist. Auf innerstädtischen Strecken beispielsweise wird der Verbrenner bevorzugt in die Pause geschickt.

Mercedes GLC 400e 4Matic

Hilfreich im Gelände: Die "transparente Motorhaube". Hersteller

Wer mit dem GLC asphaltierte Wege verlässt, darf auf bemerkenswerte Offroad-Eigenschaften zählen. Im Gelände hilft auch die sogenannte transparente Motorhaube (Extra), die einen virtuellen Blick unter das Fahrzeug und damit auf potenzielle Hindernisse wie große Steine oder Schlaglöcher ermöglicht. Nicht unerwähnt bleiben sollen auch die Eigenschaften, die der Mercedes als Zugpferd besitzt. Bis zu 2000 Kilo nimmt er in Schlepp, der Gespannroutenplaner legt auf Wunsch geeignete Strecken fest und fragt dabei die Nutzung der Anhängevorrichtung ab - kleiner Anhänger, großer oder doch nur ein Fahrradträger?

Wie weit er elektrisch kommt:

Beachtlich weit - bei milden Temperaturen haben wir mit dem GLC 400e regelmäßig eine Reichweite von 120 Kilometern erzielt. Das bedeutet, dass er im Alltag letztlich ein Elektroauto ist und - sofern man sein Potenzial nutzt - die gängigen Vorurteile gegenüber Plug-in-Hybriden widerlegt. Wer nur die üblichen Pendlerdistanzen zurücklegt, muss dazu nicht einmal täglich laden.

Was er verbraucht:

Nach WLTP-Norm 0,6 bis 0,5 Liter Super Plus und 22,5 bis 20,4 kWh Strom pro 100 Kilometer. Im Hybridmix haben wir einen Schnitt von 7,6 Litern Sprit und 4,2 kWh Strom pro 100 Kilometer notiert.

Bei rein elektrischer Fahrt ist mit einem Stromkonsum von 22 kWh/100 km zu rechnen, bei leergefahrenem Akku mit einem Spritverbrauch um 10 l/100 km.

Mercedes GLC 400e 4Matic

Ungewöhnlich: Der GLC 400e kann nicht nur Wechselstrom laden (Foto), sondern holt sich auch Strom aus der DC-Schellladesäule. Hersteller

Wie er lädt:

Am Wechselstromnetz (Wallbox, konventionelle Ladesäule) dreiphasig und mit einem 11-kW-Charger, der komplette Ladevorgang dauert zweieinhalb Stunden. Was nicht viele Plug-in-Hybrid können: Der teilzeitstromernde GLC ist auch schnellladefähig. Der 60-kW-DC-Lader kostet knapp 600 Euro Aufpreis und ermöglicht es, den leeren Akku innerhalb einer halben Stunde wieder aufzuladen.

Die Navi-Karte zeigt hilfreich Ladestationen an, nennt deren Leistung und sagt, wie viele der verfügbaren Ladepunkte gerade frei sind. Auch eine Liste lässt sich aufrufen, die verschiedene Filtermöglichkeiten (beispielsweise "entlang der Route" oder die Leistung) anbietet. Die Batterie ist sich serienmäßig vorklimatisierbar.

Was er bietet:

Der Einstieg beim GLC 400e 4Matic erfolgt mit dem Ausstattungslevel "Avantgarde Advanced". Ein paar Auszüge aus den serienmäßigen Mitbringseln: MBUX-Navigation Premium mit Over-the-Air-Updates und Live Traffic Information, Zweizonen-Klimaautomatik, Sitzheizung, Park-Paket mit Rückfahrkamera, adaptiver Fernlichtassistent, aktiver Spurhalteassistent, Offroad-Fahrprogramm, elektrische Heckklappe sowie Kofferraumkomfort-Paket mit elektrisch klappbaren Rücksitzlehnen, Wendematte und 12-Volt-Steckdose. Die Möglichkeiten der Aufpreisliste sind gefühlt unerschöpflich - und kosten viel Geld.

Mercedes GLC 400e 4Matic

Zügig unterwegs: Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 237 km/h, rein elektrisch legt der Plug-in-Hybrid 140 km/h vor. Hersteller

Was er kostet:

Ab 77.100 Euro. Schon das ist teuer, lässt sich aber noch nahezu beliebig ausbauen. Selbst eine Lenkradheizung (mit beheizbarer Scheibenwaschanlage 428 Euro) muss extra bezahlt werden, gar nicht zu reden von Aufwendigem wie dem Head-up-Display (1178 Euro), dem Fahrerassistenz-Paket Plus (2892 Euro) oder dem Technik-Paket aus Hinterachslenkung und Luftfederung (3320 Euro). Unser Testwagen in der sportlichen Topausstattung "AMG Line Premium Plus" kam auf bestürzende 107.544 Euro.

Den Umweltbonus gibt es für Plug-in-Hybride bekanntlich nicht mehr. Wegen der nach wie vor vergünstigten 0,5-Prozent-Besteuerung sind sie aber als Dienstwagen nach wie vor attraktiv.

Was wir meinen:

Nicht nur als luxuriöser, geräumiger Reisewagen mit feinem Fahrkomfort schlägt sich der Mercedes 400 GLC 400e 4Matic meisterlich. Dank Hinterachslenkung fremdelt er auch mit dem Stadtverkehr nicht, und die Geländetechnik macht ihn sogar zum versierten Offroadkraxler.

Ob der bemerkenswert reichweitenstarke Plug-in-Hybridantrieb sinnstiftend ist, kommt auf den Anwendungsfall an. Wenn es überwiegend kürzere Strecken sind, die den Alltag prägen, wird man die Tankstelle nur selten ansteuern müssen und das gute Gefühl genießen, ein Elektroauto zu bewegen. Langstrecken-Vielfahrer hingegen dürften nach wie vor mit dem dieselnden 300d besser bedient sein, der für gut 4200 Euro weniger zu haben ist. Angesichts des sehr hohen Preises scheint das freilich fast wie ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Ulla Ellmer

Datenblatt: Mercedes GLC 400e 4Matic

Antrieb Plug-in-Hybrid, Allradantrieb, Neungang-Automatik

OTTOMOTOR:

Hubraum 1999 ccm

Zylinder 4

Leistung 185 kW/252 PS bei 5800/min

max. Drehmoment 400 Nm bei 2000 - 3200/min

ELEKTROMOTOR:

Leistung 100 kW/136 PS

Max. Drehmoment 440 Nm

HYBRIDANTRIEB

Systemleistung 280 kW/381 PS

Systemdrehmoment 650 Nm

Batterie Lithium-Ionen 31,2 kWh

Laden AC dreiphasig bis 11 kW, DC bis 60 kW

Höchstgeschwindigkeit 237 km/h, elektrisch 140 km/h

Beschleunigung 0 auf 100 km/h 5,6 sec

Benzinverbrauch WLTP 0,6 - 0,5 l Super Plus/100 km

Stromverbrauch WLTP 22,5 - 20,4 kWh/100 km

Testverbrauch Hybrid-Mix 7,6 l Super Plus und 4,2 kWh Strom pro 100 km

CO2-Emission WLTP 15 - 12 g/km

Schadstoffnorm Euro 6d-ISC-FCM

Länge 4,72 m

Breite 1,89 m ohne, 2,08 m mit Außenspiegeln

Höhe 1,64 m

Sitzplätze 5

Kofferraum 470 bis 1530 l

Kraftstoff-Tank 49 l

Leergewicht 2355 kg

zulässiges Gesamtgewicht 2840 kg

Zuladung 485 kg

Anhängelast 2000 kg (gebremst)

Versicherungs-Typklassen 19 (KH), 22 (TK), 27 (VK)

Preis ab 77.100 Euro