Bundesliga

FC Bayern und Lewandowski in der "Expected Goals"-Analyse

Was die "Expected Goals" über den Spitzenreiter aussagen

Meister der unerwarteten Tore: Bayern und Lewandowski in der "xGoals"-Analyse

Seine Qualität zeigt sich auch bei den "Expected Goals": Robert Lewandowski.

Seine Qualität zeigt sich auch bei den "Expected Goals": Robert Lewandowski. imago images

Hinterher war es kein großes Thema mehr und irgendwie ja auch egal. Doch kurz bevor der FC Bayern am vergangenen Samstag den VfB Stuttgart in Unterzahl auseinandernahm, hatte Sasa Kalajdzic das 1:0 für den Aufsteiger leichtfertig vergeben. "Die Chance hätten wir nutzen sollen", haderte VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo.

Dass die Bayern diese Gelegenheit in diesem Spiel nicht ausgelassen hätten, ahnte nach ihrem 4:0-Sieg jeder, und dieser Eindruck kommt nicht von ungefähr: Kein Bundesligist schießt in dieser Saison mehr Tore als der FC Bayern - und keiner schießt so viele Tore mehr als erwartet. Nach 26 Spieltagen ist der Bundesliga-Tabellenführer der Meister der "Expected Goals".

Bayern schoss schon über 19 Tore mehr als statistisch erwartet

Dieser Wert, kurz "xGoals" oder "xG" genannt, gibt auf Basis zahlreicher Faktoren für jeden Torabschluss an, wie groß die Chance auf ein Tor tatsächlich war, und kann so die "zu erwartenden Tore" einer Mannschaft oder eines Spielers errechnen (eine ausführliche Definition finden Sie hier). Während etwa Borussia Dortmunds 54 Saisontore ziemlich genau dem Dortmunder xG-Wert des Anbieters "Statsbomb" entsprechen (53,22), ist die Diskrepanz bei den Bayern riesig.

Statistisch gesehen müsste der Rekordmeister 58,67 Saisontore erzielt haben (was immer noch knapp Ligabestwert wäre), tatsächlich aber hat er 78-mal getroffen und damit 19,33 Tore mehr geschossen als "erwartet". Das spricht dafür, dass die Münchner ihre Chancen sagenhaft kühl nutzen, also auch aus Torabschlüssen Tore machen, die erfahrungsgemäß nicht unbedingt in ein Tor münden.

Das geht so weit, dass die Bayern in der aktuellen xG-Tabelle, die die Punkte für jedes Spiel nach den xG-Werten der beiden Teams vergibt, nach 26 Spieltagen nur Vierter sind - hinter dem VfL Wolfsburg (3.), Borussia Dortmund (2.) und ihrem kommenden Bundesliga-Gegner RB Leipzig (1.). Und das hat einiges mit Robert Lewandowski zu tun.

35 statt 24 Tore: Lewandowski trifft mit jedem dritten Abschluss

Analysiert man dessen bisherige Saisonabschlüsse, spuckt die Datenbank 24,42 "Expected Goals" aus, in Wahrheit aber hat Bayerns Torjäger schon 35-mal getroffen. Auch die anderen Bayern-Profis haben zwar mehr Tore erzielt als vom xG-Modell geschätzt, Thomas Müller etwa neun statt 4,75, Serge Gnabry neun statt 7,41. Doch keiner kann mit Lewandowskis Zahlen mithalten. Er bringt das Prinzip xG gewissermaßen an den Rand der Verzweiflung.

Von seinen 113 Abschlüssen, davon 92 innerhalb des Strafraums, saß mit 35 beinahe jeder dritte, insgesamt 31 Prozent. 36 Prozent verfehlten den Kasten, 16 Prozent wurden gehalten, 17 Prozent geblockt. Zum Vergleich: Müllers Torquote liegt bei 26, Gnabrys bei 17 Prozent.

"Er ist ein Spieler, der immer in der Lage ist, auch mal vier Tore in einer Partie zu erzielen. Aber hoffentlich nicht gerade gegen uns", hatte Matarazzo vor dem VfB-Auftritt in München über Lewandowski gesagt. Seine Hoffnung wurde erfüllt, nur anders als geplant: Lewandowski kam gegen den VfB zwar auf vier Torschüsse, nutzte aber "nur" drei.

Jörn Petersen/sg

Bayern nur Dritter: Die "xGoals"-Tabelle der Bundesliga