Bundesliga

Vincenzo Grifo und der Bolzplatz: "Junge, spinnst du eigentlich?"

Vincenzo Grifo über seine ungewöhnliche Ausbildung

"Meine Mutter und mein Vater haben gesagt: Junge, spinnst du eigentlich?"

"Ich bin gottfroh, dass ich den Weg gegangen bin": Vincenzo Grifo.

"Ich bin gottfroh, dass ich den Weg gegangen bin": Vincenzo Grifo. imago images

"Du brauchst immer jemanden in der Mannschaft, der den Unterschied machen kann", sagt Vincenzo Grifo, und natürlich weiß er, dass diese Rolle beim SC Freiburg besonders ihm zukommt. Der italienische Nationalspieler hat sich zu einem der besten Außenbahnspieler der Bundesliga entwickelt, obwohl sein Weg dorthin ein ganz anderer war als bei vielen Teamkollegen. Oder genau deswegen?

Grifo, heute 27, ist erst mit 18 Jahren vom heimischen 1. CfR Pforzheim in die Jugendabteilung des Karlsruher SC gewechselt. Statt in einem Nachwuchsleistungszentrum wurde er beim endlosen Kicken mit Freunden geschult. Manchmal kratzten sich sogar seine Eltern am Kopf.

Seine Ausrüstung: diverse Inter- und Italien-Trikots - "alles gefälscht"

"Ich habe am Samstag um 13 Uhr ein Spiel gehabt, aber war von 9 bis 11.30 Uhr auf dem Bolzplatz", erzählt Grifo in der aktuellen Ausgabe des "kicker meets DAZN"-Podcasts. "Meine Mutter, mein Vater und mein Bruder haben gesagt: 'Junge, spinnst du denn eigentlich?' - 'Ich mache mich nur warm, Mama, Papa!' - 'Und wenn du dich verletzt?' - 'Ich verletze mich nicht, die kriegen mich eh nicht.'"

Noch besser waren nur die Sonntage, die "zu dreißigst" von 9 bis 20 Uhr auf dem Bolzplatz verbracht wurden. "Und wehe, einer von meinen Jungs ist nicht gekommen!" Grifos Ausstattung: ausreichend Wasser und diverse Inter-Mailand- und Italien-Trikots. "Alles gefälscht."

Er ist sich sicher, dass er von dieser speziellen Ausbildung noch heute profitiert. "Deswegen bringe ich vielleicht manche Sachen vom Bolzplatz in die Bundesliga mit. Darauf bin ich auch sehr stolz." Wäre er schon in der D-Jugend zum KSC, zum VfB Stuttgart oder nach Hoffenheim gewechselt, "könnte ich versprechen, dass ich ein anderer Spieler wäre".

"Vince, schau, dass du drei Tore machst und wir gewinnen"

Statt auf die richtige Ballannahme und andere Details zu pochen, hätten die Trainer zu ihm nur gesagt: "Vince, schau, dass du drei Tore machst und wir gewinnen. Wie du es machst, ist uns egal." Dieser Unterschied "beeinträchtigt dann schon deinen Spielstil", betont Grifo. "Deswegen bin ich gottfroh, dass ich den Weg gegangen bin. Von meinem Spielstil hat man mir mit 19 nicht mehr arg viel nehmen können."

Umso mehr hat er natürlich danach noch gelernt - vor allem als er 2015 nach Stationen in Hoffenheim, Dresden und Frankfurt erstmals in Freiburg eintraf. "Als ich hergekommen bin vom FSV Frankfurt, habe ich die Hälfte von dem, was ich jetzt weiß, gar nicht gewusst: Wo stehe ich, wie laufe ich an, wann lauere ich?" Diese "vielen Kleinigkeiten" habe ihm Christian Streich vermittelt.

Heute macht Grifo der Blick zum Bolzplatz eher wehmütig

"Der Coach hier beschäftigt sich individuell brutal mit dir, das ist vielleicht das, was ihn ausmacht", sagt Grifo. Dadurch sei auch er "ein reiferer und besserer Spieler geworden". Sein Glück: "Man muss schon sehr kritikfähig sein, das bin ich Gott sei Dank." Gewisse Freiheiten genieße er zwar auch noch unter Streich, "aber nicht die Freiheit, dass ich weniger machen darf". Auch das habe sich für ihn mit dem Wechsel nach Freiburg "brutal verändert".

Und der Bolzplatz in Pforzheim? Inzwischen macht er Grifo vor allem wehmütig. "Heute", sagt er, "sieht man da keinen Menschen mehr."

Was die "tolle" Atmosphäre im Freiburger Kader ausmacht, wie er auf die kicker-Rangliste blickt, warum er von San Siro träumt - und was ein "Pforzheimer" und ein "Ehrenfurz" ist: Das ausführliche Gespräch mit Vincenzo Grifo gibt es in der aktuellen Ausgabe von "kicker meets DAZN".

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KMD #71 - Vincenzo Grifo
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jpe