FSV-Trainer Kasper Hjulmand, der mit seinem Team bis dato saftige acht Partien ohne Sieg gewesen war, reagierte auf das torlose Remis beim 1. FC Köln mit vier Wechseln: Wollscheid, Soto, Koo und de Blasis starteten für Bell, Junior Diaz, Allagui und Jairo. Trotz der schier aussichtslosen Lage hatte sich im Vorfeld Mittelfeldmann Geis ein klein wenig mutig gezeigt: "Die Fans freuen sich auf das Spiel, alle freuen sich auf das Spiel. Das wird ein Hexenkessel."
Münchens Coach Pep Guardiola stellte gegenüber dem 2:0 gegen Freiburg , dem fairsten Spiel seit Datenerhebung (nur acht Fouls), auf drei Positionen um: Boateng, Schweinsteiger und Höjbjerg begannen für Benatia, Xabi Alonso und Lewandowski. Weil außerdem die Verletztenliste mit Starke (Syndesmoseriss), Alaba (Innenbandriss), Badstuber (Aufbautraining), Benatia (Leistenzerrung), Javi Martinez (Kreuzbandriss), Lahm (Bruch des Sprunggelenks), Rode (grippaler Infekt), Thiago (Innenbandriss), Xabi Alonso (Knöchelprellung) und Lewandowski (Prellung) ellenlang war, kam natürlich nochmals die Frage nach Wintereinkäufen auf. Guardiolas klare Meinung dazu: "Nein! Nein! Nein! Ich will keine neuen Spieler."
Vier Treffer, nur zwei zählen
Tunnelte Manuel Neuer und brachte seine Mainzer in einem starken ersten Durchgang in Front: Elkin Soto. Getty Images
Auf der Bank übrigens nahmen zusammengerechnet 382 Bundesliga-Spiele beim FCB ihre Plätze ein - 375 hatte allein davon Pizarro. Der und seine Kollegen, unter anderem mit Reina und Zingerle zwei (!) Torhüter, sahen eine starke Anfangsphase von beiden Teams. Mainz drückte direkt furios nach vorne, liefen Neuer, Dante und Boateng stets an. Chancen? Gab es ebenfalls - sogar ein Tor, das nicht zählte: Koo & Co. arbeiteten sich enorm sehenswert nach vorne. Am Ende nickte de Blasis nach einer schönen Flanke von rechts ein, doch stand dabei auch im Abseits (4.). Dennoch zeigte das den enormen Willen der Rheinhessen an diesem Abend, die stets auf solche Gelegenheiten nach Balleroberungen oder Fehlpässen der Gäste lauerten, in der Abwehr alles reinwarfen und sogar bis zum Ende der ersten Hälfte mehr Zweikämpfe für sich entschieden. Den Bayern fiel derweil trotz Ballbesitz und zahlreichen Strafraumannäherungen nicht viel ein.
Schweinsteiger kontert Soto
Eine erste größere Chance hatte schließlich Robben, der nach einem Diagonalschlag von Dante von rechts nach innen zog, an Torhüter Karius vorbeikam und einbuchtete. Der Treffer zählte allerdings auch nicht - auf Abseits wurde entschieden (19.). Der nächste aber schon - und zwar der für Mainz zur nicht unverdienten Führung: Nach einem Höjbjerg-Fehlpass starteten die Mainzer einen schnellen Gegenschlag. Auf der rechten Seite wurde zunächst Okazaki freigespielt, der nicht lange fackelte und direkt nach innen passte. Am langen Pfosten rauschte letztlich der freie Soto heran, der aus kurzer Distanz mit links Neuer tunnelte (21.).
Starker Freistoß: Weltmeister Bastian Scheinsteiger. Getty Images
Die Antwort der Münchner folgte aber auf dem Fuße: Der FCB erarbeitete sich nach dem Anstoß einen Freistoß aus rund 20 Meter Entfernung. Schweinsteiger konzentrierte sich, lief langsam an und drehte das Leder oben links an den Innenpfosten. Torwart Karius war zwar noch leicht dran, konnte den Einschlag aber nicht verhindern - 1:1 (24.). Bis zum Ende des ersten Durchgangs drückten die Gäste zwischenzeitlich deutlich mehr, es fehlten allerdings die Ideen gegen den stark agierenden FSV-Defensivverbund. Es blieb auch aufgrund weiterer fehlender Großchancen mit einem verdienten 1:1 in die Katakomben.
Der 17. Spieltag
Nervenzehrende Mainzer
Kräfteverschleiß bei Mainz? Zu Beginn des zweiten Durchgangs jedenfalls noch nicht. Die Hjulmand-Elf ging weiter ein enormes Tempo, drückte vorne und rückte schnell nach hinten. Das entnervte den amtierenden Meister teilweise sichtbar. Vor allem, als plötzlich Malli nach einem Koo-Chip über die Abwehr frei auf Neuer zueilte - Neuer parierte klasse (49.). In der Folge verflachte das Spiel chancentechnisch arg - wenig gelang auf beiden Seiten. Auffällig aber, wie die Mainzer teilweise stark den Ball laufen ließen und sich vom Münchner Pressing unbeeindruckt zeigten (59.). Koo schenkte den Gästen nach einem Foul mit dem Kopf an Götze einen aussichtsreichen Freistoß (60.), den Ribery in die Mauer bugsierte (61.).
Höjbjerg verzieht - Pizarro kommt
In Minute 73 schepperte es dann beinahe für den im Vorfeld turmhohen Favoriten, der sich hier und an diesem Tage aber äußerst schwer tat: Robben zirkelte einen Freistoß von links auf Dante, der beinahe herankam. Aus dem Hinterhalt hämmerte schließlich Höjbjerg drauf, dessen starker Flachschuss von den reinspringenden Geis und Soto abgefälscht wurde und links vorbeistrich (73.). Auf der Gegenseite konnte Malli, nachdem er sich an Boateng vorbeigetankt hatte, keinen präzisen Querpass anbringen (75.).
Robben steht goldrichtig
Später Erfolgsgarant: Arjen Robben stach spät zum 2:1. Getty Images
Für die finalen Minuten brachte FCB-Trainer Guardiola Joker Pizarro (77.). Doch der Peruaner konnte sich wie seine Kollegen lange Zeit nicht mehr richtig durchsetzen - bis zur 90. Minute, als der Gigant doch noch eiskalt zuschlug und die Freude der Mainzer nach einem großen Fußballtag zerstörte: Park leitete mit einem fatalen Fehlpass ein. Der Querpass des Abwehrmanns landete schließlich über Ribery auf der linken Seite bei Juan Bernat. Der Spanier flankte von der Grundlinie nach innen und fand, nachdem Müller trotz leichter Berührung verpasst hatte, den freien Robben. Der Niederländer vollendete mit rechts humorlos und stieg einmal mehr zum Matchwinner auf. Die Münchner feierten zum Abschluss des Jahres doch noch einen Dreier, während die Serie der Mainzer nun bei neun Bundesliga-Spielen ohne Dreier steht.
Am Samstag, den 31. Januar (15.30 Uhr), empfängt Mainz den Aufsteiger aus Paderborn. Der amtierende Meister aus München gastiert einen Tag vorher (20.30 Uhr) im Auftaktspiel der Rückrunde und direkten Spitzenspiel beim Tabellenzweiten Wolfsburg.