Bundesliga

Magath: "Natürlich ist Union der Favorit"

Hertha: Pekarik im ausverkauften Derby dabei

Magath: "Natürlich ist Union der Favorit"

"Ich habe keine Derby-Ängste, aber ich bin schon nervös": Hertha-Coach Felix Magath.

"Ich habe keine Derby-Ängste, aber ich bin schon nervös": Hertha-Coach Felix Magath. IMAGO/Matthias Koch

Auch die letzten Restkarten sind seit Donnerstag an den Mann gebracht, 74.667 Zuschauer werden am Samstagabend im ausverkauften Olympiastadion Augenzeugen des dritten Berliner Derbys der laufenden Saison. Im November kassierte Hertha in der Liga im vorletzten Spiel unter Pal Dardai nach einem blutleeren Auftritt eine 0:2-Niederlage in der Alten Försterei. Mitte Januar verabschiedete sich Hertha unter Dardais Nachfolger Tayfun Korkut zu Hause gegen Union aus dem DFB-Pokal, beim 2:3 im Achtelfinale verschliefen die Blau-Weißen die erste halbe Stunde komplett. Jetzt, im dritten Derby und mit abermals neuem Trainer, will Hertha endlich gewinnen. Die Kulisse soll dabei zum Faktor werden. "Stimmung tut einer Mannschaft immer gut. Wenn im Stadion richtig was los ist, ist es als Spieler immer förderlich", sagte Geschäftsführer Fredi Bobic am Freitagmittag in der Spieltagspressekonfrenez. "Wer da Angst hat, hat den Beruf verfehlt. Es wird morgen einmalig sein, toll sein, wieder ein Gefühl zu haben, das für uns alle eine Ewigkeit her ist. Es wird farbenprächtig, es wird stimmungsvoll. Das kann morgen ein großer Stimmungsaufheller werden. Aber dafür musst du etwas tun. Dafür musst du ackern und das Ding am Ende auch irgendwie ziehen."

Magath bittet um Unterstützung

Auch Korkut-Nachfolger Felix Magath, seit dessen Ankunft in Berlin Hertha ein überzeugendes (3:0 gegen Hoffenheim) und ein unterm Strich solides, aber zeitweise zu mutloses Spiel (1:2 in Leverkusen) in die Bilanz eintrug, erhofft sich viel Unterstützung von den Rängen: "Endlich mal wieder volle Hütte, endlich mal wieder richtige Fußball-Atmosphäre. Auf so ein Spiel kann man sich nur freuen. Wir können die Situation nur zusammen meistern. Ich bitte die Fans um größtmögliche Unterstützung. Die Spieler sind gewillt, etwas zu tun. Ihnen fehlt noch etwas der Glaube an sich."

Trainersteckbrief Magath
Magath

Magath Felix

Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
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2
Borussia Dortmund Borussia Dortmund
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3
Bayer 04 Leverkusen Bayer 04 Leverkusen
52

Pekarik ist einsatzbereit

Personell hat sich die Lage, die sich unter der Woche gefährlich zuzuspitzen drohte, inzwischen etwas entspannt. Sicher ausfallen werden nach Klubangaben nur Stammkeeper Alexander Schwolow (Sehnenverletzung im Oberschenkel) und Winter-Neuzugang Kelian Nsona (Aufbautraining nach Kreuzbandriss). Rechtsverteidiger Peter Pekarik, der am Mittwoch mit bandagiertem Knöchel das Training abbrechen musste, ist einsatzbereit. Auch Linksverteidiger Marvin Plattenhardt (Adduktorenprobleme) soll und will auf dem Rasen stehen. Der Einsatz von Niklas Stark (Knochenstauchung im Sprunggelenk), den Magath in beiden Spielen im defensiven Mittelfeld brachte, ist weiterhin offen. "Bei Niklas ist noch ein Fragezeichen", sagte Magath, "da müssen wir die Einheit am Nachmittag abwarten."

Immer emotional: Die Geschichte des Berliner Derbys

An der Bedeutung des Spiels ließ der Coach keinen Zweifel: "Wir haben noch sechs Endspiele, nichts anderes. Mit jedem Punkt, den wir nicht machen, wächst die Unsicherheit und der Druck, der eh schon groß ist." Vor allem in seiner HSV-Zeit erlebte der 68-Jährige einige innerstädtische Duelle, auch vor seiner Berliner Derby-Premiere bekannte er: "Ich habe keine Derby-Ängste, aber ich bin schon nervös. Die Spieler sind es, denke ich, auch. Ein Derby ist etwas Besonderes. Man muss nervös sein, um besondere Leistungen zu bringen. Normale Leistungen kann man ohne Nervosität abliefern."

Magath lobt Zingler und Fischer

Dem Gegner Union, der in dieser Woche sein Saisonziel Richtung Europa korrigierte, zollte Magath ein Lob für die kontinuierliche Arbeit. "Union war größtenteils anders als viele andere Bundesligaklubs", sagte Herthas Trainer. "Sie hatten eine Linie und haben diese Linie in den letzten Jahren, vielleicht sogar Jahrzehnten durchgezogen. Das ist eng mit dem ersten Mann, Herrn Zingler, verbunden, der für diesen Verein steht und diesen Verein so hingestellt hat. Sie sind nie von ihrer Linie abgewichen. Wenn man die heutige Mannschaft sieht, haben sie in den letzten Jahren mehr auf Mentalität der Spieler geachtet als auf das sogenannte Potenzial, das ein Spieler möglicherweise immer hat. Damit sind sie recht gut gefahren."

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Und auch die Verpflichtung seines Trainerkollegen Urs Fischer sieht Magath als wichtigen Faktor für die bemerkenswerte Entwicklung des Klubs aus Köpenick, der aktuell zehn Plätze und 15 Punkte vor Hertha rangiert: "Sie haben den richtigen Trainer zur richtigen Zeit geholt. Sie haben diesem Mann viel zu verdanken, was in den letzten drei Jahren passiert ist." Kontinuität, Mentalität, eine Linie - all das war bei Hertha in der Zeit, in der Fischer Union trainiert, nicht zu erkennen. Auch deshalb sind für Magath die Kräfteverhältnisse vor dem Aufeinandertreffen am Samstag klar: "Natürlich ist Union der Favorit, das ist ja gar keine Frage. Dennoch haben wir Chancen, das Spiel zu gewinnen."

Steffen Rohr