Bundesliga

Amine Adli: Wieder Leverkusens Bayern-Schreck?

Wie der Münchner Matchplan Bayers Entscheidung im Sturm beeinflusst

Macht Xabi Alonso Adli wieder zum Bayern-Schreck oder spielt er Tuchel in die Karten?

Könnte zur Schlüsselfigur im Gipfeltreffen mit dem FC Bayern werden: Amine Adli.

Könnte zur Schlüsselfigur im Gipfeltreffen mit dem FC Bayern werden: Amine Adli. IMAGO/Laci Perenyi

Die erste Elf von Xabi Alonso für das Spitzenspiel dürfte feststehen - bis auf eine Personalie. Doch die hat es in sich. So könnte die Entscheidung von Leverkusens Trainer über den Einsatz von Amine Adli taktisch von höchster Bedeutung sein, der nach seiner Rückkehr vom Afrika-Cup am Dienstag im Pokal-Viertelfinale gegen Stuttgart (3:2) als Joker nicht nur wegen seines Treffers zum 2:2 wichtig war.

So könnten die Tiefenläufe des schnellen Offensivakteurs auch gegen den FC Bayern ein Schlüsselelement darstellen. Bewies doch die Partie der Münchner gegen Werder Bremen (0:1), mit welch einfachen Mitteln man gegen die weit aufgerückte Defensive des Rekordmeisters torgefährlich werden kann: schnell gespielte, lange Pässe in die Spitze zwischen die Münchner Innenverteidiger; dort wurde der Ball dann in den Lauf eines Werder-Angreifers verlängert - und die Bayern-Abwehr so wiederholt ausgehebelt.

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Ein einfaches Muster, dessen sich auch der Tabellenführer am Samstag (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) als Variante bedienen könnte. Ohne den früheren französischen U-21-Nationalspieler Adli, der inzwischen für Marokko stürmt, würde Bayer allerdings in vorderster Linie dieser extrem explosive Drang in die Tiefe fehlen.

Kandidaten für eine Verschnaufpause bieten sich Trainer Xabi Alonso im Angriff seines 3-4-3 genug an. Jonas Hofmann lieferte halbrechts gegen Stuttgart sein schlechtestes Spiel für Bayer 04 ab, und auch Mittelstürmer Patrik Schick hängt sichtbar durch, wartet noch auf seinen ersten Treffer im Jahr 2024, trägt den Kopf derzeit etwas tiefer.

Hofmann? Schick? Adli?

Wie also entscheidet sich Xabi Alonso? Verzichtet er auf Hofmann, nimmt er dem Leverkusener Tiki-Taka grundsätzlich eine sehr spielintelligente Schaltstation, die in Topform oft über den halbrechten Zehnerraum viele Abläufe in Gang setzt bzw. hält. "Ich habe keine Zweifel an Jonas. Wir brauchen den besten Jonas. Er ist sehr, sehr wichtig für uns", sagte Xabi Alonso am Freitag. Möchte Bayer das Spiel auch gegen die Bayern selbst aufziehen - und das ist das Leverkusener Selbstverständnis - würde der 31-jährige Hofmann, falls er in guter Form ist, deutlich fehlen. Weil Adli mehr als Stürmer denn als Gestalter fungiert.

Verzichtet der Trainer auf Schick, würde Bayer der Zielspieler in der Spitze und damit auch der Akteur fehlen, der die Bälle festmachen oder nach Bremer Vorbild in die Tiefe verlängern kann. Doch die Variante ohne Schick und damit ohne echten Mittelstürmer beinhaltet auch ein anderes Risiko, das im Münchner Spielansatz liegen könnte.

Setzt Tuchel in Leverkusen auf einem dominanten Auftritt mit viel eigenem Ballbesitz und hohem Pressing, so wie es Stuttgart am Dienstag taktisch herausragend praktizierte, wäre Konterspieler Adli als Neuner die treffende Wahl. Man erinnere sich nur an Leverkusens 2:1-Erfolg in der Vorsaison, als der Bayern-Schreck beide Strafstöße herausholte, die zum Sieg führten.

Doch Adlis Nominierung in der Spitze könnte auch nach hinten losgehen und Tuchels Matchplan voll in die Karten spielen, wenn sich der Bayern-Trainer dazu entscheidet, wie im Liga-Heimspiel gegen den VfB Stuttgart dem Gegner die Initiative und viel Ballbesitz zu überlassen, um diesen dann wie die Schwaben beim 3:0-Sieg Mitte Dezember eiskalt auszukontern.

Bayerns Umschaltspiel nicht in der Kritik - Bayer durch Kossounous Fehlen anfälliger

Das Münchner Umschaltspiel steht anders als viele andere Elemente in Tuchels Mannschaft nicht in der Kritik, stellt vielmehr eine ausgesprochene Stärke dar. Der Topspeed von Leroy Sané und Jamal Musialas Fähigkeiten zum finalen Pass sind Qualitäten, die Bayers Defensive vor massive Probleme stellen können.

So kassierte Leverkusen am 18. Spieltag beim 3:2 in Leipzig zwar erst sein erstes Konter-Gegentor, doch seit Jahresbeginn zeigt sich der so defensivstarke Tabellenführer in Abwesenheit von Innenverteidiger Odilon Kossounou (Elfenbeinküste), der noch beim Afrika-Cup im Einsatz ist, durchaus anfälliger für schnelles gegnerisches Umschaltspiel. Schließlich stellte Kossounous Kombination aus Zweikampfstärke und Topspeed oft das Stoppschild für die Konter der Kontrahenten dar.

Setzt Tuchel wie gegen Stuttgart auf diesen Konter-Ansatz, würde Bayer 04 das Spiel machen gegen einen tief stehenden Gegner, aber ohne einen eigenen Wandspieler in und am gegnerischen Strafraum. Was dazu führen könnte, dass die Elf von Xabi Alonso viel um die Box der Bayern herum, aber wenig in diese hineinspielt. In Verbindung mit der eigenen Idee zu kontern für die Münchner eine aussichtsreiche Kombination.

Welchen Münchner Matchplan antizipieren Xabi Alonso und sein Co-Trainer Analyse Marcel Daum also für den Liga-Gipfel? Wohin mit Adli? Nach halbrechts? Auf die Neun? Oder anfangs doch wieder auf die Ersatzbank? Letzteres wäre typisch für Leverkusens Chefcoach, der damit nochmal das Vertrauen in die eigene Stärke demonstrieren würde. Nach dem Motto: Wir ziehen auch gegen die Bayern unser Spiel durch.

Übrigens: Beim 2:1 im März 2023 spielte Xabi Alonso aufgrund des Fehlens von Schick mit Ideengeber Florian Wirtz als falscher Neun und Adli über halblinks. Doch damals war noch das Umschaltspiel und nicht der dominante Ballbesitz Leverkusens präferiertes Stilmittel.

Stephan von Nocks

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