Bundesliga

Eduard Löwens zweiter Versuch bei Hertha BSC Berlin

Im ersten Anlauf bei Hertha fremdelte der Mittelfeldspieler

Löwens zweiter Versuch: "Ich sehe das als Neustart"

Bekommt unter Hertha-Coach Bruno Labbadia eine neue Chance: Eduard Löwen.

Bekommt unter Hertha-Coach Bruno Labbadia eine neue Chance: Eduard Löwen. imago images

Am Ende ging es schnell. Ein Telefonat mit Trainer Bruno Labbadia am Mittwoch vergangener Woche, am Samstag ein Anruf von Manager Michael Preetz und die Information, dass die Rückruf-Aktion auch formal besiegelt ist. Am Samstagabend war Eduard Löwen zurück in der Stadt, mit der er vor einem Jahr gefremdelt hat, und bei dem Klub, in dem er im ersten Halbjahr 2019/20 nur dabei war statt mittendrin.

Neuanfang für Löwen

"Ich kenne ihn schon lange und habe ihn immer beobachtet", sagt Labbadia, der schon zu seiner Wolfsburger Trainer-Zeit den Weg des Allrounders Löwen mit gesteigertem Interesse verfolgte. "Wir hatten jetzt die Situation: Holen wir in der Kürze der Zeit einen Neuen, einen Fremden dazu? Das fand ich nicht gerechtfertigt. Lieber holen wir unseren eigenen Spieler, der erst vor einem Jahr kam, und arbeiten mit ihm. Eduard soll auf Reset drücken. Es ist ein Neuanfang für ihn."

So sieht's der Spieler selbst auch. Hertha verpflichtete den U-21-Vize-Europameister im Sommer 2019 für 7 Millionen Euro Ablöse vom 1. FC Nürnberg und garnierte den Transfer mit salbungsvollen Worten, aber eine richtige Verwendung hatten weder Ante Covic noch der ab Ende November amtierende Jürgen Klinsmann für ihn. Beide ließen Löwen nie von der Leine - und der verkroch sich mehr und mehr ins eigene Schneckenhaus.

Schwere Zeit unter Klinsmann

"Ich bin letztes Jahr nie so richtig hier angekommen", gibt Löwen zu. "Die Stadt ist groß, im Verein spielte ich nicht - da war es nicht einfach. In dem halben Jahr hatte ich es sehr schwer im Fußball. Dann ist man auch nicht unbedingt so offen dafür, alles kennenzulernen. Die Schuld kommt dann immer von beiden Seiten. Ich hab‘ mich dann ein Stück weit verschlossen." Daraus hat er gelernt und sagt: "Es liegt auch an mir, allem etwas offener gegenüberzutreten."

Der Blitz-Abflug im Winter - direkt aus dem Januar-Trainingslager in Orlando - war für Löwen damals eine Art Flucht: "Klinsmann sagte mir offen: Wenn ich dableibe, werde ich wenig Spielzeit bekommen. Dann habe ich mich verabschiedet, um Spielpraxis zu sammeln. Augsburg war da eine gute Option. Man kann darüber streiten, ob ich dableiben und es nochmal hätte versuchen sollen." Für den FCA bestritt er in der Rückrunde 16 Spiele (2 Tore), am Ende der Vorbereitung auf diese Saison bremste ihn eine Verletzung.

"Ich bin mit guter Stimmung hergekommen"

Als die Berliner in der vergangenen Woche den Plan an ihn herantrugen, die bis 2021 fixierte Ausleihe an den FCA vorzeitig aufzulösen und ihn als Nachfolger für Arne Maier (Leihe nach Bielefeld) zurück in die Hauptstadt zu lotsen, gab sich Löwen offen: "Ich hatte ein gutes Gespräch mit Bruno Labbadia, das hat mich überzeugt. Ich bin froh, hierher zu kommen, auch wenn das erste halbe Jahr in Berlin nicht gut lief. Das habe ich ehrlich gesagt, dazu stehe ich auch. Aber das Ganze jetzt sehe ich als Neustart für mich, ich bin mit guter Stimmung hergekommen."

Damit die diesmal länger anhält als beim ersten Mal, will er sich in Kürze mit Labbadia nochmal intensiver austauschen, um die Aufgabenstellung im Detail zu besprechen. Der Trainer sieht in seiner Mittelfeld-Allzweckwaffe einiges, aber er sagt auch: "Eduard hat gute Möglichkeiten. Aber er muss seine Fähigkeiten, die er zweifelsohne hat, noch besser ins Spiel bekommen." Robustheit, Schussstärke, Vielseitigkeit - mit diesen Attributen nimmt Löwen den Kampf gegen die Rivalen im stark besetzten zentralen Mittelfeld auf.

Löwen könnte unter Labbadia viel Spielzeit bekommen

"Als Achter" sieht Labbadia den Rückkehrer vorrangig, das deckt sich mit der Selbsteinschätzung des aufgeräumt wirkenden Profis. Wenn sich die Chance auf Einsätze bietet, will Löwen zuschnappen: "Ich bin körperlich auf einem guten Niveau. Ich fand die Herangehensweise von Bruno Labbadia gut. Er hat gesagt, dass er der Meinung ist, dass ich viel Spielzeit bei ihm bekommen könnte. Allerdings liegt das ein Stück weit dann auch an mir. Ich erwarte keine Versprechungen vom Trainer." Nur eine echte Chance. Die gab es vor einem Jahr für ihn in Berlin nicht.

Steffen Rohr

Klub für Klub: Die Sommer-Transfers der Bundesligisten