2. Bundesliga

Lieberknecht bleibt lieber Realist: "Warum sollen wir große Töne spucken?"

Darmstadt nach Heimsieg über Paderborn weiter Tabellenführer

Lieberknecht bleibt lieber Realist: "Warum sollen wir große Töne spucken?"

Torsten Lieberknecht klatscht erstmal nach jedem Spiel Beifall, am Ende der Saison vielleicht dann zur ganzen Saison.

Torsten Lieberknecht klatscht erstmal nach jedem Spiel Beifall, am Ende der Saison vielleicht dann zur ganzen Saison. IMAGO/Jan Huebner

Sieben Spieltage stehen noch aus in der 2. Liga. Die besten Chancen auf einen direkten Aufstieg hat Tabellenführer Darmstadt, der nach einem 2:1 über Paderborn den Vorsprung auf den dritten Platz (Heidenheim) auf nun mehr sieben Punkte ausgebaut hat. Ein komfortables Polster.

Dennoch stapelt man am Böllenfalltor angesichts einer möglichen Bundesliga-Rückkehr (zuletzt 2016/17) weiter tief.  "Das hört sich sich so als super Understatement an. Aber, wenn man heute Paderborn gesehen hat, fragt man sich manchmal, warum die Jungs nicht auf Tabellenplatz eins sind", begründete Trainer Torsten Lieberknecht den Realismus beim Spitzenreiter. 

Der knappe Heimsieg gibt dem Coach im Grunde Recht, denn es war eher ein Erfolg aus der Kategorie Arbeitssieg. Bricht man es auf die Tore runter, waren die Darmstädter Treffer eine abgerutschte Flanke von Matthias Bader zum 1:0 und ein eiskaltes Ausnutzen eine katastrophalen Rückpasses von Ron Schallenberg durch Braydon Manu zum 2:1-Endstand. 

Laufen und ein entscheidender Moment als Schlüssel zum Sieg

Zwischendrin war auch immer wieder Paderborn gefährlich gewesen und hätte vor allem nach dem 1:1 (verwandelter Foulelfmeter von Florent Muslija) kurz vor und nach der Pause Möglichkeiten selbst in Führung zu gehen. Auch Lieberknecht nahm in dieser Phase wahr, dass der SCP immer "latent gefährlich" war, "aber all das wussten wir heute." Für die Lilien war klar, "dass wenn wir den Sieg einfahren wollen, wir viel machen müssen".

Und das hieß vor allem Laufen, Laufen, Laufen. Immer wieder schlossen die Darmstädter sich bietende Räume und ließen so Paderborn auch in der Schlussphase, in der die Gäste nochmal alles mobilisierten, nicht erneut zum Ausgleich kommen. Nach Schlusspfiff waren Lieberknechts Spieler 117,42 Kilometer unterwegs gewesen - und toppten damit eines der laufstärksten Teams der Liga um 700 Meter.

Manus Nominierung zahlt sich aus

Eben jener Einsatz, den es laut Lieberknecht braucht, "um das Positionsspiel der Paderborner in den Griff zu bekommen", war aber nur ein Schlüssel zum Sieg. Ein weiterer war Schallenbergs folgenschwerer Fehlpass. Manu spritzte dazwischen und machte sich auf den Weg zum Siegtor. "Natürlich ist es auf der einen Seite ein Fehler, aber du musst auch lauern. Braydon hat das Näschen, solche Bälle eben dann auch mal zu erahnen", lobte Lieberknecht seinen Angreifer, dem er anstelle vom gesperrten Kapitän Fabian Holland (10. Gelbe Karte) das Vertrauen geschenkt - und sich damit für die offensivere Aufstellung entschieden hatte.

Auch wenn der SVD durch den dritten Sieg in Folge seine Aufstiegsambitionen erneut untermauerte, sei diese Partie doch ein gutes Beispiel, warum am Böllenfalltor noch nicht von der Bundesliga-Rückkehr geträumt wird. "Warum sollen wir große Töne spucken, wenn man weiß, wie jedes Spiel auf Messers Schneide ist", fragte Lieberknecht. Das Träumen wollte er viel lieber den Fans überlassen. Wenngleich er beim Anhang den Eindruck hatte, "dass die Leute manchmal noch erstaunt sind über die Situation hier". 

Lieberknecht hingegen bleibt lieber Realist und will auch in den verbleibenden Spielen "weiter unseren Weg so gehen, wie wir ihn bisher bestritten haben: Ohne große Töne zu spucken, weiter Spiel für Spiel abzuarbeiten". Die nächste Teilaufgabe wartet dann am kommenden Sonntag in Düsseldorf (13.30 Uhr) auf die Lilien.

sts

Terodde schafft 30: Alle Torschützenkönige der eingleisigen 2. Liga