Bundesliga

"Lieber zum Handball schicken": Freiburg-Neuzugang Adamu im Porträt

Österreichs Nationalstürmer bringt Tempo, Arbeitsmoral und viel Potenzial mit

"Lieber zum Handball schicken": Freiburg-Neuzugang Adamu im Porträt

Ist seit November 2021 österreichischer Nationalspieler: Junior Adamu.

Ist seit November 2021 österreichischer Nationalspieler: Junior Adamu. IMAGO/GEPA pictures

Beim GSV Wacker war 2019 Ende. Der Spielbetrieb wurde eingestellt beim Grazer Amateurklub. Acht Jahre zuvor nahm dort allerdings eine interessante Karriere ihren Anfang, die künftig in der Bundesliga ihre Fortsetzung findet. Junior Adamu, im nigerianischen Kano geboren und mit drei Jahren nach Österreich gekommen, machte in der Steiermark als Zehnjähriger seine ersten fußballerischen Schritte.

Als 22-Jähriger stand Adamu nun erstmals in der Startelf der österreichischen Nationalmannschaft. Vergangene Woche beim EM-Qualifikationsspiel gegen Schweden (2:0), als Sturmpartner von Michael Gregoritsch, seinem neuen Freiburger Klubkollegen. "Er vermisst mich schon…", berichtete der 22-Jährige wenig später im Rahmen seiner Vorstellung im Breisgau über den Nachrichtenaustausch mit Gregoritsch. Der habe ihm wie der andere bisherige ÖFB- und nun auch Klubkollege Philipp Lienhart "nur gute Sachen" über den SC erzählt: "Darum bin ich da!"

Sechs Millionen Euro Ablöse

Der über Wochen angestrebte Deal ist seit Ende vergangener Woche fixiert, Freiburg hat die erste von zwei gesuchten Offensivverstärkungen in seine Belegschaft eingegliedert. Sechs Millionen Euro Ablöse plus erfolgsabhängige Boni bekommt RB Salzburg, wo Adamu seit 2015 fußballerisch reifte, zwischendurch bei Farmteam Liefering. Als prägend für seinen Werdegang entpuppte sich 2021 auch die halbjährige Leihe zum Schweizer Erstligisten St. Gallen, für den der Rechtsfüßer in 18 Partien acht Tore schoss und drei Vorlagen gab.

In der abgelaufenen Spielzeit schaffte Adamu in Salzburg den Durchbruch. Er war zwar keine unumstrittene Stammkraft, kam in 40 Pflichtpartien 23-mal als Joker, aber auch auf bemerkenswerte 20 Scorerpunkte (14 Tore, 6 Assists), darunter ein Königsklassen-Treffer gegen Chelsea. Ausgereift ist der Mann, der durch Tempo, Intensität und Zug zum Tor besticht und sowohl zentral vorne als auch hängend agieren kann, aber natürlich längst nicht.

Wie bei all unseren jungen Spielern hat er noch richtig Entwicklungspotenzial.

Jochen Saier

Das wurde beispielsweise gegen Schweden deutlich. Neben dem deutlich erfahreneren Gregoritsch (47 Länderspiele, neun Tore), der Großchancen hatte und sich an der Entstehung beider Tore beteiligte, blieb Adamu (sechs Länderspiele, kein Treffer) weitgehend blass, wurde in der Pause durch Marko Arnautovic ersetzt. "Wie bei all unseren jungen Spielern hat er noch richtig Entwicklungspotenzial", sagt SC-Sportvorstand Jochen Saier über den Spross einer fußballbegeisterten Familie mit Talent. Adamus Schwester Cynthia Chidiebere war zuletzt für die U-17-Auswahl des ÖFB im Einsatz.

FREIBURG IM BREISGAU, GERMANY - APRIL 01: Kenneth Schmidt of SC Freiburg in action during the Bundesliga match between Sport-Club Freiburg and Hertha BSC at Europa-Park Stadion on April 01, 2023 in Freiburg im Breisgau, Germany. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

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Adamu, der mit unkonventionellen Aktion mal den Gegner und mal sich selbst überrascht, kann besonders im Torabschluss und im technisch-taktischen Bereich noch zulegen. Dafür scheint er - obwohl das fast alle Spieler und Vereine im offiziellen Kommuniqué eines Wechsels behaupten - am passenden Ort zu sein. Der SC braucht nach dem Winterabgang von Kevin Schade nach Brentford unbedingt offensiven Speed, und unter Anleitung von Christian Streich und seinem Trainerteam hat sich fast jeder Profi verbessert. Besonders, wenn er sich lernbereit, offen und kritikfähig zeigte.

Adamu bringt einen großen Willen, viel Ehrgeiz und die Mentalität eines harten Arbeiters mit. Star-Allüren sind dem freundlichen, eher schüchternen jungen Mann fremd. Es ist davon auszugehen, dass Adamu dafür schuften und kämpfen wird, bald mit Gregoritsch regelmäßig ein erfolgreiches Duo zu bilden, im SC- wie im ÖFB-Trikot.

Adamu hat Payerhofer überrascht

Dass er beide Jersey einmal als Profi tragen würde, hatte ihm Christian Payerhofer nicht im Entferntesten zugetraut. "Nach zwei Wochen im Training habe ich Juniors Papa geraten, dass er seinen Buben lieber Handball spielen schicken soll”, erzählte Payerhofer einmal der "Kleinen Zeitung". Adamu ließ sich nicht entmutigen, machte Extratraining mit dem damaligen Nachwuchsleiter und verblüffte mit seiner Entwicklung nicht nur Payerhofer - seinen ersten Fußballtrainer beim GSV Wacker. "Er wollte einfach immer spielen", sagt dieser - und kann ihm seit einiger Zeit dabei im Fernsehen zuschauen.

Carsten Schröter-Lorenz, Tobias Waidhofer

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