Bundesliga

Leverkusens Bankrotterklärung: "Das ist nicht zu akzeptieren"

Nicht nur Rolfes wird nach dem 0:4 deutlich

Leverkusens Bankrotterklärung: "Das ist nicht zu akzeptieren"

Lange Gesichter schon nach der ersten Hälfte: Die Leverkusener Profis zeigten in München eine erschütternde Leistung. 

Lange Gesichter schon nach der ersten Hälfte: Die Leverkusener Profis zeigten in München eine erschütternde Leistung.  IMAGO/Eibner

Und in diesem befindet sich die Werkself inzwischen. Punktet Wolfsburg gegen den VfB Stuttgart, steht Bayer 04 nach dem 8. Spieltag auf einem Abstiegsplatz mit nur fünf Punkten. Blickt man auf die Darbietung in der Münchner Arena, so sieht man keinen Ansatzpunkt, warum sich an diesem Tabellenbild schnell etwas ändern sollte.

So blutleer agierte Bayer. Angesichts der Passivität der Leverkusener im Zweikampf stellten Zyniker am Freitagabend fest, dass bei der 0:4-Pleite ein neuer Zuschauerrekord in der 75.000 Menschen fassenden Arena aufgestellt worden sei - mit 75.000 und elf …

Die Art und Weise, wie der Champions-League-Teilnehmer sich präsentierte, war erschütternd. "Wir hatten keinen Zugriff. Wir wurden hergespielt", stellte Robert Andrich unumwunden fest, "wir sind gar nicht in die Zweikämpfe gekommen. Wir sind überall einen Schritt zu spät gewesen. Das war von Anfang an eine Katastrophenleistung."

Bei aller Qualität, die wir haben: Fußball ist nun mal ein Tagesgeschäft - und momentan haben wir gar keine. Ganz einfach.

Kerem Demirbay

Sein Partner in der überforderten Doppelsechs Kerem Demirbay erklärte, jeder müsse sich fragen: "Hat er alles dafür getan? Muss er mehr tun?" Und gab selbst die Antwort: "Definitiv! Ich hoffe, jeder ist ehrlich zu sich selber. Als Mannschaft müssen wir mehr tun!" Den aktuellen Status ordnete der 29-Jährige treffend ein: "Bei aller Qualität, die wir haben: Fußball ist nun mal ein Tagesgeschäft - und momentan haben wir gar keine. Ganz einfach."

Zumindest in der Bewertung der 90 Minuten zeigte sich Bayer stark. Allerdings verbat sich auch jede andere Einordnung. Der Auftritt war eine sportliche Bankrotterklärung. Wie auch Geschäftsführer Simon Rolfes unumwunden eingestand: "Wir waren chancenlos von der ersten Minute an. Wir haben alles vermissen lassen, was du in einem Bundesligaspiel zeigen musst: Zweikampfverhalten, Laufbereitschaft, auch fußballerische Komponenten, Mut. Natürlich musst du gut verteidigen, aber du kannst ja nicht nur hoffen, dass du erfolgreich bist, wenn du nicht selbst die Initiative ergreifst."

Eine Bestandsaufnahme, die besonders besorgniserregend ist, weil Seoane am Tag vor der Pleite noch genau die Grundtugenden eingefordert hatte, die man gerade im Existenzkampf braucht: Einsatz, Wille, Leidenschaft, sich wehren.

"Dass wir nicht zur Tagesordnung übergehen, ist ja klar"

Nichts davon war auch nur ansatzweise zu sehen. "Das ist enttäuschend. Die Leistung insgesamt ist enttäuschend. Die Komponenten, die ich genannt habe, sind die Grundvoraussetzung", sagte Rolfes, der sich schon am Dienstag in der Champions League beim FC Porto eine andere Einstellung erwartet.

Die Minusleistung in München hat jedenfalls für zusätzlichen Gesprächsbedarf gesorgt. "Das müssen wir aufarbeiten. Dass wir nicht zur Tagesordnung übergehen, ist ja klar. Es gibt Spiele, die kann man mal verlieren, und natürlich ist Bayern München eine Topmannschaft. Keine Frage, aber darum geht es überhaupt nicht", monierte Rolfes, der unmissverständlich feststellte: "Es ist natürlich nicht zu akzeptieren, wie wir gespielt haben."

Der Druck auf Seoane steigt

Trotz des erschreckenden Auftritts und trotz der Krise wird der Klub offenbar Trainer Seoane das Vertrauen nicht entziehen. Auch wenn sich der Druck auf den wackelnden Schweizer, der die Willensfrage stellte sowie mangelnde Zweikampfführung und Kampfbereitschaft monierte, durch das München-Spiel nochmal erhöht hat.

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Doch Rolfes erklärt: "Alle sind in der Verantwortung. Wir haben am Dienstag das nächste Spiel. Wir brauchen kurzfristig Erfolge und ein anderes Auftreten. Das ist das Entscheidende. Und das ist, womit wir uns beschäftigen sollten, und nicht mit anderen Dingen." Also auch nicht mit Seoane. Noch stellen sich die Verantwortlichen die Trainerfrage nach ihrem Bekenntnis zum 43-Jährigen in der vergangenen Woche nicht erneut.

Stephan von Nocks