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LeBron James: eine Orange, keine Pille - NBA-Finals 2018: Superstar der Cleveland Cavaliers überragt im Alleingang

NBA-Finals 2018: Superstar der Cleveland Cavaliers überragt

LeBron James: eine Orange, keine Wunderpille

Ließ den TD Garden in Boston verstummen - und hat nun die NBA Finals im Blick: LeBron James.

Ließ den TD Garden in Boston verstummen - und hat nun die NBA Finals im Blick: LeBron James. Getty Images

Pfiffe setzte es von den Rängen im Bostoner TD Garden, der Heimstätte der Boston Celtics, als sich LeBron James mit seinen Cleveland Cavaliers am Sonntag zum Showdown im Eastern Conference Final der NBA blicken ließ. Besonders auf den Cavs-Superstar hatten es die keltischen Fans etwas abgesehen, versuchten den "King" bei Freiwürfen lautstark abzulenken, zu irritieren oder mit etwas Spott zu leichtsinnigen Fehlern zu verleiten.

Auch der erst 20-jährige Celtics-Rookie Jayson Tatum, der der Play-off-Topscorer Bostons mit 18,2 Punkten im Schnitt war und immer wieder in direkten Duellen auf James traf, "drückte" dem "King" in diesem siebten Spiel nach einem mächtigen Dunk ein paar flotte Sprüche - der übliche Trash Talk der NBA eben.

Doch LeBron James blieb cool wie eh und je, machte sein Spiel (wenngleich ihm auch acht Turnover unterliefen) - und führte seine Cavs mit 35 Punkten, 15 Rebounds, neun Assists zum 87:79 bei den Boston Celtics. Damit hievte er Cleveland zum vierten Mal in Folge in die NBA-Finals. Nahezu im Alleingang.

Denn dieses Cleveland besteht in dieser Saison im Grunde nur aus "James Himself". Nach dem Abgang von Kyrie Irving gab es eine Kaderrochade nach der anderen, Spieler wie Isaiah Thomas erwiesen sich als Flops, Akteure wie Dwyane Wade oder Derrick Rose konnten sich nicht gut integrieren . Etablierte Recken wie J.R. Smith (12 Punkte), Tristan Thompson (10) oder Distanz-Shooter Kyle Korver (3) leisteten nur Beihilfe. Die Abwehr hatte immer wieder erhebliche Mühe - und dann brach vor diesem Spiel 7 auch noch Kevin Love mit einer Gehirnerschütterung weg. Jeff Green, der für Love in die Anfangsformation rückte, half immerhin ordentlich und kam auf 19 Punkte, acht Rebounds.

James: "Das war eine der herausfordernsten Saisons"

James bot den Gegnern (besonders in den Play-offs den Indiana Pacers, den Toronto Raptors und den Boston Celtics) sowie den Wettanbietern im Grunde also höchst selbst die Stirn - und zeigte der Basketball-Welt besonders in den sieben Vergleichen mit Boston einmal mehr, zu was er auch mit 33 Jahren noch fähig ist: die Show im Alleingang rocken! Da ließ er es sich auch nicht nehmen, nach einem starken Zug zum Korb inklusive Korbleger kurz vor Spielschluss etwas provokant in Richtung der Bostoner Fans mit einem lauten Urschrei sowie Schlägen auf die Brust zu antworten.

"Es ist eine tolle Leistung für unser Team - und es ist eine Freude, diese Truppe anzuführen", betonte James hinterher bescheiden und sagte mit Blick auf das bislang schwierige Jahr für Cleveland: "Es gab Rosen, und es gab Dornen. Das war eine der herausfordernsten Saisons, die ich bislang hatte."

Premiere seit 2006: James hält die volle Distanz durch

LeBron James

Der Beste aller Zeiten? Darüber lässt sich streiten. Einer der Besten ist LeBron James aber in jedem Fall. Getty Images

Wie Recht er hat: Denn James forderte allein an diesem Abend seine Lungen, seine Muskeln, seinen Körper immens heraus und hielt über die vollen 48 Minuten auf dem Parkett durch. Er gönnte sich somit keine Sekunde Auszeit! Und das erstmals seit zwölf Jahren: 2006 hatte er gegen die Detroit Pistons letztmals die vollen 48 Minuten absolviert - da war James 21 Jahre jung.

Das Bild hinterher: dicke Eispackungen um beide Knie, die Füße in einem Eimer mit kaltem Wasser. LeBron James holte sich in der Kabine jede Kühlung, die er nach diesem Abend kriegen konnte. "Ich werde die Orange auspressen, bis kein Saft mehr drin ist", sagte der erschöpfte Superstar, nachdem er als Spieler zum achten Mal (!) in Serie ins NBA-Finale eingezogen war. Der derzeit beste Basketballer hatte sich wieder einmal aufgeopfert.

There is no magic pill.

Spruch auf der Cap von LeBron James

Seine Worte dazu: "Am Ende meiner Karriere kann keiner behaupten, dass ich nicht alles gegeben hätte." Auf seiner Cap, die er sich zu diesem Zeitpunkt aufgesetzt hatte, stand in diesem Moment: "There is no magic pill", es gibt keine Wunderpille.

LeBron James

Der "King" ist zurück in den NBA Finals - zum achten Mal in Folge: LeBron James schaltete mit den Cavaliers die Boston Celtics aus. Getty Images

Die beeindruckenden Zahlen, die die Karriere des "King" seit geraumer Zeit pflastern, haben einmal mehr Zuwachs bekommen: Für den Ausnahmekönner war dies der sechste Erfolg nacheinander in einem siebten Spiel (Elimination) - und wieder greift James nach der Krone. Von 2011 bis 2014 hatte er das Finale mit den Miami Heat erreicht, seit 2015 mit Cleveland. Meister wurde der 14-malige Allstar 2012, 2013 und 2016. "Er ist einfach der beste Spieler der Welt", schwärmte Clevelands Coach Tyronn Lue über seinen Spieler. "Und wenn du in ein Spiel sieben gehst, willst du den besten Spieler der Welt an deiner Seite haben."

"Er ist unglaublich", musste auch Bostons Cheftrainer Brad Stevens hinterher Respekt zollen. "Unser Ziel zu Beginn der Serie war es, (James) so viel Energie wie möglich zu rauben. Ich dachte, die meiste Zeit waren wir ziemlich gut darin. Am Ende hatte er aber trotzdem 35 Punkte. Es ist ein Witz." Die Celtics, bei denen der deutsche Nationalspieler Daniel Theis wegen seiner Knieverletzung als Zuschauer den K.-o.-Schlag erlebte, standen hinterher geknickt im eigenen TD Garden und verpassten ihren ersten Finaleinzug seit 2010. Die Fans waren ebenfalls verstummt. Sie alle konnten "Mister NBA" einfach nicht stoppen.

Kobe Bryant: "Ich liebe es, was er macht"

Mit seinen Leistungen befeuert LeBron James vor dem Finale derweil weiter die öffentliche Dauerdiskussion, ob er womöglich eine Legende wie Michael Jordan vom imaginären Thron des besten Basketballers der Geschichte stoßen könnte. Auch der frühere Superstar Kobe Bryant mischte sich nun in die Debatte ein - und argumentierte salomonisch. "Wir können beide genießen, ohne dass wir einen niedermachen", twitterte der Ex-Profi der Los Angeles Lakers. "Ich liebe es, was er macht. Diskutiert nicht über etwas, was definitiv niemand gewinnen kann."

Und wie geht es in naher Zukunft weiter? Offen. Eine Niederlage bei den bis dahin in den Play-offs zu Hause ungeschlagenen Boston Celtics hätte seine Zeit bei den Cavaliers eventuell beendet. James kann in jedem Fall im Sommer aus seinem mit 35,6 Millionen US-Dollar dotierten Vertrag für 2018/19 aussteigen und noch einmal wechseln. Die Entscheidung über die Zukunft hat er selbst vertagt. Denn erst einmal will der "King" die Finals bestreiten - notfalls eben wieder "allein", über sieben Spiele und über die volle Distanz. Im Grunde nichts Neues...

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