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Laudatio von Jimmy Hartwig: "Der kicker - eine echte Größe in der Fußballwelt"

Auszeichnung mit dem "Bayerischen Sportpreis"

Laudatio von Jimmy Hartwig: "Der kicker - eine echte Größe in der Fußballwelt"

Ex-Nationalspieler Jimmy Hartwig (li.) und kicker-Herausgeber Rainer Holzschuh.

Ex-Nationalspieler Jimmy Hartwig (li.) und kicker-Herausgeber Rainer Holzschuh. imago images

"Mein erster Blick am Montagmorgen ging früher immer in den kicker, um zu sehen, welche Note man bekommen hat. Viele meiner Fußballerkollegen geben das ja nicht zu, aber das war immer so. Und dann gab's entweder Lob oder es wurde rumgeschimpft. Wenn es eine Eins oder Zwei gab, wurden das kicker-Sportmagazin und seine tollen Fachleute gelobt. Bei einer Fünf war klar: Die haben alle keine Ahnung!

Ganz unabhängig von den Noten habe ich den kicker immer als fairen Partner geschätzt. Kein Text war unterhalb der Gürtellinie, der Sport stand immer im Vordergrund. In meiner aktiven Karriere als Fußballer habe ich das tatsächlich auch anders erlebt. Da wurde ich zum Beispiel von den Rängen der gegnerischen Fans durchbeleidigt. 'Husch, husch, in den Busch' war dabei noch einer der harmloseren Rufe.

Der kicker hingegen stand für mich immer für Fairplay. Auch deswegen hatte und hat das Magazin einen ganz besonders hohen Stellenwert für mich. In der Vergangenheit des kicker war das allerdings nicht immer so. Walter Bensemann, der Gründer der Zeitschrift, war Jude. 1920 - also vor genau 100 Jahren - gründet er den kicker und wird dessen erster Herausgeber, die Redaktion sitzt im schweizerischen Kreuzlingen und in Konstanz.

Bensemann sieht in der Zeitung, wie er mehrfach schreibt, ein 'Symbol der Völkerversöhnung durch den Sport'. Dafür streitet er fortan, auch gegen die erstarkenden Nationalsozialisten. 1933 wird er von den Nazis ins Exil verjagt, wo er ein Jahr später verstirbt. Der kicker wird von den Nazis vereinnahmt.

Zur fairen, unabhängigen Berichterstattung hat das Magazin nach dem Krieg schnell zurückgefunden. Die neue Redaktion sitzt jetzt in Nürnberg, die alte Vision von Walther Bensemann lebt weiter: Der Fußball als Institution, der alle Schichten zusammenbringt. Nach dem Krieg lebt dieser Gedanke wieder auf, und der Fußball bekommt mit dem neuen kicker-Magazin sein Sprachrohr zurück.

Mit Ideen wie dem 'Fußballer des Jahres', dem 'Torschützenkönig' oder dem Bundesliga-Sonderheft erobert der kicker sich seinen besonderen Stellenwert zurück. Seriösität statt Boulevard, Qualität statt Schnelligkeit. Mit diesen Werten ist das Magazin zu dem geworden, was es heute, 100 Jahre nach der Gründung, ist: eine echte Größe in der Fußballwelt.

Und darum freue ich mich, dem kicker hier und heute den Bayerischen Sportpreis in der Kategorie 'Herausragende Präsentation des Sports' überreichen zu dürfen und wünsche alles Gute für die nächsten 100 Jahre."

Ex-Nationalspieler Jimmy Hartwig gewann mit dem Hamburger SV dreimal die deutsche Meisterschaft und 1983 den Europapokal der Landesmeister. Heute engagiert sich der 66-Jährige beim DFB für Integration und Fairplay.

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