Bundesliga

Lachnummer Schalke: Wo ist das Popcorn, bitte?

Kommentierende Analyse zur Lage bei S04

Lachnummer Schalke: Wo ist das Popcorn, bitte?

Wann kehrt auf Schalke die Sonne zurück? Der Dienstag bescherte den Königsblauen einen neuen Tiefpunkt.

Wann kehrt auf Schalke die Sonne zurück? Der Dienstag bescherte den Königsblauen einen neuen Tiefpunkt. Getty Images

Sieglos ohne Ende, Respektlosigkeiten von Spielern, dazu besorgniserregende Aussichten: Die Führung des FC Schalke 04 hat jetzt endlich einmal in Form von personellen Konsequenzen härter durchgegriffen. Richtig so! Mit Amine Harit und Nabil Bentaleb bis auf Weiteres ein gesondertes Trainingsgrüppchen zu bilden, ist grundsätzlich angebracht. Die Trennung vom Technischen Direktor Michael Reschke war aufgrund von internen Spannungen unausweichlich. Den Vertrag von Vedad Ibisevic zum Jahresende wieder aufzulösen, legt offen, wie stark die Vorstellungen von der Zusammenarbeit auseinanderklafften.

Wie dieser turbulente Dienstag gelaufen ist, lässt den FC Schalke 04 aber (nicht zum ersten Mal) in mehrerlei Hinsicht als Lachnummer dastehen. Wer die Ereignisse dieses Dienstags aufmerksam verfolgte, fragte sich zwischendurch: Wo ist das Popcorn, bitte?

Harit: Fast höhnisch im besten Berateragentur-Jargon

Beispiel Harit: Fast zeitgleich zur Klubmitteilung, dass der Marokkaner ebenso wie Bentaleb bis auf Weiteres nur individuell trainieren darf, sendet der Offensivspieler in sozialen Netzwerken eine Botschaft in die Welt hinaus, die fast höhnisch daherkommt. Wörtlich steht da im besten Berateragentur-Jargon: "Die Spieler, das gesamte Trainer- und Betreuerteam, alle Angestellten und natürlich die Fans: (...) Nur als Einheit werden wir es schaffen." Veröffentlicht von einem Profi, der gerade vom Verein deutlich dafür abgestraft worden ist, dass er sich egoistisch und respektlos gegenüber Trainer Manuel Baum verhalten hat.

Ibisevic und das Tollhaus

Beispiel Ibisevic: Mit ihm trennt sich Schalke ausgerechnet von dem Spieler, der in seinen Einsätzen auf dem Feld mit am ehesten voranging und dafür auch noch mit Abstand am wenigsten Geld erhalten wollte - keine 10.000 Euro pro Monat. Dass die Zusammenarbeit zwischen dem Angreifer und Schalke nach nur rund 80 Tagen wieder ihrem Ende entgegensteuert, dürfte eher vom Spieler als vom Verein ausgehen, weil der 36-Jährige womöglich gemerkt hat, in was für ein Tollhaus er da in Gelsenkirchen wirklich hineingeraten ist.

Stinkstiefel Bentaleb und ein Timing zum Schießen

Beispiel Bentaleb: Einen bestimmten Auslöser für seine Ausbootung gab es nicht, der seit Jahren als Stinkstiefel geltende Sechser wurde bei Gelegenheit einfach mal mit rasiert, weil es grundsätzlich halt nicht passt. Okay, aber jetzt kommt's: Während der Algerier in der Geschäftsstelle sitzt, um sich an seinem 26. Geburtstag den Laufpass abzuholen, veröffentlicht der Verein via Twitter ein herzliches "Happy Birthday". Grundsätzlich eine feine Geste, seinem Spieler auf diesem Wege zu gratulieren, aber das richtige Timing gepaart mit Fingerspitzengefühl ist ja schon lange kein Schalker Steckenpferd mehr. Immerhin: Der Glückwunsch-Post wurde kurze Zeit später wieder gelöscht.

Reschke-Trennung eine Frage der Perspektive

Beispiel Reschke: In der Klubmitteilung wird der Abschied damit begründet, dass man "unterschiedliche Auffassungen über die sportliche Zukunft des Vereins" hatte. Näher an der Wahrheit wäre wohl: Nicht das, was noch kommen könnte, führte zur Trennung, sondern das, was gewesen ist. Denn: Das Verhältnis zwischen Reschke und dem Vorstand war schlichtweg belastet. Unterschiedliche Zukunftsvorstellungen klingt nur netter.

Der Schalker Tag der Entscheidungen lieferte im Detail so viel Slapstick, dass man sich bisweilen in einer Kinokomödie wähnen konnte. Speziell Schalke-Fans dürften sich allerdings mal wieder vorkommen wie in einem schlechten Film. Was nicht nur an diesem Popcorn-Dienstag liegt ...

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