Bundesliga

Hertha-Coach Labbadia zur Offensive: "Da geht noch mehr"

Cordoba beim Debüt auf den Spuren von Deisler und Pantelic

Labbadia zur Offensive: "Da geht noch mehr"

Hertha-Coach Bruno Labbadia ist noch keineswegs vollends zufrieden.

Hertha-Coach Bruno Labbadia ist noch keineswegs vollends zufrieden. imago images

Jhon Cordoba sank kurz vor der Eckfahne auf die Knie, er reckte beide Arme Richtung Himmel und zelebrierte die Freude übers Premieren-Tor für seinen neuen Arbeitgeber angemessen feierlich.

Cordoba wandelt auf den Spuren von Deisler und Pantelic

Mit seinem Treffer beim Debüt reihte sich der in der Vorwoche für 15 Millionen Euro vom 1. FC Köln losgeeiste Kolumbianer in eine lange Liste ein, die prominente Namen umfasst. Cordoba avancierte zum 25. Spieler, der im ersten Bundesliga-Einsatz für Hertha BSC gleich getroffen hat. Dodi Lukebakio war das vor einem Jahr beim 2:2 in München gelungen, zuvor hatten dies unter anderen auch Uwe Kliemann, Karl-Heinz Granitza, Uwe Rahn, Sebastian Deisler, Andreas Thom, Ali Daei und Marko Pantelic geschafft. "Das war ein Einstand, wie man ihn sich wünscht", lobt Manager Michael Preetz. "Jhon war sofort drin im Spiel und hat gleich gezeigt, was er uns geben kann: Durchsetzungsvermögen, Tempo, Tiefe und Torgefährlichkeit."

Mit der ersten Aktion nach seiner Einwechslung legte der neue Stürmer in Bedrängnis den Ball auf Vladimir Darida ab, der sogleich Matheus Cunhas Tor zum Berliner 3:0 vorbereitete. Den 4:1-Endstand markierte Cordoba selbst, zuvor hatten sich ihm bereits zwei Chancen geboten. "Die Qualität von Jhon ist es, die Bälle zu halten und in die Räume zu starten", sagt Trainer Bruno Labbadia. "Das hat funktioniert."

Die gesamte Offensive lief auf Hochtouren. Schon eine Woche zuvor, beim Pokal-K.o. bei Zweitliga-Rückkehrer Eintracht Braunschweig, waren vier Tore und etliche weitere Möglichkeiten Ausweis enormer Produktivität. Angesichts des Ausscheidens, durch groteske individuelle Fehler in der Defensive herbeigeführt, ging das in der Betrachtung allerdings unter. Beim Liga-Auftakt in Bremen hat Hertha abermals angedeutet, wozu dieser Kader offensiv in der Lage ist.

Preetz: "Wir sind unberechenbarer geworden"

"Es war seit Jahren unser Ziel, dass wir uns offensiv breiter aufstellen, variabler Fußball spielen und die Torgefahr auf mehr Schultern verteilen", sagt Preetz. "Wir haben da vorn jetzt einen großen Konkurrenzkampf und sind unberechenbarer geworden." Matheus Cunha, der von der Zehn aus so ziemlich jeden Quadratmeter des Rasens erkundete, traf wie schon im Pokal - auch Dodi Lukebakio (zwei Tore in Braunschweig, eins in Bremen) bewies seine gute Frühform. "Diese Läufe in die Tiefe" wie vor dem Tor fordert Preetz noch öfter vom Belgier, "das ist seine große Stärke."

In Braunschweig hatte Labbadia sein Team im 4-3-3 sortiert, zum Liga-Start im 4-4-2 - mit enormer Flexibilität in der Offensive. Neben automatisierten Abläufen fordert Labbadia von seinen Offensivspielern, "kreativ zu sein und frei entscheiden zu können". In zwei aufeinanderfolgenden Pflichtspielen jeweils mindestens viermal zu treffen - das war Hertha zu Bundesliga-Zeiten zuletzt im Januar 1978 gelungen (4:1 gegen 1860 München, 5:0 bei Eintracht Frankfurt), zu Zweitliga-Zeiten im September 1992 (4:1 in der 2. Liga gegen Unterhaching, 4:2 im DFB-Pokal beim SC Freiburg). Vier Tore in Bremen waren gar ein Novum für die Berliner. "Die gesamte Mannschaft hat das offensiv sehr gut gemacht. Vorn Tore zu schießen, geht nur, wenn wir gute Abläufe haben. Diese Abläufe sind in beiden Spielen gelungen, wir arbeiten viel an einem guten Positionsspiel", sagt Labbadia. "Für eine Offensive ist es immer gut, wenn man am Anfang gleich trifft. Dann gibt es in den Zeitungen kein Gerechne, wie viele Minuten nicht getroffen wurde."

Labbadia: "Es gibt noch einiges, was wir besser machen müssen"

Trotz der enormen Produktivität erwartet der Coach noch mehr: "Es wäre sehr einfach, wenn man nach zwei Spielen, in denen wir die Tore gemacht haben, meinen würde, es wäre schon alles gut. Ich sehe uns da vorne noch lange nicht so weit. Es gibt noch einiges, was wir besser machen müssen. Da geht noch mehr."

Gewiss, und doch war nach drei torlosen Spielen im zweiten Teil der Saison-Vorbereitung (0:1 bei Ajax Amsterdam, 0:4 gegen die PSV Eindhoven, 0:2 beim Hamburger SV) ein solcher Tor-Schwall nicht zwingend zu erwarten. "Unsere Stürmer", stellt Abwehrchef Dedryck Boyata lakonisch fest, "haben gute Qualitäten. Mit ihnen können wir viel erreichen." Der Anfang ist gemacht. Gegen Eintracht Frankfurt wollen Matheus Cunha & Co. am Freitagabend erneut liefern.

Steffen Rohr

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