Über weite Strecken ordentlich bis gut gespielt, doch wieder keine Punkte: Schlusslicht VfB Stuttgart bekam am Samstagnachmittag bei Champions-League-Anwärter Union Berlin zu spüren, wie gute Chancenverwertung aussieht - und wie nicht. Die Schwaben verloren klar, vielleicht sogar zu deutlich. "Wenn man oben steht, läuft einem das Glück rein, wenn man unten steht, ist es genau umgekehrt", bilanzierte Trainer Bruno Labbadia bei "Sky". "So viele Torchancen wie wir" bekomme nicht jeder Gegner der Eisernen. Das Manko: "Wir machen sie einfach nicht, das ist das Riesenproblem."
Bundesliga, 26. Spieltag
Ein Problem hat somit Labbadia, der in elf Ligaspielen nur sechs Punkte mit dem VfB sammelte. Vor der Länderspielpause hatte Sportdirektor Fabian Wohlgemuth dem Trainer noch eine Jobgarantie ausgesprochen, nun wollte er in der Mixed Zone keine genaue Aussage treffen: "Zu Personaldebatten Stellung zu beziehen macht keinen Sinn."
Mit Gisdol hat sich der VfB beschäftigt
Doch vieles deutet darauf hin, dass Labbadia noch vor dem DFB-Pokal-Viertelfinale beim 1. FC Nürnberg am Mittwoch (18 Uhr) und dem Kellerduell beim VfL Bochum am folgenden Sonntag (17.30 Uhr, beide LIVE! bei kicker) zum zweiten Mal nach 2013 als VfB-Trainer gehen muss. Wohlgemuth will erst am Sonntag "in die Analyse" gehen. "Heute werden wir erstmal die Emotionen und den Frust aus den Köpfen kriegen." Er betonte aber auch: "Wir werden nicht untätig sein und dem Untergang zuschauen. Wir versuchen, Lösungen zu finden und Lösungen zu diskutieren."
Gerüchte um Labbadias Nachfolge gibt es bereits. Ein Kandidat, mit dem sich die Stuttgarter nach kicker-Informationen beschäftigt hat, ist Markus Gisdol, der zwischen 2005 und 2007 VfB-Jugendtrainer war und nach seinem Aus beim 1. FC Köln im April 2021 bis Februar 2022 Lokomotive Moskau trainiert hatte. Schließlich folgt bereits am Sonntag das wichtigen Keller-Duell beim VfL Bochum. "Wir gehen erst mit Fakten an die Öffentlichkeit", betonte Wohlgemuth.
Niemand kann behaupten, dass man keine gute eingestellte Mannschaft gesehen hat.
Bruno Labbadia
Labbadia, der den Spielverlauf "ein Stück deprimierend" fand und von "sehr unglücklichen Gegentoren" sprach, kann derweil mit der Situation um seine Person umgehen, vielmehr geht es ihm um andere Betroffene. "Was meine Person betrifft, interessiert mich ehrlich gesagt am wenigsten. Wir sind enttäuscht, dass wir das Spiel verloren haben." Und weiter: "Es geht nicht um mich, sondern um die Frage: Wie schaffen wir es, in der Liga zu bleiben?"
Zu einem Plädoyer holte Labbadia schließlich doch noch aus: Niemand könne nach der Leistung in Berlin "behaupten, dass man keine gute eingestellte Mannschaft gesehen hat". Auch wenn das Team und er als Schlusslicht natürlich wissen, "dass es Kritik hagelt". Keiner sehe etwas Positives, "sondern nur, was negativ ist. Das ist nun mal im Geschäft so." Labbadia, der von Wohlgemuth angesichts dreier Trainer in dieser Saison nicht als "Alleinschuldiger" für die Situation bezeichnet wurde, wollte sich darüber aber nicht großartig beschweren.