Bundesliga

Labbadia über Leverkusen: "Ein ähnlich dickes Brett wie Dortmund"

Hertha: Für Piatek und Alderete zeichnet sich eine neue Chance ab

Labbadia über Leverkusen: "Ein ähnlich dickes Brett wie Dortmund"

Sieht Leverkusen in aktueller Form auf einer Stufe mit Dortmund und Bayern: Herthas Trainer Bruno Labbadia.

Sieht Leverkusen in aktueller Form auf einer Stufe mit Dortmund und Bayern: Herthas Trainer Bruno Labbadia. Getty Images

Fünf Gegentore binnen 34 Minuten: Das vom Vierfach-Torschützen Erling Haaland initiierte Gewitter sorgte in Herthas Deckung am vergangenen Samstag gegen Borussia Dortmund (2:5) nach einer passablen ersten Halbzeit für einen Dammbruch. In einer intensiven Trainingswoche haben die Berliner die Wunden geleckt und die Lehren gezogen.

"Wir waren gegen Dortmund immer in Überzahl"

"Von der taktischen Ordnung her müssen wir es genauso machen wie gegen Dortmund", sagte Hertha-Coach Bruno Labbadia am Freitag in der Spieltags-Pressekonferenz. "Da waren wir immer in Überzahl. Was wir ändern müssen, ist, dass wir klarer und kompromissloser an den Leuten dran sind." Das ist eine Aufgabe fürs ganze Team, wie Labbadia betonte: "Man schafft es nur, wenn man es im Kollektiv top macht, aber auch jeder Einzelne konsequent am Mann ist."

Für die Auftritte bei den Top-Teams in München (3:4) und Leipzig (1:2) gab es Lob, auch gegen Dortmund hatte die erste Halbzeit viel Positives. An dieses Level will Hertha in Leverkusen herankommen. "Bayer strotzt vor Selbstvertrauen", sagte Michael Preetz, Herthas Geschäftsführer Sport. "Sie sind eingespielt und sehr offensivstark. Sie werden versuchen, das Spiel zu diktieren." Preetz' Auftrag ans eigene Personal: "Für uns wird es wichtig sein, aufmerksam zu verteidigen und unsere Umschaltmomente zu nutzen."

Piateks beste Partie im Hertha-Trikot

Wenn beides gelingt, ist auch gegen Leverkusen viel machbar, wie die Berliner wissen. In der vergangenen Saison gewannen sie bei Bayer unter Jürgen Klinsmann im Dezember 2019 mit 1:0 und das Rückspiel im Juni unter Labbadia mit 2:0. Jene Partie war der bisher beste Auftritt von Krzysztof Piatek im Hertha-Trikot.

Das könnte vor dem erneuten Aufeinandertreffen mit Leverkusen eine psychologische Aufbauhilfe sein für den zuletzt schwer in die Kritik geratenen Stürmer. "Wir haben diese Woche viel gesprochen, auch mit ihm", so Labbadia. "Aber ich muss ihm nicht extra sagen, dass er gegen Leverkusen gut gespielt hat. Das ist automatisch in seinem Kopf." Das klang danach, als würde der polnische Nationalspieler, der gegen Dortmund nicht zum ersten Mal ohne Bindung blieb, auch in Leverkusen ein Ticket für die Startelf ausgestellt bekommen.

Und auch in der Innenverteidigung, die von Haaland zuletzt zerzaust wurde, scheint Vertrauen das Gebot der Stunde zu sein: Kapitän Dedryck Boyata ist ohnehin gesetzt - und der gegen Dortmund nach der Pause in entscheidenden Momenten desorientiert wirkende Omar Alderete scheint ebenfalls eine weitere Chance zu bekommen.

Torunarigha hat noch Rückstand

Jordan Torunarigha, nach Syndesmose-Teilriss und COVID-19-Infektion seit dem 2. Spieltag ohne Einsatz, trainiert zwar seit Dienstag wieder mit dem Team. Aber Labbadia klang am Freitag eher verhalten, als er nach den Aussichten fürs Wochenende gefragt wurde: "Jordan hat definitiv noch einen Rückstand. Das eine ist, Cybertraining zu machen. Das andere ist, wochenlang keinen Ball berührt zu haben. Wir müssen genau abwägen, was Sinn macht."

Wer auch immer aufläuft - nach 18 Gegentoren in der Liga (und fünf Pokal-Gegentoren in Braunschweig) ist Kompromisslosigkeit im Zweikampfverhalten das Gebot der Stunde. Gegner Leverkusen hat in der Liga fünfmal in Serie gewonnen, in den jüngsten beiden Europa-League-Duellen mit Hapoel Beer Sheva (4:2, 4:1) acht Treffer erzielt und zuvor bereits OGC Nizza filetiert (6:2).

Die offensive Feuerkraft des Sonntags-Gegners stellt Labbadia, der an seine frühere Wirkungsstätte zurückkehrt, "auf eine Stufe mit Dortmund, selbst mit Bayern". Für ihn ist die Ausgangslage klar: "Das Brett sehe ich ähnlich dick wie gegen Dortmund. Bayer ist sehr spielstark und hat mit die beste Form in der Liga. Da müssen wir viel entgegensetzen." Mehr, viel mehr als in der zweiten Halbzeit gegen den BVB.

Steffen Rohr