Bundesliga

Kumpels in der Krise: Am Geißbockheim muss es wieder Konsequenzen geben

Kommentar zum Abstieg des 1. FC Köln

Kumpels in der Krise: Am Geißbockheim muss es wieder Konsequenzen geben

Unter Beobachtung: Unter anderem Sport-Geschäftsführer Christian Keller hat den siebten Abstieg aus der Bundesliga zu verantworten.

Unter Beobachtung: Unter anderem Sport-Geschäftsführer Christian Keller hat den siebten Abstieg aus der Bundesliga zu verantworten. imago images

Was waren das für große Worte gewesen. Von einem "brutalen Push" hatte Trainer Timo Schultz vor dem Spiel in Heidenheim gesprochen und erwartungsvoll angekündigt: "Das kann einer der kuriosesten Klassenerhalte werden, die es seit langer Zeit gegeben hat." Was beim 1:4 dann folgte, war eine der kläglichsten Vorstellungen, die der 1. FC Köln seinen Fans in dieser Saison bot. 0:3 zur Pause, von Spannung und einer Aufholjagd keine Spur.

Keine Konsequenzen nach dem Abstieg

Das Saisonende des Absteigers steht sinnbildlich für die komplette Spielzeit des Bundesliga-Gründungsmitglieds. Vielen großen Ankündigungen folgte gelegentlich ein kleines Aufbäumen, meistens aber nichts. Dass der FC nun zum ersten Mal seit 2019 wieder in der 2. Liga auftreten muss ist die logische Folge. Absolut unlogisch ist dagegen die bereits feststehende Konsequenzlosigkeit: Das Präsidium um Werner Wolf und Sport-Geschäftsführer Christian Keller stärkte sich gegenseitig den Rücken, Rücktritte wurden ausgeschlossen. Verlierer unter sich.

In Köln sind alle Protagonisten gut beraten, in Zukunft professionelle Skepsis herrschen zu lassen. Und zwar sich selbst gegenüber und seinen Entscheidungen. Dass Keller den hilflosen Katastrophen-Verwalter Schultz als Trainer einstellte, war ebenso eine Fehlentscheidung wie die Entscheidung gegen weitere Transfers im vergangenen Sommer. Und das wäre auch schon unabhängig von der später auferlegten Transfersperre erkennbar gewesen.

Keine Kritik von den Fans

Wolf und Co. wiederum agieren nicht etwa als kritische Aufseher der sportlichen Leitung, sondern als Kumpels in der Krise. Dass die Klubspitze öffentlich geschlossen auftreten will, ist lobenswert, bislang aber machte es nicht den Eindruck, als würden in Sachen Transfersperre oder sportlicher Krise große Aufarbeitungen stattfinden.

mehr zum 1. FC Köln

Dass vonseiten der Fans keinerlei spürbare Kritik zu vernehmen ist, sollte Sorgen machen. Die Profiabteilung des 1. FC Köln ist kein Selbstzweck, die Stadt hat ein erfolgreiches Erstligateam verdient. Die Mannschaft steht nun aber so angeschlagen und verwundbar da wie vielleicht noch nie: Einige Leistungsträger wie Jeff Chabot oder Marvin Schwäbe haben Ausstiegsklauseln, Schultz' Mission endet im Misserfolg. Und durch die Transfersperre kann Keller erst im Januar 2025 wieder auf dem Markt tätig werden.

Es droht der Sturz in die Mittelmäßigkeit

Gut möglich, dass dann schon der nächste Schaden entstanden ist. Aus dem Nachwuchs suchten zuletzt einige Talente lieber das Weite, welcher Trainer sich dieses Himmelfahrtskommando antun will, ist offen.

Sich einzumischen und die Entscheidungen der Kluboberen zu hinterfragen, muss nun wieder Teil der Klubkultur werden. Und auch, im Falle des Scheiterns Konsequenzen zu ziehen. Andernfalls droht der jahrelange Sturz in die Mittelmäßigkeit und Bedeutungslosigkeit. Wie real diese Gefahr ist, können die Kölner mit einem einfachen Anruf in Hamburg, Berlin oder Gelsenkirchen erfragen.

Köln zieht mit Hertha gleich: Die Rekord-Absteiger der Bundesliga