WM

WM 2022: Katar ist der schwächste Gastgeber aller Zeiten

Drei Spiele, drei Niederlagen

Krachend gescheitert: Katar ist der schwächste WM-Gastgeber aller Zeiten

Frühes WM-Aus: Katars Coach Felix Sanchez (li.) mit Mohammed Muntari.

Frühes WM-Aus: Katars Coach Felix Sanchez (li.) mit Mohammed Muntari. imago images (2)

Eine Frage drängte sich vor WM-Start dann schon auf: Was kann Gastgeber Katar eigentlich sportlich? 2019 hatte man mit dem Gewinn der Asienmeisterschaft und dem Finalsieg gegen Deutschland-Bezwinger Japan (3:1) ein erstes größeres Ausrufezeichen gesetzt. Anschließend bestritt Katar sage und schreibe 52 Testspiele (26 Siege, 11 Unentschieden, 15 Niederlagen bei 82:61 Toren) auf dem Weg zur WM im eigenen Land.

Nach den drei Partien in der Gruppenphase lässt sich festhalten: Gebracht hat es wenig bis nichts. Katar ist bei der mit großen Hoffnungen verbundenen Endrunde krachend gescheitert. 0:2 gegen Ecuador, 1:3 gegen den Senegal, 0:2 gegen die Niederlande. Die vermeintlich lösbare Aufgabe bei konstant guten Leistungen erwies sich als unlösbare. Trainer Felix Sanchez ließ schon nach der Niederlage gegen den Senegal die eigene Zukunftsfrage offen. Kein Wunder, so schlecht war ein Gastgeber in der bisherigen WM-Geschichte noch nie.

Erst ein einziges Mal ist ein Gastgeber bei einer WM-Endrunde bereits nach der ersten Turnierphase gescheitert: Vor zwölf Jahren schlug sich Südafrika allerdings wesentlich besser. In der anspruchsvollen Gruppe mit Uruguay, Mexiko und Frankreich behaupteten sich die Südafrikaner, holten vier Punkte - und schieden letztlich nur aufgrund der schlechteren Tordifferenz im Vergleich mit den punktgleichen Mexikanern aus. Zum Abschluss der Gruppenphase gab es sogar einen 2:1-Erfolg gegen schwer enttäuschende Franzosen, die mit nur einem gesammelten Zähler sang- und klanglos ausschieden.

Katar schaffte nicht einmal diesen einen Punkt bei 1:7 Toren. In einer indiskutabel schwächeren Gruppe. Auch der Beweis, dass Emotionen sich nicht kaufen lassen, wurde eindrucksvoll erbracht. Beim Auftaktspiel leerten sich die Ränge nach der Pause merklich, vor dem zweiten Auftritt erinnerte die Gemengelage eher an die andächtige Stille bei einem Theaterbesuch.

Sechs Gastgeber holten sogar den Titel

1930 wurde mit Uruguay der Gastgeber bei der allerersten WM direkt auch Weltmeister, das gleiche schafften 1934 die Italiener. 1938 scheiterte Gastgeber Frankreich schon im zweiten Spiel, das als Viertelfinale deklariert wurde. Ohne vorherige Gruppenphase hinkt die Vergleichbarkeit allerdings. 1950 verlor Gastgeber Brasilien erst das "Finale" gegen Uruguay, 1954 unterlagen die Schweizer im torreichen Viertelfinale gegen Nachbar Österreich mit 5:7.

1958 verlor Schweden erst im Finale, vier Jahre später stieß Chile bis ins Halbfinale vor. 1966 feierte England den dritten Titel eines WM-Gastgebers, acht Jahre danach gelang dieses Kunststück der deutschen Mannschaft, vier Jahre darauf den Argentiniern. Der bis dato letzte Gastgeber, der eine WM im eigenen Land gewann, war 1998 der amtierende Titelträger Frankreich.

Ein ähnlich krasser Außenseiter wie nun Katar waren 2002 die Co-Gastgeber aus Südkorea, die sensationell - aber auch umstritten - bis ins Halbfinale vorstießen, wo Deutschland die Endstation bedeutete (0:1). Von einem solchen Run war die Sanchez-Elf meilenweit entfernt.

msc

"Sieht aus wie eine Geisterstadt": Besuch in einem WM-Fandorf in Katar

alle Videos in der Übersicht