Bundesliga

Korkut: Wie viel Risiko geht er bei "Plus-Spieler" Jovetic?

Hertha-Trainer über seine Bayern-Erfahrungen

Korkut: Wie viel Risiko geht er bei "Plus-Spieler" Jovetic?

Zurück im Training: Stevan Jovetic.

Zurück im Training: Stevan Jovetic. imago images/Matthias Koch

Beim Spiel in Mainz (0:4) am 14. Dezember hatte Jovetic - wie schon zu Beginn der Saison - wegen einer Muskelverletzung in der Wade den Dienst quittieren müssen. Am Freitag trainierte der Montenegriner erstmals wieder mit der Mannschaft. Trainer Tayfun Korkut ist jetzt im Zwiespalt. Einerseits könnte er seinen abgezocktesten, ballsichersten Angreifer schon am Sonntag (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen den FC Bayern sehr gut gebrauchen, andererseits will er nach der langen Ausfallzeit des verletzungsanfälligen Routiniers kein unnötiges Risiko eingehen.

Denn Hertha ist darauf angewiesen, dass Jovetic nach der Bundesliga-Pause in den wichtigen Partien gegen Bochum (4.2.) und in Fürth (12.2.) fit ist. "Wenn Stevan spielen kann, bringt er uns Kreativität, Qualität und Ruhe auf den letzten Metern. Er hat die notwendige Ruhe, wenn es Richtung Tor geht, und trifft fast immer die richtigen Entscheidungen", sagte Korkut in der Spieltagspressekonferenz am frühen Freitagnachmittag. "Aber wir dürfen nicht vergessen, dass er wochenlang raus war. Wir müssen klug sein. So einen Plus-Spieler hat man immer gern dabei. Aber wir müssen vorsichtig sein." Der Coach will das Abschlusstraining am Samstag abwarten und noch ein Gespräch mit Jovetic führen, ehe er über dessen Einsatz entscheidet.

Werden Torunarigha und Stark rechtzeitig fit?

Auch im Abwehrzentrum ist die Besetzung gegen den Rekordmeister noch offen. Jordan Torunarigha erlitt im Abschlusstraining vor dem Pokal-Achtelfinale gegen den 1. FC Union (2:3) eine Blessur im Sprunggelenk, Niklas Stark verletzte sich während des Spiels in einem Zweikampf mit Union-Stürmer Andreas Voglsammer am Mittelfuß und verließ nach 58 Minuten den Platz. Beide konnten am Freitag nicht mit dem Team trainieren, ein Mitwirken am Sonntag ist aber weiterhin möglich.

Kapitän Dedryck Boyata, wegen Torunarighas Verletzung im Derby in die Startelf gerückt, bot beim Pokal-K.-o. eine ganz schwache Leistung. "Es war mit Sicherheit nicht sein bestes Spiel", sagte Korkut am Freitag. "Wichtig ist jetzt, wie seine Haltung und wie die Reaktion ist. Wir erwarten jetzt eine Reaktion von seiner Seite."

Wir haben keine Sekunde mehr zu verschenken.

Tayfun Korkut

Das gilt nicht nur für Boyata, sondern fürs ganze Team. Die Mannschaft sei in der Aufarbeitung der Pokal-Pleite "sehr selbstkritisch" gewesen, erklärte der Trainer: "Selbstkritik ist der erste Weg zur Besserung. Wir haben das Pokalspiel sehr ehrlich und kritisch nachbereitet." Vor allem die wie schon zuvor in Wolfsburg (0:0) auch gegen Union komplett verschlafene Anfangsphase war am Donnerstag und Freitag ein Thema, wie Korkut sagte: "Die ersten 30 Minuten können wir so nicht stehen lassen und nicht akzeptieren. Wir dürfen die ersten Minuten nicht verschenken. Die Mannschaft hat reagiert. Die Einstellung war da - aber zu spät. Wir haben keine Sekunde mehr zu verschenken, das haben wir der Mannschaft auch deutlich so mitgegeben."

Mit dem VfB bezwang Korkut Bayern 4:1 - "Das waren andere Vorzeichen"

Auf die nach Schlusslicht Fürth (51 Gegentore) anfälligste Defensive der Liga (38 Gegentore) wartet am Sonntag mit dem Meister eine große Aufgabe. "Aufmerksamkeitsfehler, Wachheitsfehler - die können wir uns gegen Bayern nicht leisten, das wissen wir", so Korkut. "Aber wir ergeben uns nicht kampflos. Wir müssen defensiv unheimlich wach und resolut in jeder Sekunde sein und auch nach vorn spielen. Wenn man abwartend spielt, ist es gefährlich. Und die Momente, in denen wir nicht aufgepasst haben, müssen wir abstellen. Die müssen weg."

Mit dem VfB Stuttgart konnte Korkut im Mai 2018 den FC Bayern schlagen, 4:1 triumphierte seine damalige Elf in München: "Das waren andere Vorzeichen, eine andere Situation, eine andere Mannschaft. Man kann es nicht vergleichen. Aber ich weiß, dass es geht, dass man etwas holen kann." Korkut, dessen jetzige Mannschaft am Morgen nach der Derby-Pleite auf dem Weg zum Trainingsgelände ein von einigen Ultras aufgehängtes Plakat mit der Aufschrift "Schande!" zu lesen bekam, weiß aber auch: "Man kann kein Derby so einfach mit dem nächsten Spiel gut machen." Und trotzdem ist auch gegen den FC Bayern der Auftrag klar: "Es geht darum, dass wir mit unserer Mannschaft an die Leistungsgrenze kommen." Das war 2022 noch nicht der Fall.

Steffen Rohr

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