Bundesliga

Königklasse vs. Relegation: Die zwei Gesichter des VfL Wolfsburg

Nach der Pause hat das Kovac-Team erst sechs Tore erzielt

Königklasse vs. Relegation: Die zwei Gesichter des VfL

Wolfsburgs Coach Nico Kovac vermisst eine Zwei-Tore-Führung.

Wolfsburgs Coach Nico Kovac vermisst eine Zwei-Tore-Führung. IMAGO/Kessler-Sportfotografie

Zumindest die Statistiken sprechen allesamt für den VfL Wolfsburg. Vier Pflichtspiele absolvierten die Niedersachsen bislang gegen den 1. FC Heidenheim, viermal behielten sie die Oberhand. 2:0 im Hinspiel (gemeinsam mit dem 2:0 am 6. Spieltag gegen Frankfurt der höchste Saisonsieg), dreimal zuvor im DFB-Pokal. Und auch Trainer Niko Kovac behauptete sich immer gegen FCH-Trainer Frank Schmidt, siegte auch mit Frankfurt (2:1 nach Verlängerung im DFB-Pokal-Achtelfinale 2017/2018) und den Bayern (5:4 im DFB-Pokal-Viertelfinale 2018/2019). Es ging immer knapp zu, und das erwartet Kovac auch für den Samstag: "Wir müssen hart arbeiten", sagt er, "wir sind da auf 600, 800 Meter Höhe, das ist ein harter Kampf, den wir da annehmen müssen. Es wird kalt da oben."

Ganz so hoch ist die Heidenheimer Voith-Arena dann freilich doch nicht gelegen, rund 550 Meter über dem Meeresspiegel sind es, im Vergleich zu den 62 Metern der heimischen Volkswagen-Arena ist das aber natürlich ein Unterschied. Problematischer dürfte es aber sein, dass der FCH auch in der Bundesliga-Tabelle über dem VfL steht. Was einerseits für die beeindruckende Arbeit des Aufsteigers spricht, aber ebenso aufzeigt, dass in Wolfsburg in dieser Saison einiges kräftig schiefläuft. Was weit über das von Kovac immer wieder erwähnte Glück und Pech hinausgeht. Und es wirkt immer noch viel zu einfach, wenn der Trainer betont: "Wir spielen ordentlich, sind gut dabei, keiner hat uns an die Wand gespielt." Na bravo! Die Ergebnisse sind mit 20 Punkten aus 17 Spielen aber einfach deutlich zu schlecht.

Enorme Diskrepanz zwischen beiden Spielhälften

Ins Auge sticht dabei eine enorme Diskrepanz beim VfL zwischen den jeweiligen Spielhälften. Die Tabelle der ersten 45 Minuten weist die Kovac-Mannschaft als Vierten (28 Punkte, 15:11 Tore) aus. Königsklasse! Das ist in etwa der Bereich, in dem der Klub gerne landen würde. Im Ranking der zweiten Hälfte wird der VfL jedoch als Tabellen-16. (14 Punkte, 6:17 Tore) geführt - Relegationsplatz. Warum dieser gravierende Unterschied bei einer Mannschaft, die augenscheinlich fit ist, in Mainz (1:1) gerade erst sagenhafte 124,13 Kilometer lief und mit 244 Sprints pro Partie die drittmeisten der Liga auf den Rasen bringt?

"Wir schaffen es nicht, das gute Ergebnis über die Zeit zu bringen"

Kovac sieht da einen Schlüssel, der nicht unbedingt für ihn und sein Trainerteam spricht. "Wir sind in der ersten Hälfte immer gut mit dabei. Und dann gibt es eine Halbzeit, in der der Gegner sicher einiges umstellt und wo wir gewisse Sachen dementsprechend ansprechen." Aber offenbar zu häufig nicht die richtigen taktischen und personellen Antworten auf die vermeintlichen Umstellungen des Gegners finden. "Es ist so", sagt Kovac, "dass der Gegner Druck macht, Ergebnisse aufholen muss und wir es nicht schaffen, das gute Ergebnis über die Zeit zu bringen."

Kovac wünscht sich mal eine Zwei-Tore-Führung

Sein Wunsch wäre es, dass der VfL mal ein 2:0 nachlegt, dann sei es schließlich "sehr viel leichter, der Gegner muss aufmachen". Jedes Spiel "ist sehr eng. Da fehlt uns der entscheidende Faktor." Mit einer Zwei-Tore-Führung "kriegt die Mannschaft das nötige Selbstvertrauen, das Spiel über die Zeit zu bringen". Vielleicht gelingt’s ja wie im Hinspiel gegen Heidenheim. Mit einem Sieg auf rund 550 Metern Höhe würde der VfL in der Tabelle jedenfalls am Aufsteiger vorbeiziehen.

Thomas Hiete

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