Bundesliga

"Kobel hat sich zu spät gefangen"

Uli Stein exklusiv über den Patzer des BVB-Keepers und die Folgen

"Kobel hat sich zu spät gefangen"

Gregor Kobel schenkte dem FC Bayern im Topspiel ein Tor - das Uli Stein (re.) für "erklärbar" hält.

Gregor Kobel schenkte dem FC Bayern im Topspiel ein Tor - das Uli Stein (re.) für "erklärbar" hält. Getty Images/imago images

Gregor Kobels folgenschwerer Fehler im Bundesliga-Topspiel war für Borussia Dortmund für sich genommen schon bitter genug. Noch schlimmer wurde er dadurch, dass sich der Führungstreffer für den FC Bayern zuvor nicht angedeutet hatte. Thomas Müller sprach von einer "Befreiung", einem "Brustlöser", Joshua Kimmich nach dem "nervösen" Start seiner Elf von "purem Glück".

Hinterher bekam Kobel (kicker-Note 5,5), der in dieser Saison bislang so stark aufgespielt hatte, viel Zuspruch von seinen BVB-Kollegen und räumte seinen Fehler genauso unumwunden ein wie den "Knick", den das Dortmunder Spiel durch ihn bekam. Die Frage, ob er auch am dritten Gegentreffer wenig später eine Mitschuld trug, verneinte er aber: "Der erste geht auf mich, ansonsten sehe ich nicht viel", so der Schweizer, der vor zwischenzeitlichen 0:3 einen Fernschuss von Leroy Sané zur Seite abwehrte, wo bereits Müller lauerte und abstaubte.

"Der Fehler wirkte zu sehr und zu lange in ihm"

Uli Stein gewann einen anderen Eindruck. "Wir sind Menschen, Menschen machen Fehler. Der Umgang damit, die schnelle Verarbeitung ist entscheidend", schreibt der ehemalige Bundesliga-Torhüter in seiner kicker-Kolumne (Montagausgabe). "Kobels Verhalten beim dritten Treffer deutet für mich aber eher darauf hin, dass der Fehler zu sehr und zu lange in ihm wirkte. Er hat ihn nachhaltig beeindruckt. Erst in der zweiten Halbzeit hat er sich gefangen, da war es aber zu spät."

Dass Kobel Dayot Upamecanos aus der eigenen Hälfte geschlagenen Ball verfehlte, hält Stein für "erklärbar". Denn: "Der Ball hatte bei genauerem Hinsehen eine merkwürdige Flugkurve. Pässe in die Tiefe in Richtung eigenes Tor sind ohnehin mit die schwierigsten Herausforderungen für einen Torwart", so der 68-jährige Ex-Nationalspieler. "Die Entscheidung, im Strafraum zu bleiben, wäre hier wohl die bessere gewesen. Das sichere Gefühl dafür aber hast du nur, wenn du über Wochen voll im Wettkampfmodus stehst. Kobels zuletzt nicht durchgängig gegebene Spielpraxis wirkte sich womöglich nachteilig aus."

Stein ist gleichwohl guter Dinge, dass Kobel gestärkt aus dem Spiel hervorgehen wird. Der 25-Jährige habe die nötige mentale Kraft und werde "auch deshalb über Jahre einer der Besten bleiben".

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jpe