Bundesliga

Hertha BSC - Klinsmann: "Berlin und Deutschland haben einen Mega-Klub verdient"

Mit Löwen geht ein "unglaublich großes Talent"

Klinsmann: "Berlin und Deutschland haben einen Mega-Klub verdient"

Viel frischer Wind für die Hertha: Trainer Jürgen Klinsmann.

Viel frischer Wind für die Hertha: Trainer Jürgen Klinsmann. imago images

Aus Herthas Trainingslager in Orlando (Florida) berichtet Jan Reinold

Löwen, der erst vor einem guten halben Jahr für sieben Millionen Euro aus Nürnberg in die Hauptstadt gewechselt war, wird für eineinhalb Jahre an den FC Augsburg verliehen. Der FCA sicherte sich zudem eine Kaufoption. Das klingt nicht, als sei mit einer Rückkehr des U-21-Nationalspielers an die Spree zu rechnen, dabei lobte Klinsmann seinen nun ehemaligen Schützling zum Abschied in den höchsten Tönen. "Edu ist ein guter Sechser, ein unglaublich großes Talent, er macht unglaublich Spaß", sagte der 55-Jährige und meinte: "Egal, welcher Trainer in Zukunft mit ihm arbeiten wird, er wird seinen Spaß an ihm haben."

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Auf diesen Spaß verzichtet der Hertha-Coach ab sofort. Warum? Löwens Abgang hat auch mit dem Zugang von Santiago Ascacibar zu tun, den die Berliner vom VfB Stuttgart verpflichtet hatten. "Edu hat die Situation mit Ascacibar erkannt, der auch auf der Sechs spielt", sagte Klinsmann und erklärte: "Edu braucht natürlich Spielzeit, hat darum gebeten, mit anderen Klubs reden zu können, und da haben wir gesagt: absolut. Vor allem bei Spielern, die das Gefühl haben, sie kommen gerade nicht so zum Zug, wie sie es sich wünschen, ist es mir lieber, wenn jemand geradeaus ist und das auch sagt."

Löwen soll nicht der letzte Profi aus dem aktuellen Aufgebot gewesen sein, der Hertha verlässt. "Wir sind auf jeder Position mehr als doppelt besetzt, haben schon am Anfang gesagt, dass mir der Kader noch zu groß erscheint. Da wird auch noch ein bisschen Bewegung im Januar reinkommen", kündigte Klinsmann an. Ebenso fahndet Hertha nach wie vor nach Verstärkungen - und zwar offenbar nicht nur für einen Mannschaftsteil. "Wir reden von allen Bereichen und sind für alles offen", erklärte Klinsmann.

Der "automatische Maßstab" ist die Champions League

Egal, wer kommt, Neuzugänge sollen internationale Klasse mitbringen. Unter Klinsmann und Investor Lars Windhorst will sich Hertha schließlich in allen Bereichen an der Elite der Branche orientieren. "Es gibt Maßstäbe, die automatisch gesetzt werden, die kommen aus der Champions League. Alle Nationaltrainer weltweit orientieren sich an der Champions League. Was wir bei einer Europa- oder einer Weltmeisterschaft sehen, sind die Ergebnisse aus dem Jahr der Champions League zuvor, in taktischen Entwicklungen, in verschiedenen Spielformen und bei allem Möglichen", sagte Klinsmann am Sonntag in einer Medienrunde im Trainingscamp in Orlando.

Ich habe immer gesagt, Berlin hat einen Mega-Klub verdient. Das ist unsere Hauptstadt. Berlin und Deutschland haben das verdient

Jürgen Klinsmann

Der frühere Bundestrainer sprach über die Aufgabe in Berlin von einem "Mega-Projekt", und bei seinen Ausführungen konnte man den Eindruck erhalten, man wage sich an den Umbau des Hauptstadtklubs, weil davon auch das ganze Land profitiere. "Ich habe immer gesagt, Berlin hat einen Mega-Klub verdient. Das ist unsere Hauptstadt. Berlin und Deutschland haben das verdient", sagte Klinsmann. Zudem verteidigte der Vertraute von Investor Windhorst, der binnen drei bis fünf Jahren um Titel mitspielen will, den ambitionierten Zeitplan.

Vorbilder für Hertha: Hoffenheim, Leipzig, Gladbach

"Es wird nicht alles von heute auf morgen funktionieren. Aber ich denke schon, wenn es sehr sorgfältig durchdacht und durchgeplant ist und auch sehr zielstrebig umgesetzt wird, dass es auf jeden Fall möglich ist, innerhalb von drei Jahren europäisch präsent zu sein", sagte Klinsmann, der als Vorbilder für Herthas Weg die TSG Hoffenheim, RB Leipzig oder Borussia Mönchengladbach nannte und klarmachte, dass es darum gehe, Hertha dauerhaft als Top-Team zu etablieren.

"Der Schlüssel ist auch, die Konstanz aufzubauen. Du kannst mal ein megagutes Jahr haben und in die Champions League kommen. Aber dann drinzubleiben, im folgenden Jahr wieder unter die ersten Vier zu kommen, alle Wettbewerbe auf dem gleichen Level zu spielen, das ist die Kunst", sagte Klinsmann.