2. Bundesliga

Klarer Auftrag für Freis: Transfer-Erlöse als Lebenselexier

Sechsstelliger Verlust und ein strukturelles Defizit beim KSC

Klarer Auftrag für Freis: Transfer-Erlöse als Lebenselexier

Hat einen klaren Auftrag beim KSC: Sebastian Freis.

Hat einen klaren Auftrag beim KSC: Sebastian Freis. IMAGO/Matthias Koch

"Zufrieden" äußerte sich KSC-Geschäftsführer Michael Becker mit der Bilanz des Geschäftsjahres 2022/23. So konnte die Lizenzabteilung der Badener im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung der Erträge von fünf Millionen Euro auf insgesamt 32 Millionen Euro vorweisen. Demgegenüber standen freilich Aufwendungen von rund 33 Millionen Euro, was unterm Strich zu einem Defizit von 728.000 Euro führte.

In der Saison 2021/22 hatte am Ende noch ein Gewinn von rund einer Million Euro gestanden. Dass man diesmal nicht zumindest auf eine schwarze Null zurückblicken konnte, führt Becker in erster Linie auf "Rückstellungen aufgrund personeller Veränderungen im sportlichen Bereich" zurück.

Vize Müller bleibt bei seiner Kritik am Kreuzer-Rauswurf - und wird nicht entlastet

Konkret bezieht sich dies auf die Trennung von Sportgeschäftsführer Oliver Kreuzer im Frühjahr, an der sich letztlich auch die bekannten und anhaltenden Querelen auf Führungsebene entzündeten. Als Kritiker des Kreuzer-Rauswurfs profilierte sich insbesondere Vizepräsident Martin Müller, der wegen seiner öffentlichen Äußerungen bei einem beträchtlichen Teil der Fans in der Kritik steht. Auf der Mitgliederversammlung bezog Müller dazu differenziert Stellung. Inhaltlich stand er zu seiner Kritik, dass bei der Trennung von Kreuzer "handwerkliche Fehler vorlagen, die uns womöglich einen siebenstelligen Betrag kosten". Zudem bleibe er dabei, dass eine schnellere Regelung der Kreuzer-Nachfolge und die erneute Installierung eines Geschäftsführers Sport "uns gut getan hätte".

Aber, so Müller: "Meine öffentlichen Äußerungen haben nicht zur Problemlösung beigetragen. Deshalb machten sie keinen Sinn und werden so nicht mehr vorkommen."

Dennoch wurde Müller wie vom Mitgliederrat vorgeschlagen die Entlastung verweigert - mangels Übersichtlichkeit der hochgereckten Stimmkarten mit einem weiteren Hammelsprung-Verfahren der über 1000 Mitglieder in der Schwarzwaldhalle.

Spielerverkäufe gelten als Voraussetzung für die künftige Wettbewerbsfähigkeit

Die Kreuzer-Entlassung begründete Präsident und Beiratsvorsitzender Holger Siegmund-Schultze unterdessen einmal mehr mit einem fehlenden Konzept des einstigen Sportverantwortlichen zur regelmäßigen Erzielung von Transfererlösen. Diese, so führte Becker später aus, seien aber die Voraussetzung, "um auf Dauer wettbewerbs- und überlebensfähig zu sein".

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Hintergrund: Aufgrund außergewöhnlicher Belastungen in Höhe von jährlich über 23 Millionen Euro verwalte der Klub bis auf weiteres ein strukturelles Defizit. Die genannten Altlasten bestehen unter anderem aus Vergleichszahlungen an den Vermarkter Sportfive und Rechtehändler Michael Kölmel sowie der Rückzahlung eines in der Coronakrise aufgenommenen KfW-Darlehens. Beheben lasse sich das Defizit nur über Transfererlöse, auf allen anderen Feldern bestehe laut Becker kaum noch Spielraum für Steigerungen.

Und: Während die Zweitliga-Konkurrenz durchschnittlich Transfererlöse in Höhe von drei bis vier Millionen Euro pro Saison erwirtschafte, sei der KSC zu Kreuzers Zeiten auf lediglich rund 400.000 Euro im Schnitt gekommen. Der Auftrag an Sportbereichsleiter Sebastian Freis, der Kreuzers Erbe übernahm, ist damit klar formuliert. Wobei der im vergangenen Sommer für 2,5 Mio. Euro nach Augsburg verkaufte Tim Breithaupt just nach Kreuzers Abschied die Bilanz prompt beträchtlich aufhübschte.

Becker kündigt Rekordumsatz fürs laufende Geschäftsjahr an - Verstärkung im Winter möglich

Für die laufende Saison 2023/24 und nach dem fertiggestellten Arena-Umbau stellt Becker einen Rekordumsatz von 43 Mio. Euro in Aussicht, mit den Personalkosten für den Profikader bewege sich der KSC inzwischen im Mittelfeld der 2. Liga. Auch Medienberichte über angebliche Zahlungsschwierigkeiten von Trikotsponsor CG Elementum beunruhigen Becker nach eigener Aussage nicht übermäßig: "Wir gehen nicht davon aus, dass eine Zahlungsunfähigkeit vorliegt. Im Zweifel könnten wir den Ausfall eines Hauptsponsors aber auch verkraften."

Aktuell ist zudem der Transferetat noch nicht ausgeschöpft, wie Freis mit Blick auf Verstärkungen im Winter verkündete: "Wir haben uns im Sommer ein Stück weit die finanziellen Möglichkeiten gelassen." Dabei dürfte es zunächst darum gehen, eine möglichst sorgenfreie Rückrunde im Unterhaus zu gewährleisten.

Freis' weiterführende Ambition freilich ist eine Rückkehr in die Bundesliga, was der Ex-Stürmer gegenüber den Mitgliedern so umschrieb: "Ich will gerne dahin zurück, wo ich als Spieler schon war und wo auch Christian Eichner als mein Mitspieler schon war. Das würde ich als langfristiges Ziel sehen. Die Infrastruktur ist da, wir werden uns an dem Anspruch messen lassen, da auch sportlich nachzuziehen."

Auch wenn das vermutlich eher ein Marathon wird als ein Sprint.

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