2. Bundesliga

Hannover 96: Kinds Halbwahrheiten um den neuen Trainer Jan Zimmermann und Sportdirektor Gerhard Zuber

Hannovers Sportdirektor bei Trainerfindungsrunde außen vor

Kinds Halbwahrheiten um Zimmermann und Zuber

Die Nachricht schlug am Montagvormittag ein wie ein Blitz - wenn auch aus einem derzeit keinesfalls heiteren Himmel über Hannover und Kiel, wo sich der 96-Tross auf ein ordentliches Spiel bei der KSV Holstein vorbereitete und von der Personalie aus der Heimat kalt erwischt wurde. Mit dem 41-jährigen Jan Zimmermann präsentiert der Zweitligist einen neuen Cheftrainer, der bislang bei den benachbarten Klubs Germania Egestorf/Langreder und TSV Havelse Erfahrungen in der vierten Liga sammelte und die mutige, aber von vielen Beobachtern befürwortete "regionale Lösung" darstellt. Mit einer solchen fuhr 96 etwa in den Zeiten mit Dieter Hecking, Mirko Slomka, Daniel Stendel oder André Breitenreiter schon öfters eine Zeit lang gut.

"Wir haben uns intensiv mit sehr wenigen Kandidaten beschäftigt und uns nach mehreren Gesprächen mit Jan Zimmermann bewusst für ihn entschieden", lässt sich Martin Kind in der Vereinsmitteilung zitieren und gibt damit nur einen Teil der Realität preis. Hannovers Profi-Boss wird in den vergangenen Tagen vernommen haben, dass sich sein absoluter Wunschkandidat, Paderborns Steffen Baumgart, in dieser Woche anders orientieren würde. Um einer offiziellen Absage Baumgarts zuvorzukommen, die den neuen Trainer in Hannover noch mehr wie seine B-Lösung hätte aussehen lassen, drängte für Kind die Zeit. Vollendete Tatsachen mit Zimmermann wurden geschaffen, und das in der Trainerfindungsrunde mit KG-Sportaufsichtsrat Bastian Hellberg und Mitgesellschafter Gregor Baum.

Zuber war nicht in den Prozess eingebunden

Nicht in den Prozess eingebunden war unterdessen Sportdirektor Gerhard Zuber, dessen zuvor erstellte Trainer-Kandidatenliste auf Ablehnung gestoßen war. Immerhin soll Zuber als Manager weitermachen - vorerst. "Herr Kind hat mich heute über die Trainerentscheidung informiert und sich zuversichtlich geäußert, dass ich mit Jan Zimmermann gut zusammenarbeiten werde", sagte der 45-Jährige dem kicker.

Kind scheut vor einer kostspieligen Trennung von Zuber zurück

Halbwahrheiten begleiten freilich auch diesen Vorgang. Hintergrund: Über eine Scouting-Abteilung im üblichen Sinne verfügt 96 aktuell nicht, sie wurde abgeschafft. Kind und nun auch Zimmermann benötigen Zuber mit dessen Netzwerk und Kenntnissen auf dem Transfermarkt dringend als ausführendes Organ, um für den in der neuen Saison geplanten Bundesligaaufstieg die nötigen Spieler zu finden und zu verpflichten. Während Kind hierbei vom ursprünglich angekündigten Sparkurs abzuweichen scheint und doch wieder üppiger ausstaffierte Verträge anbietet, scheut er vor einer kostspieligen Trennung von Zuber (Vertrag bis 2023) trotz des auf ein Minimum geschrumpften Vertrauens zurück - mit Ex-Sportkoordinator Alexander Klitzpera und dem früheren Sportchef Jan Schlaudraff führt 96 bereits zwei geschasste Funktionäre immer noch auf der Gehaltsliste.

Gleichwohl schauen sich die Niedersachsen auch in Sachen Manager weiter um. Ein Versuch etwa bei Fabian Wohlgemuth jedoch schlug in der vergangenen Woche fehl. Für den Paderborner Sport-Geschäftsführer ist Hannover kein Thema.

Michael Richter

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