Bundesliga

Sami Khedira: "Die Zahlen sprechen nicht für mich"

Hertha-Neuzugang stellt sich vor

Khedira: "Die Zahlen sprechen nicht für mich"

Sami Khedira wurde am Dienstag vorgestellt und nahm gleich am Hertha-Training teil. Im Hintergrund Herthas zweiter Neuzugang Nemanja Radonjic.

Sami Khedira wurde am Dienstag vorgestellt und nahm gleich am Hertha-Training teil. Im Hintergrund Herthas zweiter Neuzugang Nemanja Radonjic. imago images

Sami Khedira machte einen aufgeräumten Eindruck, als er am Dienstagmittag in Herthas Medienraum auf dem Podium neben Sportdirektor Arne Friedrich und Mediendirektor Marcus Jung Platz nahm, um sich in einer virtuellen Medienrunde vorzustellen. Dem einstigen Nationalspieler (77 Einsätze für den DFB) war anzumerken, dass er seiner neuen Aufgabe mit Vorfreude entgegensieht. Vor allem dem Umstand, dass er wieder Fußball spielen darf. "Ich war zehneinhalb Jahre nicht in Deutschland und jeder kannte meine Situation bei Juventus", sagt Khedira über die Gründe seines Wechsels. Beim italienischen Serienmeister war der 33-Jährige unter Trainer Andrea Pirlo zuletzt nur Reservist gewesen, sein letzter Einsatz datiert vom 12. Juni 2020 (im Pokal gegen AC Mailand).

In den kommenden Monaten bis zum Saisonende will Khedira nun regelmäßig auf dem Platz stehen. Die Vereinbarung mit Hertha läuft erstmal bis zum 30. Juni, "aber es ist nicht ausgeschlossen, dass es weitergeht", stellt Khedira klar. Am Saisonende werde man sich zusammensetzen und die Zukunft besprechen, "wir müssen keinen Vertrag auf Papier haben", so der Routinier. Was er in Berlin bis zum dahin vorhat, ist folgendes: "Ich will spielen, Verantwortung übernehmen und etwas erreichen.". Dass einiges von ihm erwartet wird, weiß der 1,89-Meter große und 85 Kilo schwere Profi, aber in den Gesprächen mit der Klubführung (und da besonders mit Sportdirektor Friedrich) habe er "gespürt, dass extremes Vertrauen und extreme Wertschätzung herrscht". Khedira wiederum schätzt Hertha als Verein, "der große Ziele hat", und der prominente Zugang hofft seinerseits, "dass ich Hertha in den nächsten Monaten helfen kann, dahin zu kommen, wo der Klub hingehört."

Ich bin nicht der große Retter.

Sami Khedira

Zurzeit ist die sportliche Lage beim Hauptstadtklub allerdings bedrohlich, aber das ängstigt Khedira nicht. Auch wenn er in seiner Karriere fast ausschließlich um Titel anstatt gegen den Abstieg gespielt hat. "Wenn du um Titel spielst, musst du auch gewinnen", sagt er über den Druck, der herrscht, "jetzt musst du auch gewinnen." Khedira hält Herthas Mannschaft "für eine sehr talentierte Truppe", und beim jüngsten 1:3 in Frankfurt, dass der Neue am TV verfolgte, habe er trotz der Niederlage eine "unheimlich engagierte Mannschaft" gesehen.

Der will Khedira mit seinen fußballerischen Qualitäten und seiner Erfahrung nun helfen, wieder auf Kurs zu kommen. Der Mittelfeldakteur, der die Rückennummer 28 erhält (jene Nummer, mit der er in Stuttgart Meister wurde) hält sich aber nicht für den neuen großen Zampano im Hertha-Team. "Ich komme nicht hierher und bin der Big Boss", betont Khedira. Zwar liege es in seinem Naturell, Verantwortung zu übernehmen, und er habe es im Laufe der Karriere bei Real Madrid und auch bei Juve gelernt, "aber ich bin ein ganz normaler Fußballer." Er wolle "meine Erfahrung reingeben, so Khedira, aber: "Ich bin nicht der große Retter."

"Die letzten fünf Monate waren nicht ganz einfach"

Was seine Fitness angeht, macht sich der neue Mann keine Sorgen - trotz fehlendem Spielrhythmus in den vergangenen Monaten und seiner Verletzungshistorie in den zurückliegenden Jahren. "Die Zahlen (an Einsätzen bei Juve, Anm. d. Red.) sprechen natürlich nicht für mich, da muss man nicht drumherum reden", sagt Khedira, "die letzten fünf Monate waren nicht ganz einfach." Aber er sei im vergangenen halben Jahr "100 Prozent fit und voll im Mannschaftstraining" gewesen, "und wenn du tagtäglich mit Spielern wie Cristiano Ronaldo, Leonardo Bonucci oder Giorgio Chiellini auf dem Platz stehst und im Elf-gegen-elf zusammenspielst, verliert man nicht viel an Fitness. Aber natürlich ist ein Wettkampf nochmal was komplett Anderes. Da muss ich wieder reinfinden, da muss ich intelligent spielen. Das ist mir bewusst. Aber ich habe Lust und das Bestmögliche getan, dass ich im fitten Zustand bin."

Einsatz schon am Freitag?

Ob er bereits am Freitagabend im Heimspiel gegen Bayern München (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) in der Startelf steht, dazu äußerte sich Khedira zurückhaltend: "Das ist nicht meine Entscheidung. Ich muss jetzt trainieren und die Mannschaft kennenlernen." Dann werde er mit Trainer Pal Dardai sprechen und dann werde entschieden, so der Routinier weiter.

Andreas Hunzinger

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