Bundesliga

Keller kritisiert DFL und Bayer: "Verstehe es einfach nicht"

Kölner Sport-Geschäftsführer wird wegen Spielverlegung deutlich

Keller kritisiert DFL und Bayer: "Ich verstehe es einfach nicht"

Deutliche Worte Richtung DFL: Kölns Sport-Geschäftsführer Christian Keller.

Deutliche Worte Richtung DFL: Kölns Sport-Geschäftsführer Christian Keller. IMAGO/Treese

"Meine Lieblingsfrage, auf die habe ich gewartet", sagte Christian Keller, als er am Samstagabend auf das Thema das Vortags angesprochen wurde: Die DFL hatte das Bundesliga-Auswärtsspiel des 1. FC Köln in Leverkusen am 31. Spieltag auf Wunsch von Bayer 04 von Sonntag auf Freitag vorverlegt, um der Werkself vor deren Europa-League-Halbfinalhinspiel bei der AS Rom mehr Vorbereitungszeit zu ermöglichen.

"Wir drücken Leverkusen die Daumen - und das meine ich ganz aufrecht und ehrlich -, dass sie weiterkommen, bestenfalls die Europa League gewinnen, weil das für den deutschen Fußball natürlich total wichtig ist", betonte Keller zunächst. Und auch die Verlegung an sich ist "für uns sportlich nicht zwingend ein Nachteil". Doch wie es dazu kam, macht Keller wütend. Und so setzte der Sport-Geschäftsführer des FC im Anschluss an die 0:1-Heimniederlage gegen den SC Freiburg zum "ganz großen Aber" an.

"Kommt jetzt dann irgendwann jeder?"

Drei Kritikpunkte führte Keller mit ruhiger Stimme, aber deutlichen Worten an. Erstens: "Ich habe mal gehört, dass es so was wie eine Integrität des Wettbewerbs gibt, und die gilt für mich auch, wenn Bayer Leverkusen international spielt. Warum wird letztes Jahr nicht verlegt, als Frankfurt um die Europa League gespielt hat? Das verstehe ich nicht. Bayern München spielt fast jedes Jahr um einen internationalen Titel, da habe ich auch noch nie erlebt, dass ein Spiel verlegt wird. Kommt jetzt dann irgendwann jeder und sagt: 'Wir haben wichtiges Spiel, wir müssen es 'aus übergeordneten Gründen' verlegen'?"

Zweitens: "Was sind übergeordnete Gründe?" Er verstehe zwar, dass Leverkusens Halbfinale für den deutschen Fußball wichtig sei. Aber für Keller ist etwa die Gesundheit der Spieler noch höher zu bewerten. Umso merkwürdiger findet er, dass die Kölner im Herbst mit ihrem Antrag bei der DFL abgeblitzt waren, als sie nach dem wegen Nebels abgebrochenen und am Tag danach nachgeholten Conference-League-Spiel beim 1. FC Slovacko (1:0) das Sonntagsspiel gegen Hoffenheim (1:1) hatten verschieben wollen.

Damals hatte die DFL mit der dennoch eingehaltenen 48-Stunden-Regel - die laut Keller "so ja nirgendwo steht" - argumentiert. "Das sind keine übergeordneten Gründe? Das verstehe ich einfach nicht", so Keller. "Das kann ich auch intern niemandem erklären, will ich auch gar nicht probieren."

Drittens: Der FC sei "als Spielpartner" in die Spielverlegung "als Allerletztes involviert gewesen", als "die Nummer mehr oder weniger schon durch" gewesen sei. "Nach dem Slovacko-Spiel habe ich als Erstes in Hoffenheim angerufen und gefragt, ob wir drüber reden können, und dann habe ich alle anderen angerufen. Wir sind als Letztes angerufen worden, und das verstehe ich nicht. Wenn man uns als Erstes anruft, gebe ich jetzt vielleicht auch andere Antworten", sagte Keller. Erst habe sich die DFL gemeldet, erst dann Leverkusen.

Wie die Abläufe sind, will niemand hier wissen, denn ansonsten verliert der eine oder andere vielleicht den Glauben an die Integrität des Wettbewerbs.

Christian Keller

Keller war trotz seines Amts als DFL-Aufsichtsrat ohne Mitspracherecht: "Als Aufsichtsrat nehmen Sie garantiert nicht Einfluss auf die Ansetzung von Spielen", betonte er und fügte düster an: "Bei der DFL muss jemand entscheiden, was ein übergeordneter Grund ist. Wie die Abläufe sind, will niemand hier wissen, denn ansonsten verliert der eine oder andere vielleicht den Glauben an die Integrität des Wettbewerbs."

Neben dem FC seien auch "Fans, viele Dienstleister und der Aspekt Sicherheit betroffen", gab Keller zu bedenken. "Auch da muss man sich überlegen, ob das alles in so kurzer Zeit so clever war." Die Polizei hatte am Freitag nach Aussage eines Sprechers "durch die Verlegung keine Erhöhung des Sicherheitsrisikos" gesehen.

Kellers Fazit: "Wir hätten im Normalfall schon mitgemacht, ohne zu motzen, aber durch die Art und Weise und den Ablauf finde ich es nicht gut."

jpe

Bilder zur Partie 1. FC Köln gegen SC Freiburg