Bundesliga

Keitels Wegscheide: "Entweder er setzt sich durch - oder nicht"

Stuttgarter Interesse: Wechsel des Freiburger Eigengewächses weiter denkbar

Keitels Wegscheide nach EM-Frust: "Entweder er setzt sich durch - oder nicht"

Muss sich in der Vorbereitung zeigen: Freiburgs Yannik Keitel hofft in der kommenden Saison auf mehr Startelf-Einsätze.

Muss sich in der Vorbereitung zeigen: Freiburgs Yannik Keitel hofft in der kommenden Saison auf mehr Startelf-Einsätze. IMAGO/Beautiful Sports

Keitel hat noch Urlaub, wenn ein Großteil des Freiburger Profiteams am Montag auf dem Rasen in die Sommervorbereitung startet. Wie seine U-21-Kollegen Noah Atubolu, Noah Weißhaupt und Kenneth Schmidt soll er erst zum Trainingslagerbeginn am 20. Juli wieder die Arbeit im Verein aufnehmen. Zeit, die gründlich verkorkste Junioren-EM in Georgien zu verarbeiten - und sich grundsätzliche Gedanken um seine Zukunft zu machen.

Schafft Keitel den finalen Durchbruch in seinem Heimatverein? Das ist die große Frage. Die kommende Spielzeit wäre bereits der vierte Anlauf des Eigengewächses, das bereits seit 2011 das SC-Trikot trägt und 2019/20 seine ersten drei Bundesligaeinsätze verbuchte.

SC-Erwartung an Keitel: Spielzeit erhöhen und feste Größe werden

Haltung und Erwartung der Verantwortlichen sind klar. "Er geht in den Infight mit Chicco Höfler und Maximilian Eggestein. Wir wünschen uns, dass er seine Spielzeit erhöht und peu à peu zur festen Größe der Mannschaft wird", sagt Sportdirektor Klemens Hartenbach über den zentralen Mittelfeldspieler, den er sich gut als mittelfristigen Nachfolger des seit Jahren gesetzten, inzwischen 33 Jahre alten Höfler vorstellen kann.

In der abgelaufenen Saison kam Keitel, den in den letzten Jahren immer mal wieder kleinere und größere Blessuren ausbremsten, in 31 von 45 Freiburger Pflichtspielen zum Einsatz. Unterm Strich hatte er auf der Doppelsechs aber klar das Nachsehen gegenüber dem Duo Höfler/Eggestein. Das dokumentiert unter anderem die Zahl von nur zwölf Startelfmandaten, bei denen er nicht immer überzeugte (kicker-Notenschnitt 3,59).

Keine Konstanz, nur vereinzelte Duftmarken, schwache U-21-EM

Das sieht auch Hartenbach so: "Es war schon auf dem richtigen Weg, aber ohne echte Konstanz, sondern mit vereinzelten Duftmarken, bei denen man sehen konnte, was er leisten kann." Bei der U-21-EM enttäuschte der dreimal von Beginn als Sechser im 4-3-3 aufgebotene Keitel (Notenschnitt 4,5). Der kräftige, 85 Kilo schwere 1,86-Meter-Mann zeigte deutlich zu wenig von dem, was er zu leisten imstande ist: Zweikampfstärke und Athletik, gepaart mit strategischem Geschick.

Besonders in der Entscheidungsfindung in wichtigen Momenten begeht Keitel immer wieder Fehler, leistet sich unterm Strich zu viele leichte Passfehler, hin und wieder auch Ballverluste in gefährlichen Räumen und müsste manches direkte Duell kompromissloser bestreiten. Hartenbach weiß: "Es wird ein wichtiges Jahr für Yannik. Entweder er setzt sich durch - oder nicht."

Sommerwechsel? Stuttgart lockt, Vertrag endet 2024

Aber wird er diese Schlüsselsaison überhaupt im SC-Dress bestreiten? Das ist noch nicht final geklärt. Durch das Interesse des VfB Stuttgart, wo sich vor allem Trainer Sebastian Hoeneß um Keitel bemüht, und die Vertragssituation des Freiburger Profis ist ein Sommerwechsel weiter ein denkbares Szenario. Keitels Vertrag endet 2024, ein Verlängerungsangebot des SC hat er noch nicht angenommen.

Für Hartenbach jedoch kein Grund zur Panik. Es sei legitim, dass Keitel zunächst sein Standing in der Vorbereitung und zum Saisonstart abwarten und noch nicht verlängern möchte. Wohl erst gegen Ende der Transferphase könnte ein Wechsel zum akuten Thema werden. Der Umgang sei trotz dieser speziellen und vor allem für Keitels Karriere wichtigen Situation gut. "Wir kennen uns gegenseitig schon so lange und gut, haben einen offenen Austausch, da kann keiner dem anderen was vormachen", sagt Hartenbach.

Nun ist vor allem Keitel am Zug, ab seinem Wiedereinstieg mit konstant guten Leistungen in Training, Test- und Wettkampfspielen seinem Potenzial gerecht zu werden und das Trainerteam um Christian Streich zu überzeugen. Angesichts von Höflers Standing gilt es für ihn wohl in erster Linie, Eggestein zu verdrängen - oder doch den Abschied zu wählen. In welchem Trikot Keitel in der Hinrunde aufläuft, steht spätestens mit Transferschluss am 1. September fest.

Carsten Schröter-Lorenz

Die Heimtrikots der Bundesligisten für die Saison 2023/24