Bundesliga

"Keine Two-Men-Show": Neue DFL-Geschäftsführung stellt sich vor

Keine neuen Anstoßzeiten - Ab 2025 alle Spiele wieder bei einem Sender?

"Keine Two-Men-Show": Die neue DFL-Geschäftsführung stellt sich vor

IMAGO/Claus Bergmann

Seit dem 1. Juli bilden Lenz und Merkel die neue DFL-Geschäftsführung. Am Donnerstag referierte das Duo, das einst von Ex-Boss Christian Seifert zur DFL geholt wurde, in der Verbandszentrale im Frankfurter Westend über die zahlreichen Herausforderungen, die sie in den kommenden Wochen und Monaten angehen werden. Erstaunlich: Fragen waren im offiziellen Teil der Medienveranstaltung nicht zugelassen. So blieb unter anderen offen, wie sie dazu beitragen wollen, die nach dem geplatzten Investorendeal aufgeflammten Streitigkeiten zwischen den Klubs beizulegen. Mit einem Rundbrief an die 36 Profiklubs hatten sie zu Wochenbeginn zur Einheit aufgerufen, doch damit ist es freilich nicht getan.

Medienrechte als Schlüsseldebatte

Eine zentrale Herausforderung ist die Ausschreibung der nationalen Medienrechte für die nächste Rechteperiode ab 2025 bis 2029. "Die Ergebnisse dieser Ausschreibung sind wahnsinnig wichtig und weitreichend für die Klubs. Sie werden den wirtschaftlichen Rahmen für die Klubs fast bis ins nächste Jahrzehnt vorschreiben", sagt Merkel. Zur Einordnung: Bei manchen Klubs entfällt fast die Hälfte des Umsatzes auf die Erlöse aus den Medienrechten, bei der DFL selbst sind es 80 Prozent. "Steigerungsraten wie 2016, als wir die Erlöse um 85 Prozent steigern konnten, sind für die kommende Ausschreibung kein realistisches Ziel", betont Merkel.

In der aktuellen Rechteperiode erlöst der Ligaverband in der nationalen Vermarktung pro Spielzeit durchschnittlich 1,1 Milliarden Euro. Ein vorläufiges Konzept für die neue Ausschreibung der Rechte wurde im Februar beim Bundeskartellamt in Bonn eingereicht. Inzwischen liegt eine erste Rückmeldung vor. Auf dieser Basis wird das Konzept "im Dialog mit den DFL-Gremien, den Sendern und dem Bundeskartellamt weiterentwickelt", berichtet Merkel. Idealerweise solle es bis Ende des Jahres finalisiert werden, die Ausschreibung soll noch vor der EM 2024 abgeschlossen werden.

Keine neuen Anstoßzeiten

Wichtig für die Fans: Das aktuelle Konzept sieht keine neuen Anstoßzeiten vor - und auch keine sogenannte "No-Single-Buyer-Rule". Diese Regel war 2016 vom Kartellamt gefordert worden, damit nicht ein Anbieter alle Spiele exklusiv zeigen kann und damit eine Monopolstellung innehat. "Wir werden mit dem Bundeskartellamt den Dialog führen, ob das in Zukunft für erforderlich gehalten wird", kündigt Merkel an. Klar ist: Dem Fan ist nicht damit geholfen, mehrere Pay-TV-Abonnements abschließen zu müssen, um alle Spiele sehen zu können. Im Gegenteil. Welche Rechtepakete auf den Markt kommen, wird erst im Winter kommuniziert, nachdem die Gespräche mit dem Kartellamt abgeschlossen sind.

Lenz hebt die Bedeutung hervor, eine "Bundesliga-Plattform" zu etablieren, um unter anderen die internationale Vermarktung zu stärken. "Dass diese Plattform zentral ist, muss uns allen bewusst sein", betont Lenz. Ursprünglich sollten dafür mehrere Hundert Millionen Euro aus dem geplatzten Investoren-Deal zur Verfügung stehen. Nun soll das Projekt in kleinerem Rahmen umgesetzt werden. "Wir werden das Thema angehen", sagt Lenz, gibt aber zu bedenken: "In welchem Umfang, hängt von den Finanzierungsmöglichkeiten ab."

Wir haben keine große Warmlaufphase. Damit meine ich nicht nur uns als Geschäftsführung, sondern auch insbesondere die DFL und die Klubs.

Marc Lenz

Als weitere wichtige Aufgabe nennt er die Schaffung einer "Wissensdatenbank", um mit den Klubs "faktenbasiert" diskutieren zu können und dementsprechend Entscheidungen stärker als bisher anhand von Fakten zu treffen. Mit welchen Fakten die Datenbank gespeist werden soll, ließ er offen. Zudem nannte Lenz die "Absicherung gegen Piraterie" als ein Thema, das zeitnah umgesetzt werden soll, um die Rechteinhaber zu schützen.

Ganz grundsätzlich betont er: "Es bedarf eines schnellen Agierens, um die richtigen Weichen zu stellen. Wir haben keine große Warmlaufphase. Damit meine ich nicht nur uns als Geschäftsführung, sondern auch insbesondere die DFL und die Klubs." Merkel ergänzt: "Der Weg in eine positive Zukunft der DFL und des deutschen Profifußballs wird keine Two-Men-Show von uns beiden, sondern nur im starken Schulterschluss der DFL, der Klubs, der Gremien, der Partner und der Belegschaft hier im Haus funktionieren können."

Gespräche mit UEFA positiv

Ein Thema, das Lenz seit Jahren begleitet und auch weiterhin umtreiben wird, ist der Kampf für strengere internationale Regularien, gegen die von einigen Klubs und Ligen gewünschte Deregulierung. Die internationalen Entwicklungen seien "sehr risikobehaftet". Er verweist auf Personalkostenquoten im Ausland von "teilweise über 80, 90 Prozent der Umsätze", zudem hätte sich die Zahl der Klubs unter Mehrfachbeteiligungen seit 2018 verdoppelt. Lenz hofft auf eine Regelung bezüglich einer "absoluten Kostenobergrenze" für die Klubs - und wirkt durchaus zuversichtlich. In den Gesprächen mit der UEFA nimmt er "positive Entwicklungen" wahr.

Auch ohne Nachfragen ist nach dem rund 40-minütigen Vortrag klar: Lenz und Merkel stehen - bildlich gesprochen - vor einem gewaltigen Berg. Auf dem Weg zum Gipfel erfordert es jede Menge Geschick und Ausdauer, um Kletterpassagen zu meistern, Steinschlägen auszuweichen und Gletscherspalten zu erkennen. Seiferts Nachfolgerin Donata Hopfen stürzte schon beim ersten Anstieg ab. Dem neuen Führungsduo ist nicht zuletzt aufgrund der jahrelangen Erfahrung im Verband mehr zuzutrauen. Gelingt es ihm, die Profiklubs zu einen und die Medienrechte ab 2025 im Rahmen der Zentralvermarktung lukrativ zu veräußern, wäre ungeachtet all der anderen Herausforderungen bereits viel erreicht - und das Gipfelkreuz in Sichtweite.

Julian Franzke