Bundesliga

Nach Morey-Verletzung: Kehl will unbedingt den Pokal gewinnen

Morey-Verletzung trübt BVB-Finaleinzug

Kehl: "Ein Grund mehr, diesen Wettbewerb zu gewinnen"

Versucht den Tiefschlag in positive Energie umzumünzen: Lizenzspielerleiter Sebastian Kehl.

Versucht den Tiefschlag in positive Energie umzumünzen: Lizenzspielerleiter Sebastian Kehl. imago images

Edin Terzic ist ein höflicher Mann, der selbst in Krisenzeiten - die er ja trotz seiner kurzen Amtszeit als Cheftrainer von Borussia Dortmund bereits moderieren musste - geduldig Rede und Antwort steht. Am Samstagabend allerdings bat der 38-Jährige zu Beginn der Pressekonferenz um Nachsicht. Sich Gedanken über das Spiel und die Leistung seiner Mannschaft beim 5:0-Halbfinalerfolg über Holstein Kiel zu machen, das falle ihm gerade schwer, gab er zu. Und jeder, der in diesem Moment vor dem Bildschirm saß und die virtuelle Fragerunde verfolgte, konnte das nachvollziehen.

Terzic stand in diesem Moment noch immer erkennbar unter Schock, nachdem sich Rechtsverteidiger Mateu Morey in der 72. Minute schwer am Knie verletzt hatte und danach unter lauten Schmerzensschreien zu Boden gegangen war. Minutenlang wurde der Spanier behandelt, bevor er vom Platz getragen und umgehend in ein Krankenhaus gebracht wurde. Als das Spiel fortgesetzt wurde, war die Partie eigentlich bereits beendet. Beide Mannschaften spielten zwar noch bis zum sekundengenauen Abpfiff - auf eine Nachspielzeit hatte Schiedsrichter Christian Dingert trotz der langen Unterbrechung verzichtet - weiter, aber es war ein eher gespenstischer Vortrag und nur reine Pflichterfüllung.

Morey muss operiert werden

"Ihr kennt Mateu als Spieler, wir kennen ihn als Menschen", sagte Terzic nach Spielschluss sichtlich bewegt. "Wenn man das erlebt, dann trügt das den Abend. Wir drücken ihm die Daumen." Noch steht nicht fest, wie lange der 21-Jährige ausfallen wird. Dass es Monate werden dürften, ist aber nach den ersten Zwischenergebnissen der diversen Untersuchungen recht klar. Morey selbst äußerte sich am Sonntag auf Instagram, schrieb dort, wie schade es sei, dass er das Finale verpasse und dass er sich einer Operation unterziehen müsse. Von einer schweren Band- und Kapselverletzung hatte Lizenzspielerleiter Sebastian Kehl am Vormittag berichtet und anschließend versucht, den Tiefschlag in positive Energie umzumünzen: "Mateu hat seinen Anteil daran, dass wir in Berlin sind. Jetzt haben wir noch einen Grund mehr, diesen Wettbewerb zu gewinnen."

Vier Spiele, vier Siege?

An Motivation dürfte es ohnehin nicht mangeln, wenn der BVB am 13. Mai im - leeren - Berliner Olympiastadion auf RB Leipzig trifft, bietet sich doch die Chance auf den ersten Titelgewinn seit 2017 - und damit die Möglichkeit, eine schwierige Saison mit etwas Zählbarem zu beenden. Fast genauso wichtig allerdings ist ein Ausbau der jüngsten Siegesserie in der Liga. "Wir sind leider noch immer Fünfter", sagt Sportdirektor Michael Zorc vor dem anstehenden Doppel gegen Leipzig in der Liga (8.5.) und dem Pokalfinale. "Wir wollen mit einem Kraftakt noch unter die ersten Vier kommen." Vier Pflichtspiele stehen noch an, ehe Terzic den Cheftrainer-Posten zur neuen Saison an Marco Rose übergibt. Drei in der Liga (Leipzig, Mainz, Leverkusen), eins im Pokal. Vier Siege sollen darin eingefahren werden - und dadurch nicht nur der Pokal geholt, sondern auch der eine Zähler Rückstand auf den Vierten Eintracht Frankfurt gutgemacht werden.

BVB präsentiert sich dominant und spielfreudig

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Der Auftritt gegen überforderte und durch eine zweimalige Quarantäne körperlich arg geschwächte Kieler nährte die Hoffnung, dass dieses Vorhaben gelingen könnte. Bereits zur Pause stand es 5:0 für den dominant und spielfreudig auftretenden BVB. "Die erste Hälfte", sagte Zorc am Tag danach, "war top. Ein großes Kompliment an die Mannschaft." Auch ohne Stürmer Erling Haaland, der aufgrund eines Pferdekusses nur von der Tribüne aus mitfiebern konnte und Mitte der Woche wieder ins Training einsteigen könnte, lief es vor dem Tor - und das sogar äußerst kreativ, flexibel und ansehnlich. "Wie wir die Tore herausgespielt haben", bemerkte Zorc nicht zu Unrecht, "war zum Zunge schnalzen."

Selbstbewusst und guter Dinge geht der BVB somit in die beiden bevorstehenden Duelle mit den Leipzigern, gegen die die Borussen zuletzt häufig gut aussahen. Fünf Siege in neun Pflichtspielen fuhren die Dortmunder gegen RB ein, zuletzt feierten sie in der Hinrunde einen 3:1-Erfolg in Leipzig. Die Chancen auf ein aus Dortmunder Sicht versöhnliches Saisonende stehen also gar nicht mal so schlecht - sofern die jüngsten und teils sehr überzeugenden Leistungen in den nächsten Wochen bestätigt werden.

Matthias Dersch