Bundesliga

Karten-König Gjasula und sein Wunsch an die Schiris

"Jeder Spieler sollte in jedem Spiel wieder bei Null anfangen dürfen"

Karten-König Gjasula und sein Wunsch an die Schiris

Klaus Gjasula (re.) sammelte in seiner letzten Bundesligasaison 17 Gelbe Karten - Rekord.

Klaus Gjasula (re.) sammelte in seiner letzten Bundesligasaison 17 Gelbe Karten - Rekord. IMAGO/Zink

Dass er mit Darmstadt nun in der 1. Bundesliga antrete, während der HSV die Rückkehr nach oben einmal mehr verfehlte, erfülle ihn "überhaupt nicht" mit Genugtuung, versichert Gjasula. Denn: "Ich kann mein Jahr in Hamburg schon richtig einordnen. Ich wurde nicht vom Hof gejagt, und mir ist auch kein Unrecht angetan worden. Ich habe eine Scheiß-Saison gespielt. Und bei einem Klub wie dem HSV ist es nun mal so: Wenn es nicht auf Anhieb klappt, bekommt man selten eine zweite Chance." Anders sei die Situation bei den Lilien und vergleichbaren Vereinen. "Da bekommst du länger Rückendeckung. Und man sieht ja, dass diese Ruhe nicht schadet."

Klassenerhalt als "Mammutaufgabe"

Insofern sei der Erfolg von Underdogs wie Darmstadt oder Heidenheim ausdrücklich kein Fußball-Wunder: "Wunder klingt ja so als würde der Erfolg vom Himmel fallen", sagt Gjasula. "Doch in Darmstadt, und sicher auch in Heidenheim, wird sehr hart und professionell gearbeitet. Die Verantwortlichen haben sehr viel richtig gemacht. Auf der anderen Seite habe ich erlebt, was es bedeutet, in einem Verein wie dem HSV zu spielen. Jeder Gegner ist extra-motiviert, zugleich ist der Erwartungsdruck riesig, gerade vom Umfeld."

Wir spielen noch mehr Erwachsenenfußball.

Klaus Gjasula

Gleichwohl werde das Unternehmen Klassenerhalt für die 98er jetzt "zu einer Mammutaufgabe", weiß Gjasula. Das gelte aber "auch für den einen oder anderen Konkurrenten. Deshalb glaube ich an unsere Truppe und unsere Chance." Mit Blick auf die Erfahrungen beim SC Paderborn sieht der in Freiburg aufgewachsene albanische Nationalspieler "tatsächlich viele Parallelen wie den besonderen Teamgeist, die extrem familiäre Atmosphäre im Verein, die Tatsache, dass einen eigentlich keiner wirklich auf der Rechnung hatte."

Aber: "Es gibt auch Unterschiede." Nämlich nicht zuletzt die Reife im fußballerischen Auftreten: "In Paderborn haben wir für unsere damaligen Verhältnisse wirklich sehr gute Spiele gezeigt. Aber wir waren dabei zu grün hinter den Ohren, wollten oft zuviel, sind auch bei Führungen weiter munter nach vorne gerannt." Darmstadt dagegen sei schon im Verlauf der Aufstiegssaison "variabler geworden, abgebrühter. Wir spielen noch mehr Erwachsenenfußball."

Gelbe-Karten-Rekord? "Bin kein Unschuldslamm"

Trotz längerwierigen Verletzungsproblemen ist Gjasula zuversichtlich, in der kommenden Saison wieder eine tragende Rolle für die Lilien einnehmen zu können. Die Einstellung oder gar Steigerung seines Gelbe-Karten-Rekords (17 Verwarnungen mit Paderborn 2019/20) sei dabei "definitiv kein Ziel".

Allerdings fürchtet Gjasula, bei den Schiedsrichtern in einer Schublade zu stecken, wobei er selbstkritisch-reflektiert einräumt: "Ich will darüber nicht klagen. Ich bin kein Unschuldslamm und habe selbst genug dazu beigetragen. Es ist menschlich, dass ein Foul von mir eine höhere Aufmerksamkeit bekommt als dasselbe Foul von einem anderen Spieler. Aber von Schiedsrichtern, die so objektiv wie möglich urteilen wollen, würde ich mir wünschen, dass jeder Spieler in jedem Spiel wieder bei Null anfangen darf."

Warum Klaus Gjasula sich zutraut, die EM 2024 auf dem Rasen zu erleben sowie noch mit 40 Jahren als Profi zu spielen und welche besonderen Stärken den Erfolg von Lilien-Trainer Torsten Lieberknecht begründen, lesen Sie im großen kicker-Interview (Montagausgabe oder hier im e-magazine).

Thiemo Müller