Bundesliga

Intransparenter Markt: Gil Dias und das ominöse Transfer-Karussell

Undurchsichtige Leihgeschäfte und Beteiligungen

Intransparenter Markt: Gil Dias und das ominöse Transfer-Karussell

Neue Heimat VfB? Stuttgarts Winterzugang Gil Dias.

Neue Heimat VfB? Stuttgarts Winterzugang Gil Dias. IMAGO/Eibner

Vier Minuten war Gil Bastiao Dias auf dem Feld, da schlug er ein wie eine Rakete. Bei seinem Pflichtspieldebüt für den VfB Stuttgart besorgte der Portugiese den Ausgleich im DFB-Pokal-Achtelfinale beim SC Paderborn, das die Schwaben am Ende mit 2:1 gewannen.

Vielleicht findet Dias in Bad Cannstatt endlich eine fußballerische Heimat. Denn einen dauerhaften Verbleib bei einem Klub, so etwas kennt der Linksaußen bislang nicht wirklich. Dias' Karriere erweckte bis zu seinem Wechsel nach Stuttgart den Eindruck, als sei er ein Spekulations-, Verschiebe- und Verrechnungsobjekt im Millionenbusiness Profifußball.

Monaco: Sieben Leihgeschäfte in sechs Jahren

Nach seinem endgültigen Wechsel von Sporting Braga zur AS Monaco im Sommer 2015 - Dias war damals gerade 18 - verliehen ihn die Monegassen satte siebenmal binnen sechs Jahren. Darunter waren namhafte Adressen wie etwa die AC Florenz. Für die Fiorentina lief der Flügelstürmer 28-mal auf, während er es in Monaco saisonübergreifend auf lediglich 17 Einsätze brachte. Wenig verwunderlich, denn obwohl der Verein aus dem Fürstentum sein Hauptarbeitgeber war, war Dias ja kaum da. Auch Halbjahresleihen wie zum FC Granada (Januar bis Juni 2020), zu Olympiakos Piräus (Januar bis Juni 2019) oder zu Nottingham Forest (Juli bis Dezember 2018) gab es. Auf Dauer undankbar für einen Profi, gerade dann, wenn er sich wie damals Dias in der Entwicklungsphase befindet.

Dabei hatte der ehemalige U-21-Nationalspieler 2016/17 auf sich aufmerksam gemacht. Monaco hatte ihn an den Rio Ave FC verliehen, Dias gelangen acht Treffer und sieben Vorlagen. Vielleicht sagt aber das Gastspiel beim aktuellen Tabellen-14. der Primeira Liga noch in einer anderen Hinsicht etwas aus. Denn Rio Ave ist Teil des sogenannten Mendes-Karussells, also einer Reihe von Vereinen, zwischen denen die Agentur des Star-Beraters Jorge Mendes, Gestifute, seit rund 15 Jahren enorm viele Transfers und Leihen vermitteln soll.

Welche Rolle Rio Ave spielt - Fünf Millionen vs. 95.000 Euro

Auch Monaco gehört dazu, genauso wie Atletico Madrid, Deportivo La Coruna, Benfica Lissabon, der FC Porto, der FC Valencia, Braga, später Lazio Rom und seit kurzem die Wolverhampton Wanderers. Es gibt dazu ein aufschlussreiches Video des portugiesischen Bloggers "Artista do Dia", das die Wechselbeziehungen zwischen diesen Klubs beleuchtet. Stars wie Liverpools Fabinho, von 2013 bis 2018 in Monaco, oder Atletico-Schlussmann Jan Oblak, von 2010 bis 2014 bei Benfica unter Vertrag und diverse Male verliehen, waren wie zig andere Profis auch zeitweise bei Rio Ave geparkt. Zur Wahrheit gehört jedoch auch: Offiziell gibt es keinen Bezug eines Dias-Transfers zu Gestifute, zumindest ist aus heutiger Sicht kein solcher mehr nachvollziehbar.

Wie eng die Drähte von Agenturen in portugiesische Klubs sind, zeigt eine kicker-Recherche aus dem vergangenen Jahr zu Sporting Braga. Just jenen Klub verließ Dias ein Jahr vor dem Einstieg des ominösen Investors Sundown Investments Ltd., der selbst eine erstaunliche Nähe zu einflussreichen Spielerberatern aus England aufweist. Das Branchenportal "Transfermarkt.de" veranschlagt für den Transfer aus Braga zu Monaco satte fünf Millionen Euro. Nach kicker-Informationen flossen damals jedoch lediglich 95.000 Euro.

Braga hielt ausweislich seiner Jahresberichte noch 20 Prozent an Dias und erzielte 2017/18 und 2018/19 jeweils noch einen Gewinn von 92.570 und 100.000 Euro über den "Posten Dias", obgleich dessen Hauptarbeitgeber bereits Monaco hieß. Der 26-Jährige war in den jeweiligen Spielzeiten an Florenz, Nottingham und Olympiakos Piräus verliehen. 2020/21 sind dann 750.000 Euro für den Weiterverkauf durch die AS Monaco an Benfica Lissabon aufgeführt in Bragas Büchern.

VfB als dauerhaftes Zuhause?

Portugals Rekordmeister kaufte den Linksaußen 2021 jedoch für 1,5 Millionen Euro - 750.000 Euro würden eine 50-Prozent-Beteiligung Bragas bedeuten. Dabei hielt Braga ja lediglich noch 20 Prozent der Rechte. Offenbar sah eine Klausel die 50-prozentige Weiterbeteiligung Sportings vor, wie ebenfalls aus dem Jahresabschluss 2020/21 hervorgeht. Logisch wirken diese Summen und Beteiligungen nicht immer. Sie demonstrieren vielmehr, wie schattig und intransparent es auf dem Finanzplatz Transfermarkt zugehen kann. Und eine Erklärung für die Diskrepanz beim Braga-Monaco-Transfer - 95.000 Euro oder fünf Millionen Euro - geben sie nicht wirklich.

Der VfB jedenfalls könnte für Dias den Ausstieg bedeuten aus dem Leih-Karussell. Eine Million Euro bezahlten die abstiegsbedrohten Schwaben nach kicker-Informationen, weitere 1,15 Millionen Euro können erfolgsabhängig fällig werden. Und im Falle eines gewinnbringenden Weiterverkaufs erhielte Benfica 20 Prozent.

Dias, Vertrag bis 2025, wird’s vielleicht aber recht sein, wenn er sich mal bei einem Klub akklimatisieren darf.

Benni Hofmann

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