Bundesliga

Individuelle Fehler kosten die Lilien erneut Punkte

Darmstadt rutscht weiter ab

Individuelle Fehler kosten die Lilien erneut Punkte

Sturmpartner unter sich: Aaron Seydel (li.) und Oscar Vilhelmsson. 

Sturmpartner unter sich: Aaron Seydel (li.) und Oscar Vilhelmsson.  IMAGO/Jan Huebner

Mit fünf neuen Spielern und einer veränderten Grundformation im Vergleich zur 0:1-Niederlage gegen Köln hat Trainer Torsten Lieberknecht den SV Darmstadt 98 ins Aufsteigerduell in Heidenheim geschickt. Größtenteils waren die Veränderungen neuen Verletzungen geschuldet, denn neben den schon länger verletzten Matthias Bader, Christoph Zimmermann, Fraser Hornby und Braydon Manu musste nach dem Wadenbeinbruch von Kreativspieler Marvin Mehlem gegen Köln auch dessen designierter Vertreter Fabian Nürnberger mit Sprunggelenkproblemen passen.

Pfeiffer gefällt als Mehlem-Vertreter

Wer jedoch nach den wenig ansprechenden Offensivleistungen der vergangenen Wochen nun im Spiel nach vorn neue Probleme bei den Lilien erwartet hatte, wurde überrascht. Lieberknechts Schachzug, Angreifer Luca Pfeiffer auf die Mehlem-Position hinter die Spitzen zu ziehen, zahlte sich aus. Der Leihspieler aus Stuttgart blieb zwar auch in seinem 33. Bundesliga-Spiel ohne Tor, war aber viel unterwegs, verteilte die Bälle und war damit maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Lilien wieder deutlich mehr Torgefahr entwickelten und erstmals seit gut zwei Monaten mehr als ein Tor in einem Pflichtspiel erzielten.

Überrascht hatte Lieberknecht auch mit Umstellungen in der Abwehr, wo er nicht nur zur Dreierkette zurückkehrte, sondern auch Matej Maglica und Christoph Klarer zunächst auf der Bank ließ. Bei Maglica habe er zuletzt etwas die Aggressivität vermisst, begründete der Darmstädter Trainer seine Entscheidung. Linksfuß Maglica wurde durch den zweiten Linksfuß in der Lilien-Abwehr, Thomas Isherwood, ersetzt. Der Schwede mit dem großen Kämpferherz spielte in seinem zweiten Startelfeinsatz der Saison solide. Mit der Umstellung in der Lilien-Defensive ließen sich die drei Gegentore jedenfalls nicht erklären.

Pechvogel Müller an allen Gegentoren beteiligt

Denn es lag vor allem am unglücklichen Jannik Müller, der in den Spielen zuvor auch gespielt hatte und auf der Ostalb einen rabenschwarzen Tag erwischte: Beim ersten Heidenheimer Tor ging er nicht entschieden genug ins Kopfballduell mit dem Torschützen Jan Schöppner und bei den beiden Kopfballtoren von Patrick Mainka nach Ecken wäre er laut seinem Trainer zuständig für den Doppeltorschützen gewesen.

Dass Lieberknecht nach dem Doppelschlag innerhalb von zwei Minuten zunächst die Defensive stabilisierte und in Klarer und Maglica für Müller und Isherwood zwei neue Verteidiger brachte, war nachvollziehbar. Denn die Offensive hatte bis zu diesem Zeitpunkt ordentlich funktioniert. Später brachte er jedoch in Mathias Honsak und den 18 Jahre alten Bundesliga-Debütanten Fabio Torsiello auch noch zwei frische Kräfte für den Sturm. Das zahlte sich jedoch nicht mehr aus.

Gesucht wird ein Unterschiedsspieler

In der laufenden Saison hat der SV Darmstadt 98 bislang in jeder Partie gezeigt, dass er dem Gegner auf Augenhöhe begegnen kann. Selbst bei den Klatschen gegen Leverkusen und Bayern gestalteten die Lilien die Partien eine Halbzeit lang offen. Für eine durchgehend starke Leistung, die sich am Ende auch in Punkten niederschlug, reichten Qualität und Cleverness allerdings nur selten, wie die mageren neun Zähler belegen.

Vor diesem Hintergrund macht man sich in Darmstadt Gedanken, in der Winterpause nochmals Geld in die Hand zu nehmen und personell nachzulegen. Eine große Einkaufstour wird es aber wegen des bereits 30 Spieler umfassenden Kaders nicht geben. Gesucht wird eher ein Unterschiedsspieler, der der Mannschaft nochmals einen Schub geben könnte. Fraglich allerdings, ob es gelingen wird, einen solchen Spieler ausgerechnet nach Darmstadt zu locken, ohne dabei auch noch das bislang intakte Teamgefüge zu erschüttern.

Stephan Köhnlein