Motorsport

Im Test: Lynk & Co 01 PHEV

Vollausgestattet für 46.000 Euro - Auch im Abo - Carsharing-Funktion

Im Test: Lynk & Co 01 PHEV

Pop-up-Stores statt Händler: In Deutschland haben Lynk-Clubs in München (Foto), Hamburg und Berlin eröffnet.

Pop-up-Stores statt Händler: In Deutschland haben Lynk-Clubs in München (Foto), Hamburg und Berlin eröffnet.

Wie er aussieht: Ein Händlernetz im tradierten Sinne hat Lynk nicht aufgebaut, stattdessen soll sich die Marken-Community in schicken Innenstadt-Lounges treffen und dort Erstkontakt mit dem Modell ihres Interesses aufnehmen. Das neue und ziemlich hip verpackte Vertriebskonzept schürt die Erwartungshaltung an ein entsprechend ungewöhnliches Verkaufsobjekt. Tatsächlich verkörpert der Lynk 01 aber ein eher klassisches Midsize-SUV, das zwar modern und keinesfalls hausbacken aussieht, aber eben auch nicht besonders revolutionär. Die Aufgeschlossenheit der Kunden sollte wohl nicht überstrapaziert werden.

Die sogenannte CMA-Architektur (Compact Modular Architecture) teilt sich der 4,54 lange Lynk 01 mit dem Polestar 2 und, vor allem, mit dem Volvo XC40, über den er sich allerdings um elf Zentimeter hinausstreckt.

Wie er eingerichtet ist: Ebenfalls modern und ohne den Fahrer bzw. die Fahrerin mit allzu gewagten Gadgets zu überfordern. Keine Experimente also, weder, was das inzwischen gängige digitale Fahrerinstrument betrifft und auch nicht, was den 12,7 Zoll großen Infotainment-Bildschirm anbelangt, der via Wischen, Touchen und Sliden eine Vielzahl von Funktionen zugänglich macht. Dass es etwas dauert, bis man die Menüführung verinnerlicht hat, wird den längerfristigen Lynk-Nutzer nicht grämen. Der Sharingpartner, der den 01 aber nur kurz mal in Gebrauch nimmt, wäre wahrscheinlich dankbar für mehr Sofort-Durchblick. Und wer wohnt da eigentlich im Infotainment? Minnie Mouse vielleicht? Die quietschige Stimme der Sprachassistentin spricht buchstäblich dafür. Schön dagegen: Funktionen wie die Klimatisierung oder die Lautstärke lassen sich über haptische Bedienelemente ansteuern.

Dass das Smartphone induktiv lädt und kabellos über Android Auto respektive Apple CarPlay Verbindung aufnimmt, reißt digitalaffine Kunden heutzutage kaum mehr vom Hocker. Anderes aber ist schon ziemlich cool: Die Co:Lab-Funktion beispielsweise, die Kommentare und Verbesserungswünsche als Sprachnachricht entgegennimmt und dann direkt an den Hersteller weiterleitet. Oder die Journey-Cam, die Fahraufnahmen sowie Selfies zum Posten anfertigt. Auf den Carsharing-Button wird noch an anderer Stelle einzugehen sein.

Lynk & Co 01

Klare Strukturen: Das Interieur ist digital auf dem neuesten Stand, erleichtert die Bedienbarkeit aber auch durch diverse haptische Elemente. Hersteller

Ganz den Zeitgeist trifft der Lynk 01 auch, indem er Leder gar nicht erst ins Cockpit lässt, sondern seine Passagiere auf Sitzen platziert, deren Bezüge aus dem veganen Recycling-Stoff "Econyl" gewebt wurden. Und schließlich noch ein paar Worte zur Verarbeitung: Sieht gut aus - sehr solide, sehr hochwertig, das Vorurteil vom China-Ramsch schluckt man ganz schnell hinunter.

Wie viel Platz er hat: Der Lynk 01 vermittelt ein tolles Raumgefühl. Auch im Fond sitzt es sich bestens, so ein Midsize-SUV will schließlich auch Reisewagen sein. Das Gepäckabteil stellt 446 bis 1213 Liter Fassungsvermögen bereit, das ist nicht überragend, geht aber in Ordnung. Die Heckklappe öffnet und schließt elektrisch, die gummierte Matte im Laderaum schützt vor Schmutz und Schmodder, unterm Ladeboden nimmt ein Extrafach die Ladekabel auf.

Was ihn antreibt: Im Lynk 01 finden ein 1,5-l-Dreizylinder-Benziner mit 132 kW/180 PS sowie ein 60 kW/82 PS starker Elektromotor zueinander, die Systemleistung beträgt 192 kW/261 PS. Den Part des Stromspeichers übernimmt eine Lithium-Ionen-Batterie mit 14,1 kWh Nettokapazität. Und die Fahrstufen werden von einem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe verwaltet.

Alternativ steht der Lynk als einfacher Hybrid (HEV) bereit, der Dreizylinder belässt es dann bei 105 kW/143 PS.

Wie er sich fährt: Sehr angenehm. Der Lynk 01 ist nicht das, was man einen Fahrdynamiker nennen könnte, in dieser Disziplin strebt er die Goldmedaille auch gar nicht an. Seine Berufung sieht er als sicherer, solider und kultivierter Reisebegleiter, und dieser Bestimmung wird er vollumfänglich gerecht, zumal es auch ausreichend flott und kraftvoll vorangeht. Nicht nur die gute Geräuschdämmung führt dazu, dass im Cockpit wohltuende Ruhe herrscht: Das Programm "Pure" initiiert rein elektrisches und somit leises Fahren, "Hybrid" organisiert eine unauffällige Kooperation von E- und Verbrennermotor, vor allem in der City gönnt sich der Dreizylinder dann häufig eine Pause, während er im "Sport"-Modus richtig ran muss. Handlich lässt sich der Lynk außerdem durch die Stadt dirigieren, das ausgewogen abgestimmte Fahrwerk bügelt vernarbten Asphalt sorgsam aus.

Lynk & Co 01

Elektrisch unterwegs: In der Stadt steigt die E-Reichweite, des verhalteneren Tempos und der häufigen Ausrollphasen wegen. Hersteller

Wie weit er elektrisch kommt: Die Prognose der WLTP-Norm spricht von 69, im Stadtverkehr sogar von 81 Kilometern. Wie sich das in der Praxis darstellt, hängt vor allem von den meteorologischen Rahmenbedingungen ab, bei moderat temperiertem Wetter sind tatsächlich um die 65 Kilometer drin, nähern sich die Grade dem Gefrierpunkt, kommen die elektrischen Reserven schon nach 50 Kilometer an ihr Ende.

Was er verbraucht: Wie bei allen Plug-in-Hybriden ist der Normverbrauchswert letztlich irrelevant - das gilt auch für die 1,2 l/100 km, die Lynk für den 01 angibt. Im Hybrid-Fahrbetrieb sind wir auf einer etwa 400 Kilometer langen Mix-Strecke aus Stadt, Landstraße und Autobahn auf 5,4 l/100 km gekommen, das ist angesichts des hohen Fahrzeuggewichts von fast 1,9 Tonnen dennoch ein guter Wert. Hinzu kommt der Strom für die Batterie. Bei leergefahrenem Akku und nicht allzu ambitioniertem Autobahntempo notierten wir allerdings gleich deutlich mehr - 8,2 l/100 km.

Wie er lädt: Einphasig und mit bis zu 3,6 kW, nach rund viereinhalb Stunden ist der Akku wieder befüllt. Gleichstrom-Schnellladen ist nicht möglich.

Was er bietet: Eine ganze Menge. Aber der Reihe nach: Der Lynk 01 erspart dem Käufer das Einarbeiten in Ausstattungslisten oder zeitraubendes Hin- und Herkonfigurieren. Es gibt ihn nur in zwei Farben (Blau- oder Schwarz-Metallic) und ansonsten als Vollsortimenter: Unter anderem mit großflächigem Panoramadach, elektrischer Heckklappe, Infinity-Soundsystem samt zehn Lautsprechern, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Sitzheizung, achtfach elektrisch verstellbarem Fahrersitz, Navi-Multimediasystem mit WLAN-Hotspot sowie mit Fahrassistenten vom Adaptivtempomat über den Stauassistenten bis hin zum rückwärtigen Querverkehrswarner und zur Einparkautomatik. Alles serienmäßig, die einzige Zusatz-Option ist eine Anhängerkupplung für 1010 Euro.

Lynk & Co 01

Journey-Cam: So nennt Lynk die serienmäßig installierte Dashcam, die auch Selfies knipst. Hersteller

Was er kostet: 46.000 Euro minus 6750 Euro Netto-Umweltbonus - wenn man den 01 kauft. Doch Lynk propagiert vor allem das Abonnement. Wer sich dafür entscheidet, zahlt 550 Euro im Monat und bekommt dafür ein Rundum-Sorglos-Paket - inklusive Service, Versicherung und Kfz-Steuer sowie mit 1250 Frei-Kilometern pro Monat. Jeder zusätzlich gefahrene Kilometer kostet 15 Cent, ungenutzte Kilometer hingegen werden auf den Folgemonat übertragen. Das Reizvolle an dem Abo-Modell liegt auch in seiner flexiblen Laufzeit - es ist jederzeit kündbar, also auch schon nach einem Monat.

Und noch eine Besonderheit gibt es: Wer die Kosten fürs Abo zumindest teilweise wieder hereinholen will, kann die Sharing-Funktion nutzen. Sie macht es möglich, das Fahrzeug mit anderen Mitgliedern der Lynk-Community zu teilen. Das funktioniert über eine App oder den Carsharing-Button im Fahrzeug; das Smartphone dient als digitaler Türöffner, eine persönliche Übergabe muss also nicht sein. Den Sharing-Preis bestimmt der Eigentümer beziehungsweise Abonnent des Autos, Lynk mischt sich da nicht ein.

Was wir meinen: Mit dem 01 legt Lynk ein gelungenes Debüt auf dem deutschen Markt hin. Pluspunkte sammelt das Plug-in-SUV durch seine hochwertige Verarbeitungsqualität, die guten Fahreigenschaften, die ordentliche elektrische Reichweite, vor allem aber durch digitale Besonderheiten und das Abo-Modell sowie die Sharing-Funktion. Angesichts der opulenten Vollausstattung ist auch der Preis ein echtes Wort.

Sorgen um den Umweltbonus müssen sich Kunden übrigens nicht machen: Glaubt man der Lynk-Homepage, wird das Auto vier bis sieben Wochen nach bestätigter Bestellung ausgeliefert.

Ulla Ellmer

Lynk & Co 01 PHEV: Teilen ist die halbe Miete

Die Daten des Lynk & Co 01 PHEV

Antrieb Plug-in-Hybrid, Frontantrieb, 7-G-Doppelkupplungsgetriebe

VERBRENNUNGSMOTOR:

Hubraum 1477 ccm

Zylinder 3

Leistung 132 kW/180 PS bei 5500/min

max. Drehmoment 265 Nm bei 1500 - 4000/min

ELEKTROMOTOR:

Leistung 60 kW/82 PS

Max. Drehmoment 160 Nm

HYBRIDANTRIEB

Systemleistung 192 kW/261 PS

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Batterie Lithium-Ionen, 17,6 kWh, davon nutzbar 14,1 kWh

Laden AC 1-phasig bis 3,7 kW

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Höchstgeschwindigkeit 210 km/h

Beschleunigung 0 auf 100 km/h 8,0 sec

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Normverbrauch WLTP 1,2 l S/100

Testverbrauch 5,4 l/100 km

CO2-Emission 27 g/km

Schadstoffnorm Euro 6d-ISC-FCM

Energie-Effizienzklasse A+

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Länge 4,54 m

Breite 1,86 m ohne, 1,95 m mit Außenspiegeln

Höhe 1,69 m

Sitzplätze 5

Kofferraum 466 - 1213 l

Kraftstoff-Tank 42 l

Leergewicht 1897 kg

zulässiges Gesamtgewicht 2350 kg

Anhängelast 1800 kg (gebremst), 750 kg (ungebremst)

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Versicherungs-Typklassen 18 (KH), 25 (TK), 23 (VK)

Preis 46.000 Euro