Bundesliga

Im Spielplan-Puzzle der DFL müssen Fan-Belange hinten anstehen

Europapokal, TV-Wünsche und Sicherheit haben Priorität

Im Spielplan-Puzzle der DFL müssen Fan-Belange hinten anstehen

Bei der Spielplanerstellung der DFL müssen Fan-Belange gegenüber TV-Interessen zurückstehen. 

Bei der Spielplanerstellung der DFL müssen Fan-Belange gegenüber TV-Interessen zurückstehen.  IMAGO/Michael Weber

Bei den Spielplanern der DFL richten sich alle Blicke nach Nyon. In der UEFA-Zentrale werden am Montag die nächsten Europapokal-Runden ausgelost. Der FC Bayern, Borussia Dortmund und RB Leipzig stehen im Achtelfinale der Königsklasse, Bayer Leverkusen und der SC Freiburg überwintern in der Europa League, Eintracht Frankfurt in der Conference League. Ende dieser Woche will die DFL die Spieltage 19 bis 26 der Bundesliga und der 2. Liga ansetzen. Die spannende Aufgabe: Die Termine um die internationalen Spiele und das DFB-Pokal-Viertelfinale herumzubauen.

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Und die 2. Liga? Vereine mit einer großen Fanbasis können unabhängig von der Liga-Zugehörigkeit zum Sicherheitsrisiko werden. Zum Beispiel wenn sich Anhänger des HSV und von Erstligist Werder Bremen auf der Reise zu Auswärtsspielen begegnen. Die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) der Polizei ist deshalb ein wichtiger Ansprechpartner für die DFL-Spielplaner um Abteilungsleiter Götz Bender und dessen Stellvertreter Andreas Farr.

Behördliche Vorgaben: Köln und Mainz müssen am Fastnachtswochenende auswärts ran

Das eine oder andere No-Go der Behörden ist sogar langfristig vorgegeben. So haben die Klubs aus den Karnevalshochburgen Köln und Mainz am Fastnachtswochenende 9. bis 11. Februar Auswärtsspiele, weil die Polizei ausgelastet ist. Das gilt auch für den FC Bayern eine Woche später, wenn die 60. Münchner Sicherheitskonferenz stattfindet. Andere Lagebilder können sich durchaus im Laufe eines Jahres verändern, weshalb die Behörden und die ZIS auch bei der Diskussion über die konkreten Ansetzungszeiten an Bord sind.

Die DFL wartet bei der Festlegung neben der exakten Terminierung des Europacups auch die des DFB-Pokals ab, die am Montagvormittag erfolgen soll. Mehr noch als der nächste Gegner interessiert die Liga der Wochentag, an dem die Klubs in anderen Wettbewerben ranmüssen. So sind Leverkusen, Freiburg und Frankfurt im Anschluss an die internationalen Donnerstagsspiele in der Bundesliga für den Sonntag gesetzt, damit sie zwei spielfreie Tage haben.

Sky hat das First-Pick-Recht

Von daher kam es der DFL gelegen, dass Union Berlin aus der Champions League ausgeschieden ist und damit die Europa-League-Qualifikation verpasste, womit die Ansetzung eines vierten Sonntagsspiels vom Tisch ist. Positiv wurde bei den Bundesliga-Spielplanern zur Kenntnis genommen, dass ab 2024/25 kein Abstieg aus der Champions League in die Europa League mehr vorgesehen ist, was die Sonntagsplanung erleichtert.

Zur Komplexität des Ansetzungsverfahrens in 1. und 2. Liga tragen die Wünsche der Rechteinhaber bei. Sky hat das First-Pick-Recht und kann sich an jedem Wochenende eine Paarung für den Samstag um 18.30 Uhr aussuchen. Jedes Team darf pro Saison aber nur achtmal "gepickt" werden. Nach Sky ist DAZN an der Reihe, das pro Spieltag eine Paarung für Freitagabend oder Sonntagnachmittag auswählen kann - auch hier darf jeder Klub maximal achtmal pro Saison gewählt werden. In der 2. Liga besitzt Sport1 eine Pick-Möglichkeit, nämlich für das Free-TV-Spiel am Samstag um 20.30 Uhr.

Kurzfristige Ansetzungen stoßen auf Unverständnis

Als Top-Zuschauermagnet spielen die Bayern an den ersten 18 Spieltagen, die bisher terminiert sind, lediglich viermal samstags um 15.30 Uhr und dabei dreimal gegen Klubs wie den VfL Bochum (7:0), Darmstadt (8:0) und den 1. FC Heidenheim (4:2). Allein die Partie bei Eintracht Frankfurt wurde durch die Münchner 1:5-Niederlage dabei zum Aufreger. Besonders schmerzhaft ist das regelmäßige Fehlen der Bayern am Samstag um 15.30 Uhr für die Sportschau, die 2022/23 einen Zuschauerschwund beklagte.

Vielen Klubs sind Spiele am Samstagnachmittag am liebsten, weil dort tendenziell mehr Zuschauer ins Stadion kommen. Erst recht den Auswärtsfans, die unter Umständen eine lange Anreise haben und womöglich Urlaub nehmen müssen. Das Problem ist bekannt. Dennoch wurden in dieser Saison schon RB Leipzig gegen VfB Stuttgart, Borussia Dortmund gegen Heidenheim, Bayern München gegen Leverkusen, der 1. FC Köln gegen Bayern und Mainz 05 gegen Union Berlin (590 Kilometer ein Weg!) für Freitag, 20.30 Uhr, terminiert … Auch die oftmals zu kurzfristige Ansetzung stößt bei Stadiongängern auf Unverständnis: "Rückfall in alte Zeiten, DFL?", kritisierte das Fan-Bündnis "Unsere Kurve" Anfang Oktober. "Nicht mal mehr drei Wochen bis zu den nicht mehr terminierten Spieltagen. Fans können nicht planen. Es ist unmöglich, Reisen zu organisieren." Der Grund für die Ansetzung damals: Die sehr späten Nachholtermine im DFB-Pokal für die Supercup-Teilnehmer. 2024/25 werden diese vorgezogen.

Die "Picks" der TV-Sender sind ein Bestandteil der Fernsehverträge und genießen Priorität im großen Terminplan-Puzzle, das sechs- bis siebenmal im Jahr ansteht. Die nächste Ansetzungsrunde soll dann Ende Februar 2024 stattfinden.

Michael Ebert