Bundesliga

Dietmar Hopp, Roger Wittmann (Rogon) und der Klub in Brasilien

TSG: Wie eng sind die Drähte des Mäzens zu Rogon?

Hopp, Wittmann und der Klub in Brasilien

Der Mäzen und der Berater: Dietmar Hopp und Roger Wittmann sind Freunde. Ihre Geschäfte weckten immer wieder Argwohn.

Der Mäzen und der Berater: Dietmar Hopp und Roger Wittmann sind Freunde. Ihre Geschäfte weckten immer wieder Argwohn. imago images

Transfergeschäfte der TSG Hoffenheim und ihres Mäzens und Hauptanteilseigners Hopp mit Wittmann sorgten schon früher für Kritik. Zuletzt als die Football Leaks Details der Verwicklungen der Transfair Rechteverwertungsgesellschaft in den Deal mit Roberto Firmino enthüllten. Firmino wird beraten von Rogon und wechselte 2015 für die damalige Rekordablöse von 41 Millionen Euro von Hoffenheim zum FC Liverpool. Ein früherer Vereinsmitarbeiter beschreibt den Einfluss der Transfair auf die Personalplanung der TSG so: "Da lagen dann zehn Brasilianer auf dem Tisch, wir haben uns gesagt: Verhindern können wir das nicht, lass uns den Besten nehmen." Zur Wahrheit gehört jedoch ebenso: Mit Wittmanns Brasilianern machte die TSG auch glänzende Geschäfte, zuletzt mit Joelinton. Der Stürmer kam für 2 Millionen Euro von Recife Sport und ging 2019 für 45 Millionen Euro zu Newcastle United.

Doppelrollen bei Klub und Agentur

Nun scheinen die alten Bande zwischen Hopp und Wittmann neu aufzuleben. Diesen Schluss nähren zumindest die Firmen und Personen, die bis vor kurzem hinter dem Barra Futebol Clube standen. Das ist ein kleiner Verein in Balneario Camboriu, einer Küstenstadt im brasilianischen Bundesstaat Santa Catarina. Etwa die Bogardus AG in Zürich. Der Rechtsanwalt Walter Sticher fungiert bei der Bogardus AG und bei der Sports Media Rights AG (SMR) als Verwaltungsrat. Eine Treuhand-Firma hinter der SMR wiederum weist enge Verbindungen zu Unternehmen aus dem Dunstkreis von Christian Rapp auf, Wittmanns rechter Hand. Zudem arbeitet oder arbeitete Benjamin Pereira Sobrinho, der Präsident des Barra FC, laut den brasilianischen Medien Folha de Sao Paulo und Globoesporte als Rogon-Scout.

Er wäre nicht der einzige mit einer Doppelrolle als Vertreter des Vereins und der Beratungsagentur: Ausweislich seines Profils im Karrierenetzwerk Linked-In arbeitete Marcos Menezes von Dezember 2013 an als Scout und Marktanalyst für Rogon - und von 2014 an in gleicher Funktion beim Barra FC. Das Besondere an diesem Klub: Obwohl der im Januar 2013 gegründete Verein in den wenig reizvollen Regionalmeisterschaften B und C dümpelt, hält respektive hielt er die Rechte an Profis, die deutlich über diesem Niveau liegen. Darunter Yann Rolim (früher u.a. FSV Frankfurt, Karlsruher SC, Vitoria Setubal, Aalborg BK), der bei dem tragischen Flugzeugabsturz der Mannschaft von Chapecoense ums Leben gekommene Matheus Biteco oder der Innenverteidiger Neris, immerhin 56-mal für Boavista Porto in Portugals 1. Liga aktiv. Immer wieder verlieh der Klub diese Spieler.

Die Strukturen führen zu Hopp

Seit kurzem jedenfalls hält nicht mehr die Bogardus AG die Rechte an der Rechtseinheit hinter dem Barra FC, sondern eine Gesellschaft namens Braho Administracao de Bens Ltda.; die Strukturen hinter der Braho führen über die Firmen Hobra Verwaltungs-GmbH, Hobra Holding GmbH, die DH-Holding GmbH und die ILC Besitz GmbH & Co. KG zu Hopp. Der Sitz der Braho lässt eine Nähe zu den Rogon-Managern schließen. Offenbar teilt sich die Braho in Balneario Camboriu in der Avenida do Estado Dalmo Vieira 2425 eine Büroeinheit mit der Tochter der 2011 in Porto Alegre gegründeten Firma Rawi Investimentos Ltda., die Rapp und Wittmann gehört. Die Rawi sitzt laut brasilianischem Finanzregister in Raum 401, die Braho in Raum 401B. Als Vertreterin der Braho fungiert Keila Pereira Benigno.

Unklare Rolle des Geschäftsführers von Rogon-Brasil

Die Juristin Pereira Benigno trat schon in einem älteren, dem kicker vorliegenden Transfervertrag als Vertreterin des Barra FC auf, weit vor der Übernahme durch die Braho. Unklar ist die Rolle des Geschäftsführers von Rogon-Brasil, Brunno Cesar Alves Ramos. Im Sommer 2020 soll er noch den Transfer des Innenverteidigers Neris von Barra zu Al-Wasl mitverhandelt haben - den Eindruck erweckt ein Facebook-Post einer ebenfalls involvierten Vermittleragentur. Es wäre nach Sobrinho und Menezes die nächste Doppelrolle zwischen Beratungsagentur Rogon und Barra FC. Fragen beantworten weder die TSG noch Hopp noch Rogon.

Umgehungsvehikel der verbotenen TPO?

Dabei erweckt die Transferhistorie des brasilianischen Vereins den Eindruck, dass er als Umgehungsvehikel der von der FIFA 2015 verbotenen Praxis der Third-Party-Ownership TPO ins Leben gerufen wurde. Kritiker bezeichnen TPO als moderne Form des Menschenhandels mit Fußballern. Was also ist da in Balneario Camboriu entstanden? Ein aufstrebender Fußballklub? Eine Filiale der TSG Hoffenheim? Oder eine Tochter der Spielervermittleragentur Rogon in Kooperation mit dem Bundesliga-Klub?

Die gesamte Geschichte mit weiteren Hintergründen lesen Sie in der Montagsausgabe des kicker oder ab 22.30 Uhr im eMagazine.

Benni Hofmann