Bundesliga

Hitzlsperger: "Schwule können nicht gut Fußball spielen? Das ist ein Irrglaube"

Ex-Nationalspieler zu Gast im Podcast "kicker Daily"

Hitzlsperger: "Schwule können nicht gut Fußball spielen? Das ist ein Irrglaube"

Beim Spaziergang mit Isabella Fischer gab Thomas Hitzlsperger persönliche Einblicke in sein Leben.

Beim Spaziergang mit Isabella Fischer gab Thomas Hitzlsperger persönliche Einblicke in sein Leben. kicker/Brunner

Langweilig ist es im Leben von Thomas Hitzlsperger nicht. Einen Tag vor dem Interview kam er aus Aalborg, wo er mit seiner Firma Sports Strategy Excellence 22 Anteile am dänischen Traditionsverein Aalborg BK hält. Über Hamburg ging es dann nach Bremen. Abends steht eine Aufzeichnung für eine Talkshow an, unter anderem mit Bundeskanzler Olaf Scholz. Davor trifft er sich für einen Spaziergang, um über sein Outing vor zehn Jahren und sein neues Buch "Mut proben" zu sprechen, das er gemeinsam mit dem Journalisten Holger Gertz geschrieben hat.

Warum er zehn Jahre gewartet hat, ein Buch zu schreiben? "Ich war zwar Nationalspieler, es gab aber bessere Karrieren. Ich habe reflektiert, was alles passiert ist. Hätte ich etwas besser oder anders machen sollen? Meistens war die Antwort: Nein. Es war gut so, trotz aller Fehler und Fehltritte", sagt Hitzlsperger im Interview, das in der Kurzfassung im Podcast "kicker Daily" und als Langversion auf Youtube zu sehen ist.

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Sein Outing wird oftmals als mutig angesehen, weshalb er sich auch für den Titel entschied. Jedoch, erzählt Hitzlsperger, habe er auch in anderen Phasen seines Lebens mutige Sachen gemacht. Ein Beispiel sei der Wechsel von München, wo er in seinen Jugendjahren beim FC Bayern spielte, nach Birmingham zu Aston Villa. "Das war ein richtig großer und mutiger Schritt. Mutig sein habe ich also vorher schon geprobt."

Den Plan, mit seiner Homosexualität an die Öffentlichkeit zu gehen, hatte Hitzlsperger bereits während seiner aktiven Zeit beim VfL Wolfsburg. Von einem Medienanwalt lies er sich schließlich beraten. Dieser riet ihm, sich nicht als aktiver Spieler zu outen. Das Interview mit der ZEIT wurde mehrere Male verschoben. Auch sein privates Umfeld wollte ihn schützen.  "Anfangs habe ich darauf gehört, dann kam der Zeitpunkt, wo ich mir das nicht mehr ausreden lassen wollte. Wenn man Fußballer ist, ist man früh von Beratern umgeben und neigt dazu, immer wieder auf deren Rat zu hören. Mir hat es in dieser so wichtigen Sache gutgetan, selbst ein Gespür zu entwickeln, was richtig und was falsch ist", sagt Hitzlsperger.

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Trotz aller Entwicklungen, der Positionierung vieler Vereine und Verbände für Vielfalt und gegen Diskriminierung hat sich in Deutschland noch kein aktiver Spieler geoutet. "Bisher scheinen die Sorgen aber zu überwiegen. Es war ein Bestreben von mir, sichtbar zu werden. Wenn man niemanden kennt, könnte man denken, Schwule können nicht gut Fußball spielen. Das ist ein Irrglaube."

Der Podcast "kicker Daily" ist verfügbar auf der Website sowie auf allen gängigen Plattformen: Spotify - Deezer - Apple Podcast - Google Podcasts - Amazon Music

isf