Bundesliga

Hertha BSC - Carsten Schmidt: "Ich sehe mich nicht als Solist"

Dreijahresvertrag für den ehemaligen Sky-CEO

Herthas neuer starker Mann Schmidt: "Ich sehe mich nicht als Solist"

Ab 1. Dezember in der Verantwortung bei Hertha BSC: Carsten Schmidt.

Ab 1. Dezember in der Verantwortung bei Hertha BSC: Carsten Schmidt. imago images

Mit dem Gedanken, die Geschäftsführung zu verbreitern, trugen sich Präsidium und Aufsichtsrat von Hertha BSC schon länger. "Ich habe sowohl Präsidium als auch Aufsichtsrat darüber informiert, dass ich glaube, dass das ein notwendiger Weg ist", sagte Präsident Werner Gegenbauer am Donnerstag bei der Vorstellung von Carsten Schmidt. "In diesem Suchprozess war es wichtig, beide Gremien von Anfang an einzubinden und die Expertise von Herrn Dr. Klein (Aufsichtsratsvorsitzender, d. Red.) und vom Personalausschuss (Gegenbauer, Vizepräsident Thorsten Manske, Präsidiumsmitglied Norbert Sauer, d. Red.) so zusammenzufassen, dass das Bestmögliche für Hertha BSC herauskommt. Genau das ist passiert."

Lars Windhorst, der mit der für Ende Oktober vereinbarten - vorerst - letzten Tranche von 100 Millionen dann insgesamt 374 Millionen in den Klub investiert haben wird, war stets auf Ballhöhe bei dieser Top-Personalie, wie Gegenbauer anmerkte: "Wir haben natürlich den Investor permanent informiert gehalten: sowohl über den Weg, den wir gehen wollen, als auch über die Frage, wer es wird." Auch Windhorst und Schmidt haben sich mittlerweile kennengelernt.

Er ist genau der, den wir haben wollen.

Herthas Aufsichtsratvorsitzender Dr. Torsten-Jörn Klein über Schmidt

Das Auswahlverfahren - gesteuert von der Personalberatung Egon Zehnder - lief über Monate und war gespickt mit etlichen Assessment Centern und Einzelgesprächen. Zu Beginn gab es nach den Worten des Hertha-Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Torsten-Jörn Klein "eine Longlist über 60 Kandidaten, die dann verkürzt wurde". Am Ende fiel die Wahl auf den gebürtigen Lüneburger Carsten Schmidt, der zwei Jahrzehnte in führenden Positionen für das Pay-TV-Unternehmen Sky tätig war, von 2015 bis 2019 als Vorsitzender der Geschäftsführung. "Herr Schmidt", sagte Klein, "ist genau der, den wir haben wollen."

Schmidt wird neben seiner Gesamtverantwortung die Bereiche Marketing, Vertrieb, Strategie, Unternehmenskommunikation und Internationalisierung direkt verantworten. Nach kicker-Informationen hat er einen Dreijahresvertrag unterschrieben. "Wir haben einen langfristigen Plan, eine langfristige Idee. Das begann mit KKR, mit dem Hineinholen eines Investors. Jetzt haben wir Geld", erklärte Klein. "Und jetzt müssen wir dieses Geld richtig einsetzen und uns in eine neue Dimension heben - und zwar nicht mit Worten, sondern mit Taten und neuen Erlösmodellen. Wenn wir langfristig oben mitspielen und erstmal dahinkommen wollen, wird es notwendig sein, höhere Einnahmen zu generieren. Wir denken, dass Carsten Schmidt mit seiner Expertise und dem Leumund, den er als Unternehmensführer hat, als Marketing-Profi, als Vertriebsmensch, als Kommunikator, das optimal abdecken kann."

Preetz behält im Bereich Sport alle Kompetenzen

Michael Preetz (Sport) und Ingo Schiller (Finanzen) bleiben jeweils Geschäftsführer in ihren Ressorts. In den Sport-Bereich will sich Schmidt nicht einmischen: "Michael Preetz ist der Fachmann. Ich will verstehen, was wir tun. Ich werde Coach sein, mir Kenntnisse aneignen und in der Geschäftsführung die Möglichkeiten erörtern. Aber Michael Preetz hat die Richtlinienkompetenz in seinem Bereich. Ich komme nun mal nicht aus dem Sport. Aber ich bin auch nicht kenntnislos. Insofern bin ich eine gute Ergänzung mit einer eigenen Sichtweise."

Carsten Schmidt

Leitete lange die Geschicke bei Sky: Carsten Schmidt imago images

Ohnehin begreift Schmidt den Mannschaftssport Fußball auch abseits des Rasens als Miteinander: "Ich sehe mich nicht als Solist, sondern als absoluten Teamplayer. Und das wird man auch spüren." Konkrete Ziele mochte Schmidt bei seiner Vorstellung nicht benennen: "Da ich erst am 1. Dezember anfange, wäre es unseriös, heute irgendwelche großen Ziele zu verkünden. Das wäre respektlos der Organisation und den sehr gut handelnden Kolleginnen und Kollegen gegenüber."

Eigentlich ist Schmidt St.Pauli-Fan

Die Stoßrichtung ist freilich klar: Schmidt soll und will neue Erlösfelder erschließen und die Marke Hertha international und national mit Bedeutung aufladen. Die Frage der "Relevanz außerhalb von Berlin" müsse man erörtern, räumte er ein: "Natürlich ist der sportliche Erfolg dafür mitentscheidend. Aber es gibt genügend Klubs, die nicht jedes Jahr Meister werden und trotzdem eine hohe Relevanz haben." Insgesamt wähnt der künftige Hertha-CEO den Klub "in einer Ausgangsposition, um die uns viele beneiden würden", und empfahl: "Wir sollten uns nicht kleiner machen, als wir sind. Wir sind Top10 in Deutschland. Durch die Tradition, durch den sportlichen Wert, durch den Standort, durch die Marke haben wir eine gute Ausgangsposition." Aber - "es wäre gelogen, wenn wir sagen, auf dieser Ebene gäbe es nichts zu heben".

Dafür kommt der Mann, der seit der WM 1970, die er gebannt am Fernseher verfolgte, Fußball-Fan ist und der seinem Lieblingsklub FC St. Pauli jetzt einen neuen Lieblingsklub hinzufügt, nach Berlin. "Als ich im Sommer die Kontaktaufnahme entgegengenommen habe, war der erste Moment ein Moment, wo ich mich verliebt habe", sagte Schmidt. "Eine Liebe muss dann ja auch ein bisschen wachsen. Heute haben wir entschieden, dass wir zusammen in die Zukunft gehen."

Schmidts Ziel: "Mehr positive Berichterstattung"

Die Erfahrungen aus zwei Jahrzehnten Pay-TV nimmt er mit in den neuen Job - und bleibt mit dem gewählten Bild in der Welt des Sports: "In der Industrie, in der ich unterwegs war, haben wir nicht alle Spiele gewonnen - um nicht zu sagen, wir haben auch viele verloren. Aber das, was wir immer wieder organisiert bekommen haben, ist das Aufstehen - und am Ende dann auch den Erfolg. Ich habe meine Aufgabe in meinem alten Unternehmen immer so interpretiert, dass ich erst dann vom Platz gehe, wenn ich sagen kann: Wir haben jetzt wirklich gewonnen."

Jetzt beginnt ein neues Spiel, und eines ist für den Medien-Profi Schmidt klar: "Der Fußball ist ein Geschäft, das unter dem Brennglas der Öffentlichkeit läuft. Ich bin da, um die Zukunft so zu gestalten, dass wir weniger Anlass geben für negative Berichterstattung und mehr positive Berichterstattung haben."

Steffen Rohr

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