Bundesliga

Hertha will alle Spieler einsetzen - Dardai: "Wir müssen schlau sein"

Trainer will nach der Quarantäne alle Profis einsetzen

Hertha rotiert - Dardai: "Wir müssen schlau sein"

Befindet sich auf dem Weg der Genesung: Pal Dardai.

Befindet sich auf dem Weg der Genesung: Pal Dardai. imago images

Sportdirektor Arne Friedrich hatte am Wochenende bereits öffentlich angeregt, im strapaziöse Saison-Finale mit sechs Spielen in knapp drei Wochen zwei Teams ins Rennen zu schicken, die sich - mehr oder weniger - abwechseln. Sein Trainer macht sich ähnliche Gedanken. "Wir müssen schlau sein", sagte Dardai am Montagmittag in einer digitalen Medienrunde.

Nach der Quarantäne und dem Kaltstart die ausstehenden sechs Partien mit derselben Startelf zu bestreiten, "ist unmöglich - man kann aus dem Nichts ein oder zwei Spiele machen, mehr nicht". Stattdessen werde es, um einer Schwemme an Muskelverletzungen nach dem Re-Start vorzubeugen, "einen ehrlichen Dialog mit allen" geben.

"Wenn wir rauskommen, müssen wir vorbereitet sein"

Dardai wird die Belastung verteilen: "Die einen spielen vielleicht 60 Minuten, andere 30 - es wird so sein wie in den Vorbereitungsspielen einer Saison." Mit welchem Personal am Ende wirklich das Projekt Klassenerhalt angegangen werden kann, muss ohnehin abgewartet werden. "Wir wissen nicht, was bei den nächsten Testungen rauskommt und welcher Spieler vielleicht länger in Quarantäne bleiben muss", sagte Dardai. "Aber wenn wir rauskommen, müssen wir vorbereitet sein."

Mit der Intensität des seit Freitag laufenden Online-Trainings, das Athletiktrainer Henrik Kuchno leitet und bei dem sich Dardai regelmäßig zuschaltet, ist der Cheftrainer zufrieden: "Die Mannschaft ist motiviert und fleißig. Es bleibt keiner im Bett, man muss schon richtig mitmachen. Die Jungs sind ordentlich am Schwitzen. Einige haben schon Muskelkater. Herr Kuchno ist sehr erfahren, das ist gut."

Die Quarantäne ist für Hertha nicht neu

Bereits Mitte März 2020 hatte sich das komplette Team nach der Coronavirus-Infektion von Maximilian Mittelstädt in eine 14-tägige häusliche Quarantäne begeben müssen. Auch wenn jetzt andere Vorzeichen herrschen und viel weniger Vorlauf bis zum ersten Liga-Spiel nach der Zwangspause bleibt, nutzt Kuchno die Erfahrungswerte des Vorjahres, um das Programm, das Ausdauer, Kraft und Stabilisation umfasst, zu optimieren.

Trotz der erschwerten Ausgangslage will Dardai nicht lamentieren. "Es gibt kein Alibi und keine Ausreden", unterstrich er. "Wir müssen jetzt diese zwei Wochen gut überstehen, aber wir haben den Schlüssel in unserer Hand. Bielefeld kommt noch zu uns, Köln auch."

"Wir haben dann nichts mehr zu verlieren"

Am Samstag verfolgte der Trainer des für drei Spieltage zur Untätigkeit verdammten Hauptstadt-Klubs die Bundesliga-Konferenz im TV. Trotz dieses "komischen Gefühls" will er sich wie schon vor der Quarantäne nicht über Gebühr mit den Ergebnissen der Konkurrenz beschäftigen, deren Resultate den Berlinern am zurückliegenden Wochenende fraglos geschmeckt haben. Bei der Rückkehr in den Spielbetrieb, die für den 3., spätestens den 4. Mai mit dem ersten Nachholspiel in Mainz erwartet wird, werde Hertha "wahrscheinlich Vorletzter sein", prognostizierte Dardai. Schlimm fände er eine solche Ausgangslage nicht: "Wir haben dann nichts mehr zu verlieren. Es ist viel besser, von hinten nach vorn zu schwimmen."

Wie Klub-CEO Carsten Schmidt und Sportchef Friedrich setzt auch Dardai auf einen Jetzt-erst-recht-Effekt. Vielleicht sei die aktuelle Ausnahmesituation "die letzte Stufe für die Mannschaft, um ein richtiges Team zu sein, was man lange vermisst hat". Für die Zukunft des Teams könne das "ein Riesen-Bonus sein".

Dardais Frau Monika hat es heftiger erwischt

Dardai, dessen Coronavirus-Infektion am vergangenen Donnerstag neben den Positiv-Tests von Co-Trainer Admir Hamzagic und den beiden Profis Dodi Lukebakio und Marvin Plattenhardt bekannt geworden war, geht es nach eigener Aussage körperlich gut. "Alles top, die Gliederschmerzen sind weg", berichtete der Coach. "Ich hätte nie gedacht, dass ich es irgendwann bekomme. Aber man kann nicht davor weglaufen."

Auch seine Ehefrau Monika, eine frühere Handballerin, hat sich infiziert. "Sie leidet, sie hat es mehr erwischt als mich", sagte Dardai und mahnte mit Blick auf den schweren Krankheitsverlauf von Torhüter Rune Jarstein und die anderen aufgetretenen Fälle: "Monika ist richtig angeschlagen, Admir war richtig kaputt, Rune war im Krankenhaus. Das Virus muss man ernst nehmen."

Steffen Rohr

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