Die Hertha stand als Tabellen-Vorletzter nach dem bitteren 0:5 gegen Wolfsburg nicht nur mit dem Rücken zur Wand, sondern hatte noch dazu die Ausfälle von Kenny (leichte Gehirnerschütterung) und Rogel (Gelb-Sperre und Knieverletzung) zu verkraften. An deren Stelle brachte Trainer Sandro Schwarz Pekarik und Uremovic, außerdem starteten Plattenhardt und Boetius für Mittelstädt und Sunjic.
Fehlende Spielpraxis war den beiden Akteuren nicht anzumerken, beide zeigten sich wie auch der Rest der Mannschaft von Beginn an hellwach und präsent in den Zweikämpfen. Die "Alte Dame" erwischte einen guten Start und bot dem Stadtrivalen nicht nur Paroli, sondern war gar die aktivere Mannschaft.
Bundesliga, 18. Spieltag
Die Gäste aus Köpenick, bei denen Trainer Urs Fischer neben Kapitän Trimmel und Schäfer auch Startelf-Debütant Roussillon nach dem 2:1 bei Werder Bremen in der Startelf gebracht hatte (Juranovic, Haraguchi und Gießelmann saßen auf der Bank), nahmen allerdings ebenfalls schnell den Derbymodus an; es entwickelte sich ein intensives Duell, das vornehmend von Zweikämpfen und Fouls im Mittelfeld geprägt war.
Union erst harmlos, dann eiskalt
Torchancen waren dementsprechend Mangelware. Richtig gefährlich wurde es erstmals nach 34 Minuten, als Serdar nach Lukebakios Ablage knapp über das Tor schoss. Bei Union Berlin lief viel über die linke Seite, auf der Neuzugang Roussillon sich mit Becker nach vorne zu kombinieren wusste - ohne dabei jedoch zu einem gefährlichen Abschluss zu kommen.
Dass Union aber bekanntlich nicht viele Aktionen braucht, um zum Torerfolg zu kommen, unterstrichen die Eisernen kurz vor der Pause eindrucksvoll: Standard-Experte Trimmel brachte einen Freistoß von links in den Sechzehner, Doekhi kam per Kopf ran und brachte sein Team wuchtig in Führung (44.).
Seguin trifft ins leere Tor
Ein Rückschlag für die Hertha, die sich jedoch nicht unterkriegen ließ und auch im zweiten Durchgang eine ansprechende Leistung zeigte. Klare Torchancen ergaben sich dabei allerdings nicht, Union verwaltete die Führung mit abgeklärter Defensive.

Christensen war aus seinem Tor gerückt, so war das zweite Tor für Seguin ein Leichtes. IMAGO/Matthias Koch
Statt den Ausgleich bejubeln zu dürfen, kam es für die Gastgeber nach etwas mehr als einer Stunde noch dicker. Kempf verlor im gegnerischen Strafraum den Zweikampf gegen Khedira, nach blitzsauberem Konter schob Seguin ins leere Tor ein (67.). Für Diskussionen sorgte im Anschluss aber der Zweikampf in der Torentstehung, den sich Brych noch einmal ansah. Der Schiedsrichter blieb bei seiner Entscheidung und wertete den Treffer, Khedira war erst am Ball, bevor er Kempf am Fuß erwischt hatte.
Rönnow verhindert Aufbäumen der Hertha
Mit der komfortablen Führung im Rücken beschränkte sich Union noch mehr aufs Verteidigen, Hertha lief vergeblich an. Dabei wäre der Ausgleich durchaus drin gewesen, zwei große Gelegenheiten sollten sich noch bieten. Weil Rönnow im Unioner Tor aber sowohl gegen Tousarts Kopfball aus kurzer Distanz (74.) als auch Richters abgefälschten Distanzschuss (83.) klasse parierte, blieb es beim 0:2.
Es hätte gar noch ein dritter Treffer fallen können, der grätschende Pekarik aber wehrte Gießelmanns Flachschuss jedoch mit der Hand ab. Weil der Verteidiger sich in dieser Situation lediglich abgestützt und dann der Stützhand pariert hatte, entschied sich Brych gegen einen Elfmeter (76.).
Das konnten die Köpenicker aber verschmerzen, nahmen sie die drei Punkte dennoch mit und gewannen das fünfte Stadtduell in Folge. Die Hertha bleibt indes im Tabellenkeller stecken, Union mit drei Siegen aus drei Spielen im neuen Jahr lupenrein und erster Verfolger des FC Bayern München.
Auf die Herthaner wartet nun am kommenden Samstag (15.30 Uhr) das nächste schwere Spiel bei Eintracht Frankfurt. Union ist schon am Dienstag Gastgeber des VfL Wolfsburg im DFB-Pokal-Achtelfinale (20.45 Uhr).