Bundesliga

Havertz über Tuchel: "Manchmal bin ich innerlich geplatzt"

Wie der Nationalspieler den Trainer bei Chelsea erlebte

Havertz über Tuchel: "Manchmal bin ich innerlich geplatzt"

Jedes Detail zählt: Kai Havertz im September 2021 mit Thomas Tuchel.

Jedes Detail zählt: Kai Havertz im September 2021 mit Thomas Tuchel. imago images/Shutterstock

Kai Havertz entschied das Champions-League-Finale 2021 mit seinem Siegtreffer für den FC Chelsea, doch womöglich spielten auch Thomas Tuchels Füße eine Rolle. Der damalige Trainer der Blues trug an jenem Abend in Porto Schuhe, die er einst von den Klubbossen bei Paris St. Germain geschenkt bekommen, aber im Finale 2020 (0:1 gegen Bayern) nicht getragen hatte. Ein Jahr später änderte er das bewusst.

"Es war ein echt hässlicher Schuh", erinnert sich Havertz im "Bild"-Podcast "Phrasenmäher", doch Tuchel habe ihn "als Symbol, als Glücksbringer" trotzdem tragen wollen und sich und der Mannschaft gesagt: "Mir ist egal, wie ich heute aussehe, der Schuh bringt Glück." Nach dem Triumph über Manchester City füllten ihn die Spieler mit Bier.

"Er hat mich definitiv zu einem besseren Spieler gemacht"

An die eineinhalb Jahre mit Tuchel erinnert sich Havertz gerne zurück. "Ich bin ihm sehr dankbar", sagt der Nationalspieler, "wir hatten ein sehr gutes Verhältnis." Nach seinem Wechsel von Leverkusen nach London im Sommer 2020 hatte Havertz zunächst Mühe gehabt, in der Premier League Fuß zu fassen. "Mir ist der Fußball echt schwer gefallen da. Und dann kam ein deutscher Trainer und hat das Blatt komplett gewendet."

Unter Tuchel, der im Januar 2021 Frank Lampard ablöste, eilte Chelsea von Sieg zu Sieg, wurde noch Vierter in der Liga und Champions-League-Sieger. "Er hat mich definitiv zu einem besseren Spieler gemacht", sagt Havertz. Unter Tuchel habe er gelernt, "dass jedes kleinste Detail im Fußball wichtig ist", etwa "dass der Pass in den richtigen Fuß kommt, dass das Timing stimmt, dass der Pass nicht zu hart, nicht zu weich ist, dass er einfach perfekt ist."

"Natürlich denkst du in dem Moment: Ich könnte ausrasten"

Havertz weiß also, was auf die Bayern-Profis zukommen wird, die Tuchel ab sofort trainiert. "Er ist sehr, sehr detailversessen, im Fußball braucht es auch so was", findet der Nationalspieler, auch wenn das manchmal anstrengend ist: "Egal, wie gut du gespielt hast, wenn du einen schlechten Pass drin hattest, hast du das gespürt. Das hat mir in der Zeit sehr geholfen, auch wenn ich natürlich innerlich manchmal geplatzt bin, wenn ich negative Sachen gehört habe. Aber im Nachhinein war das perfekt für mich."

Havertz weiter: "Natürlich denkst du in dem Moment: Ich könnte ausrasten. Aber dann schläfst du eine Nacht drüber und denkst: Er hatte recht, es war schlecht gemacht von mir. Nur so verbessert man sich, wenn du manchmal die Wahrheit ins Gesicht gesagt bekommst."

Dass Tuchel zu Beginn der laufenden Saison seinen Platz an der Stamford Bridge räumen musste, kam für Havertz "schon sehr überraschend. Wir haben in eineinhalb Jahren drei Titel gewonnen und waren in drei weiteren Finals. Aber im Verein ist sehr viel passiert, jeden Tag was Neues. Man weiß auch als Spieler nicht, was hinter den geschlossenen Türen abgeht. Man muss es akzeptieren und nach vorne schauen."

jpe

Im Video: Tuchels erstes Training als Bayern-Coach

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