Bundesliga

1. FC Köln: Der wackelige Weg der Harmlosen

Trainer Schultz kritisiert das Spiel nach vorne

Harmlos, aber wieder ungeschlagen: Kölns wackeliger Weg im Keller

Kölns Dejan Ljubicic enteilte Hoffenheims Pavel Kaderabek, bleibt aber wie der Rest der Kollegen meist harmlos.

Kölns Dejan Ljubicic enteilte Hoffenheims Pavel Kaderabek, bleibt aber wie der Rest der Kollegen meist harmlos. picture alliance / Eibner-Pressefoto

Langsam und immer wieder mit Pausen, dafür allerdings kontinuierlich vorwärts ruckelte der Karnevalswagen des 1. FC Köln am Rosenmontag die mehr als acht Kilometer Wegstrecke entlang durch die Innenstadt. Mit an Bord waren neben Trainer Timo Schultz auch die FC-Profis Linton Maina, Davie Selke und Eric Martel. Das Quartett dürfte sich hoch oben zwischen all den Jecken vielleicht auch ein bisschen an ihre Bundesligasaison bislang erinnert haben. Denn so wie sich "d'r Zoch" durch Kölle schob, so kommt der Klub durch die laufende Bundesliga-Spielzeit: Es dauert und stockt, aber irgendwie geht es doch voran.

Das 1:1 gegen die TSG 1899 Hoffenheim am Sonntagabend hatte das mal wieder bestätigt. Ein Auftritt, den man durchaus als "okay" bezeichnen konnte, ein Tor durch die einzige Chance im Spiel und dann wieder der später Ausgleich. "Wir haben einen Punkt mehr, auch wenn sich das für den einen oder anderen wie weniger anfühlt", gab Schultz zu. Dazu zählte zum Beispiel Kapitän Florian Kainz. "Sehr ärgerlich", fand der Österreicher das Ergebnis und moserte: "Gerade in unserer Situation hätten uns drei Punkte gut getan."

Der neue Stil funktioniert - zumindest teilweise

Eine verständliche Sicht: Mainz 05 auf Platz 17 hatte ja schließlich verloren, Union Berlin auf Rang 15 gewonnen. Mit einem Sieg hätte Köln den Vorsprung auf den direkten Abstiegsplatz ausgebaut und nach vorne Anschluss gehalten. Doch es kam anders - obwohl die Rheinländer im Kraichgau nur vier klare Chancen gegen den Europapokal-Aspiranten zugelassen hatten.

"Taktisch diszipliniert" fand etwa Kainz den Auftritt, lobte die Arbeit gegen den Ball und das Engagement. Der unter Schultz verordnete Fokus auf die Defensive funktioniert, auch wenn es seit seinem Amtsantritt Anfang Januar nur ein Spiel ohne Gegentor gab - beim einzigen Sieg zuletzt gegen Eintracht Frankfurt. Köln steht sicher, zieht sich oft weit zurück. Das ist noch ganz anders als das genauso aggressive wie riskante Pressing, das Offensivgeist Steffen Baumgart dem kompletten Verein als Klub-DNA verpassen wollte. Plötzlich ist am Geißbockheim die Defensive Trumpf. "Wir kennen unsere Themen und wissen, dass wir die Null halten müssen. Da war das ein Schritt in die richtige Richtung", lobte Schultz demensprechend. Aber: "Mit dem Ball stelle ich mir das anders vor."

Das war nicht so, wie wir es uns vorgestellt haben.

Kölns Kapitän Florian Kainz über das Offensivspiel des FC

Denn so engagiert der 1. FC Köln Anfang des Jahres 2024 verteidigt, so harmlos spielt er nach vorne. Beim 1:1 gegen Heidenheim entstand aus fünf Chancen ein Tor, beim 0:4 gegen Dortmund aus zwei Chancen keines. In Wolfsburg (1:1) waren es drei Chancen, gegen Frankfurt (2:0) immerhin sechs. Aber nun noch eine, der Führungstreffer von Max Finkgräfe durch einen direkten Freistoß. Das war's.

"Mit dem Ball war das nicht so, wie wir es uns vorgestellt haben", fand der erfahrene Kainz. Und Schultz analysierte: "Wir haben es nicht geschafft, die Kontersituationen und Ballgewinne besser auszuspielen. Dementsprechend hatten wir viel zu wenige klare Torchancen und müssen mit dem 1:1 zufrieden sein." Eine realistische Sicht auf die Dinge, denn weder der bemühte, aber glücklose Faride Alidou noch der unauffällige Kainz noch der uneffektive Dejan Ljubicic sorgten im letzten Angriffsdrittel auf nur ansatzweise für Gefahr.

Die kommenden Kölner Aufgaben

"Wir haben uns zwar aus dem Druck befreit, angedribbelt und das Spiel verlagert, aber dann zu oft die Pässe nicht mehr akkurat ausgespielt und viele Eins-gegen-eins-Duelle nicht entscheiden können", kritisierte Schultz.

Nun kommen Gegner, die es in sich haben

Hinten stabil, vorne harmlos: Kölns Weg im Tabellenkeller ist wackelig. In den ersten fünf Partien unter seiner Regie nur gegen Dortmund verloren zu haben, darf Schultz Mut machen, doch die offensive Harmlosigkeit macht Sorgen. "Man kann sich Selbstvertrauen auch in Spielen erarbeiten, in denen es vielleicht nicht ganz so läuft wie sich die Öffentlichkeit das vorstellt", glaubt der 46-Jährige und beschwört viel lieber das Positive anstatt der Probleme.

"Wir haben einen Kader, der mit jeder Mannschaft in der Bundesliga konkurrieren kann, wenn man einmal 90 Minuten spielt", stellte Schultz eine vielleicht ein wenig gewagte These auf. Aber viel wichtiger: "Ich blicke optimistisch auf die nächsten Spiele." Angesichts der kommenden Gegner Bremen, Stuttgart und Leverkusen könnte sich auch das aber schnell ins Gegenteil drehen. Kölns Weg bleibt wackelig. Aber das durfte man am zumindest am Rosenmontag mal für ein paar Stunden vergessen.

Jim Decker

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