Mit der Einstellung eines Teams, das nichts mehr zu verlieren hat, gingen die Würzburger Kickers in der Partie. Die Unterfranken, deren Chancen auf den Klassenerhalt nach dem 0:1 im Kellerduell bei Sandhausen in den eher theoretischen Bereich abgesunken waren, präsentierten sich defensiv stabil und waren in der Anfangsphase sogar das gefährlichere Team. Munsy (1.) und Ronstadt (6.) sorgten für zwei frühe Abschlüsse, Herrmann ließ eine gute Freistoßposition liegen (25.).
FWK-Coach Ralf Santelli, der in seinem zweiten Spiel als Interimstrainer Dietz, Meisel und Pieringer für Strohdiek, Hasek und Kopacz in die Startelf beordert hatte, konnte aber vor allem mit der Defensivleistung seines Teams zufrieden sein. Der Favorit aus Hannover tat sich äußerst schwer, auch von der Eupohorie aus der Aufholjagd gegen den Hamburger SV schien nichts übrig geblieben zu sein.
Vor der Pause wird es wild: Pfosten auf beiden Seiten
Die Idee von 96-Coach Kenan Kocak, der die offensive Dreierreihe aus dem 4-2-3-1 gegen den HSV komplett auf die Bank gesetzt, auf Mittelfeldraute umgestellt und Weydandt (zurück nach Speicheldrüsenentzündung) neben Ducksch in der Spitze aufgeboten hatte, ging nicht auf - zunächst jedenfalls. Erst kurz vor dem Seitenwechsel wurden die Hausherren offensiv zwingend: Nach einer unübersichtlichen Situation rettete der FWK gegen den allerdings im Abseits stehenden Kaiser (38.), dann lenkte Bonmann einen tückischen Distanzschuss von Ochs an den Pfosten (42.). Der Mittelfeldmann war neben Weydandt und Bijol einer von drei Neuen in der 96-Startelf.
Das lange Zeit zähe Zweitliga-Spiel nahm in dieser Phase noch einmal richtig Fahrt auf, denn auch Würzburg wurde vor dem Pausenpfiff noch zweimal richtig gefährlich: Zunächst prüfte Pieringer 96-Schlussmann Esser mit einem harten Schuss (43.), dann sorgte Munsy nach einem Falette-Fehler für den zweiten Pfostenschuss des Spiels binnen weniger Minuten (44.).
Haraguchi vollendet, doch 96 bricht ein - Ronstadt traumhaft
Santelli witterte gegen mitunter nachlässige Niedersachsen wohl die Chance auf einen Sieg und wechselte zur Pause offensiv, Baumann kam für Meisel. Doch sein Team erhielt kurz nach Wiederanpfiff die kalte Dusche: Hult kratzte den Ball links im FWK-Strafraum noch von der Grundlinie in die Mitte, Weydandt verlängerte eher unfreiwillig zu Haraguchi - und der Japaner vollstreckte aus kurzer Distanz zum 1:0 für Hannover (47.).
Der Dosenöffner für Hannover? Im Gegenteil. 96 verlor im Spiel nach vorne nach dem Führungstreffer sukzessive wieder den Faden, der abgeschlagene Letzte aus Würzburg war nun tonangebend. Feltscher vergab eine weitere Freistoßchance leichtfertig (53.), ehe Ronstadt den dritten aussichtsreichen FWK-Standard des Tages dann sehenswert verwertete: Würzburgs Rechtsverteidiger schickte den Ball mit enorm viel Zug und Schnitt aus knapp 25 Metern über die Mauer ins rechte Eck - ein Freistoß der Marke Traumtor (58.).
Nur Sekunden nach Einwechslung: Joker van la Parra steht richtig
Und auch in der Folge blieben die Kickers das stärkere Team. Munsy hatte die große Chance, das Spiel komplett zu drehen, trat jedoch freistehend am Ball vorbei (66.). Hannover hingegen blieb offensiv weiterhin bieder, hatte nach Haraguchis Treffer keine einzige echte Torchance mehr - und so war es gar nicht unverdient, dass das Schlusslicht das Spiel sogar noch komplett drehte: Der eingewechselte Lotric brachte den Ball flach vors 96-Tor, der aufgerückte Dietz zwang Esser zu einer Glanzparade, doch dann reagierte van la Parra am schnellsten. Der erst rund eine Minute zuvor eingewechselte Niederländer staubte aus kurzer Distanz zum 2:1-Siegtreffer für die Franken ab (80.).
Die Kickers verkürzten damit den Rückstand auf den Relegationsplatz auf sieben Punkte und haben somit weiterhin Hoffnung auf den Klassenerhalt. Am Sonntag (13.30 Uhr) empfängt Würzburg dann im fränkischen Derby den 1. FC Nürnberg. Für Hannover, das endgültig alle Aufstiegshoffnungen begraben muss, geht es zur gleichen Zeit mit dem Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim weiter.