Bundesliga

Handspiel oder nicht? DFB räumt vier Fehlentscheidungen ein

Szenen vom 5. und 6. Bundesliga-Spieltag in der Analyse

Handspiel oder nicht? DFB räumt vier Fehlentscheidungen ein

Leverkusens Odilon Kossounou blockte gegen Hertha einen Schuss mit dem rechten Arm. Elfmeter gab es dafür aber nicht.

Leverkusens Odilon Kossounou blockte gegen Hertha einen Schuss mit dem rechten Arm. Elfmeter gab es dafür aber nicht. IMAGO/Nordphoto

Unter welchen Umständen ist ein Handspiel im Strafraum elfmeterwürdig? Wann muss der VAR eingreifen? Diese und weitere Fragen sorgen weiterhin für Diskussionen. Am vergangenen Bundesliga-Spieltag kam es zu gleich drei strittigen Handspiel-Szenen, die sowohl von den Schiedsrichtern als auch von den Video-Assistenten falsch eingeschätzt wurden. Dies räumte der DFB im Nachhinein ein.

In der Klarstellung von Peter Sippel, Sportlicher Leiter Bundesliga, wurden die drei Hauptkriterien für ein strafbares Handspiel aufgeführt. Zuallererst müsse beim Spieler eine klare Absicht vorliegen, beispielsweise wenn eine Bewegung der Hand oder des Armes bewusst zum Ball geht. Ein weiterer Aspekt sei die unnatürliche Vergrößerung der Körperfläche. Dabei werde sich die Frage gestellt, ob die Hand- oder Armhaltung die Folge einer Körperbewegung und die Haltung dadurch noch gerechtfertigt sei.

Der letzte Punkt beschränke sich derweil ausschließlich auf die Torerzielung, bei der bereits der Kontakt mit dem Ball direkt mit oder unmittelbar nach einer Hand- oder Armberührung regelwidrig sei. Absicht oder nicht spiele dabei keine Rolle.

BVB vs. Hoffenheim

Unter Berücksichtigung dieser klaren Regeln bewertete Sippel die strittigen Szenen des 6. Spieltags, nachdem es auch am Wochenende zuvor (5. Spieltag) bei der Partie Dortmund gegen Hoffenheim zu unrecht keinen Elfmeter für den BVB gegeben hatte. TSG-Abwehrspieler Ozan Kabak hatte eine Flanke von Marius Wolf im Strafraum mit dem Arm geblockt, Sippel schätzte die Aktion des Hoffenheimers als absichtlich ein, wodurch "ein Strafstoß die logische Konsequenz" gewesen wäre.

Bremen vs. Augsburg

Beim Auftaktspiel des 6. Spieltags zwischen Bremen und Augsburg (0:1) wurde eine weitere Fehlentscheidung getroffen, als Referee Martin Petersen in der Nachspielzeit auf den Punkt zeigte. Werders Marvin Ducksch hatte Augsburgs Maximilian Bauer den Ball aus kurzer Distanz an den Arm gespielt.

"Hier befindet sich der Abwehrspieler in einer Drehbewegung, ohne klare Orientierung zum Ball. Die Arme, obwohl etwas vom Körper entfernt, sind als natürliche Folge der Körperbewegung einzuordnen. (...) Es ist keine Absicht erkennbar, und auch der Aspekt der unnatürlichen Vergrößerung des Körpers ist klar zu verneinen. (...) Der Schiedsrichter hat hier auf Strafstoß entschieden, was als klar und offensichtlich falsch einzuordnen ist. Der Video-Assistent muss in einer solchen Situation eingreifen", kritisierte Sippel.

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Hertha vs. Leverkusen

Am Samstag folgte die nächste Szene, die für viele Diskussionen sorgte. Beim Duell zwischen Hertha und Leverkusen (2:2) blieb der Elfmeterpfiff von Referee Benjamin Brand aus, als Bayers Odilon Kossounou einen Schuss von Jean-Paul Boetius mit dem Arm blockte und dadurch ein Tor für Hertha verhinderte.

"Wenn man das vorliegende Bildmaterial genau analysiert, dann ist der Arm dabei seitlich vom Körper abgespreizt. Der Abwehrspieler ist zum Ball orientiert, aktiv in einer Abwehraktion, und der Oberkörper ist leicht in Richtung Ballseite geneigt. Der linke Arm ist sogar hinter den Körper geführt. Der rechte Arm bleibt in der Flugbahn des Balles und geht erst hinter den Rücken, nachdem der Ball geblockt wurde. Das ist eine unnatürliche Vergrößerung der Körperfläche und somit ein strafbares Handspiel. Auch hier muss der Video-Assistent aufgrund der eindeutigen Bilder eingreifen und dem Schiedsrichter einen On-Field-Review empfehlen", erklärte Sippel die Szene.

Schiedsrichter Brand hatte sich nach der Partie am Mikrofon von "Sky" selbst noch zu dieser Aktion geäußert und beteuert, dass er diese Entscheidung auch nach betrachten der Fernsehbilder erneut so getroffen hätte.

Köln vs. Union Berlin

Auch am Sonntag wurde eine solche Szene laut Sippel falsch eingeschätzt. Bei der Partie zwischen Köln und Union Berlin (0:1) entschied Benjamin Cortus auf Handelfmeter für die Gäste, als Robin Knoche nach einer Ecke Kölns Luca Kilian an den Arm köpfte.

"Drei Spieler springen nach einem Eckstoß zum Ball und verpassen ihn. Einem Abwehrspieler wird nun von hinten der Ball an den linken Arm geköpft. Der Abwehrspieler ist noch in der Sprungbewegung, mit dem Rücken zum Angreifer und ohne Orientierung zum Ball. Dieser Ablauf ist als natürlicher Bewegungsablauf einzuordnen. Die Armbewegung des Abwehrspielers stellt hier keine unnatürliche Vergrößerung der Körperfläche dar. Auch hier ist die Entscheidung Strafstoß klar und offensichtlich falsch, und der Video-Assistent hätte eingreifen müssen", so Sippel.

Ziel muss es bleiben, eine möglichst einheitliche Regelauslegung zu erreichen, um für Klubs, Fans und vor allem auch für Spieler berechenbar zu sein.

Damit vergleichbare Situationen in Zukunft korrekt beurteilt werden, würden laut Sippel die Ergebnisse der Analyse mit den Schiedsrichtern vor dem 7. Spieltag nochmals besprochen werden. "Ziel muss es bleiben", so Sippel, "eine möglichst einheitliche Regelauslegung zu erreichen, um für Klubs, Fans und vor allem auch für Spieler berechenbar zu sein."

tso

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