Bundesliga

Tuchel: "Das hätte mich das womöglich schockiert"

Tuchel über sein Image, die Champions League und Bayerns Ziele

"Hätte mir das vorher jemand gesagt, hätte mich das womöglich schockiert"

"Leider" Perfektionist: Thomas Tuchel.

"Leider" Perfektionist: Thomas Tuchel. Getty Images

Wo der FC Bayern am Ende der neuen Saison steht? Thomas Tuchel weiß, was er zu erwidern hat. "Ich denke, kein Bayern-Trainer hat im Laufe der Geschichte eine andere Antwort gegeben als: ganz oben!", sagt er im Mitgliedermagazin "51". Also: "Wir wollen Meister werden, endlich mal wieder zum Pokalfinale nach Berlin, und in der Champions League gehört der FC Bayern immer zu den Titelkandidaten."

Den Titel in der Königsklasse will Tuchel demnach nicht als konkretes Ziel für 2023/24 ausgeben, ihn aber "unbedingt" noch einmal gewinnen, wie er sagt. Dabei war seine Erfahrung mit Chelsea ganz anders als erwartet. "Ich muss zugeben: Es ist tatsächlich kurios", erinnert er sich an den Triumph 2021. "Man arbeitet hart für einen Traum, irgendwann wird er zum konkreten Ziel - und wenn man den Champions League-Pokal in der Hand hat, macht das plötzlich viel weniger mit einem, als ich gedacht hatte. Hätte mir das vorher jemand gesagt, hätte mich das womöglich schockiert."

Perfektionist Tuchel: "Eine Stärke und zugleich Schwäche von mir"

Letztlich bliebe nur "ein flüchtiger Moment", den man "nicht lange festhalten" könne - der aber dennoch süchtig macht. "Ich weiß, das klingt wie ein Widerspruch. Aber es ist gut so, weil das bedeutet, dass man sich nicht zu schade für den nächsten Tag harte Arbeit ist - und für das nächste Spiel", erklärt er. "Meine eigenen Ansprüche werden noch höher und gleichzeitig zum Motor für die eigene Weiterentwicklung."

Tuchel gilt nicht umsonst als Perfektionist und weiß auch genau, dass er einer ist. "Ja, leider. Eine Stärke und zugleich Schwäche von mir. Da komme ich nicht aus meiner Haut raus. Das ist nicht immer hilfreich, weil es andere und auch mich selbst anstrengen kann. Ich bin immer auf der Suche nach dem perfekten Spiel - obwohl ich weiß, dass es das gar nicht gibt. Da bin ich Sisyphos, der immer wieder seinen Stein den Berg hochrollt." Schließlich gehören Fehler zum Fußball dazu. "Perfektionist und Fußballtrainer ist eine ziemlich katastrophale Kombination. Aber das muss man lernen zu akzeptieren."

"Bei mir wurde in Deutschland sehr früh eine Schublade aufgemacht"

Trotzdem wundert sich Tuchel über das Image, das ihm in Deutschland zumindest vor seiner Unterschrift in München Ende März anhaftete. "Ich glaube, bei mir wurde in Deutschland sehr früh eine Schublade aufgemacht, in der ich dann verschwunden bin - und niemand hat zwischendurch mal wieder reingeschaut", so Tuchel, der oft als asketisch und verschlossen beschrieben wird. "Das Leben hat aber immer auch etwas damit zu tun, dass man sich weiterentwickelt. In Frankreich oder England wird vermutlich ein anderes Bild von mir gezeichnet - und vielleicht komme ich ja in Deutschland aus der Schublade auch eines Tages noch mal raus."

jpe

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