Bundesliga

Gute Karten bei Super-Talent Eggestein

Bremen: Eichin zeigt die Perspektiven bei Werder auf

Gute Karten bei Super-Talent Eggestein

Steht vor einem wegweisenden Schritt: Johannes Eggestein.

Steht vor einem wegweisenden Schritt: Johannes Eggestein. imago

"Wir forcieren nun diese Sache", ließ Thomas Eichin vor einigen Tagen verlauten, als der aus Hannover stammende Jugendspieler mal wieder in aller Munde war. Scouts von Manchester United hatten Eggestein beobachtet, wodurch das Interesse der Engländer recht offensichtlich geworden ist. Auf dem europäischen Markt gilt der Junge, dessen Bruder Maximilian bereits dem Bremer Profikader angehört, als eine ganz heiße Aktie. Der Kontrakt bei dem Nord-Klub läuft im Sommer bei dem 2013 an die Weser vom TSV Havelse gewechselten Stürmer aus. Eine entscheidende Weichenstellung bei dem Top-Talent steht bevor.

Diverse lukrative Offerten

"Eine Vielzahl von Anfragen" gibt es laut Gunther Neuhaus, dem Berater Eggesteins von der Agentur Stars&friends. Neben ManUnited sollen sich noch zwei ambitionierte Klubs aus der Premier League für den Norddeutschen interessieren, wie es heißt auch der Klopp-Klub Liverpool. Zudem haben einige Bundesligisten den Werder-Akteur auf die Wunschliste gesetzt, dem Vernehmen nach auch renommierte Vereine wie Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund, Schalke 04 und VfL Wolfsburg. Es wird sogar gemunkelt, auch die Münchner Bayern Eggestein hätten ihre Fühler ausgestreckt. Eggestein hat die freie Auswahl und kann aus diversen lukrativen Offerten wählen.

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Eggestein Johannes

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Schlechte Karten für die Bremer also? Mitnichten, wie Manager Eichin betont: "Wir setzen alles daran, Johannes ein Bleiben schmackhaft zu machen. Und wir rechnen uns gute Chancen aus." Eichins Optimismus scheint begründet. Es zeichnet sich ab, dass Eggestein einen Verbleib in Deutschland dem Lockruf von der britischen Insel vorzieht. Es wäre ratsamer, so wohl auch die Meinung des Vaters Karl, eines Ex-Profis, der für den Zweitligisten TSV Havelse 36 Spiele als Kapitän in der Saison 1991/92 bestritten hat, dass der 17-Jährige seine Ausbildung in der Heimat fortsetzt. Und dies womöglich bei Werder, wo er bei den A-Junioren in der Bundesliga Nord/Nordost in 18 Spielen stolze 23 Tore markiert hat.

Der viel beschworene Werder-Weg

Die Bremer haben dem eiskalten Torjäger, mit vier Treffern 2015 bei der U-17-Weltmeisterschaft in Chile mit dem Silbernen Schuh als zweitbester Torschütze ausgezeichnet, einen möglichen Weg aufgezeigt, wie sie ihn zu fördern gedenken: regelmäßiges Training bei Viktor Skripnik, sporadische Einsätze in der Bundesliga bei Bewährung, ansonsten Spielpraxis in der U 23. Einen Weg, wie ihn der inzwischen bei RB Leipzig spielende Davie Selke vorbildlich gegangen ist. Auch der Umstand, dass der viel beschworene Werder-Weg, junge Spieler bei den Profis einzubauen, seit dem Winter ins Stocken geraten ist, schreckt die Partei Eggestein bei ihren Planungen nicht ab. Die Erkenntnis: Bei der Masse der Nachwuchsspieler, die sich an der Weser tummeln, fehlt es an Qualität, also kein Maßstab.

Viel Durchschnitt, aus dem sich Johannes, der Zentrumstürmer, der gern aus der Tiefe kommt, sich anspielen lässt und blitzschnell abschließt, abhebt. Alle, die ihn beobachtet haben, bescheinigen dem Jungen eine Ausnahmestellung. Christian Wück, der DFB-Trainer, der ihn in der Ländermannschaft betreut, traut ihm den Sprung in den Profifußball zu. Seine Wertschätzung: "Johannes hat sehr viel Potenzial. Vor dem Tor hat er die nötige Cleverness und Kaltschnäuzigkeit. Durch seine Schnelligkeit gelingt es ihm, sich aus der Tiefe anspielen zu lassen und mit sehr guter Technik weiterzuverarbeiten oder selbst den Abschluss zu suchen."

Noch dicker trägt ein Torjäger von einst auf. "Wie der junge Michael Laudrup", vergleicht beispielsweise Dieter Schatzschneider dieses "Jahrhundert-Talent" mit einem Weltklassespieler aus Dänemark. Der Kind-Intimus und Scout bei Hannover 96 hatte einst vergeblich versucht, das vor der Haustür aufgewachsene Talent für die "Roten" zu gewinnen.

Entscheidung in naher Zukunft

Wie Bruder Maximilian zog es Johannes weiter nördlich zu Werder, wo die Möglichkeiten, sich in jungen Jahren in der Erstliga-Truppe zu bewähren, unter Umständen größer scheinen als an den ins Gespräch gebrachten Standorten Leverkusen und Dortmund, wo die Klasse des Kaders die Weiterentwicklung eines Youngsters behindern könnte.

Eggestein, seine Familie und sein Berater stehen vor einem wegweisenden Schritt. In naher Zukunft soll eine Entscheidung fallen. Berater Neuhaus zum kicker: "Wir werden nach Ostern wissen, wie es weitergeht."

Hans-Günter Klemm

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