Bundesliga

Guerreiro: Spielerisches Element und Derbyspezialist

Dortmunds Linksverteidiger mal wieder im Mittelfeld

Guerreiro: Spielerisches Element und Derbyspezialist

Überzeugend in neuer, alter Rolle: Dortmunds Raphael Guerreiro.

Überzeugend in neuer, alter Rolle: Dortmunds Raphael Guerreiro. picture alliance/dpa/Revierfoto

Die Erinnerungen an seinen letzten Ausflug in die Mittelfeldzentrale waren für Raphael Guerreiro und Borussia Dortmund wahrlich nicht gut. Anfang April 2021 war das, bei der 1:2-Heimniederlage gegen den direkten Konkurrenten Eintracht Frankfurt, die damals das mutmaßliche Ende aller Champions-League-Ambitionen bedeutete, bevor der BVB in einem beeindruckenden Endspurt doch noch Rang 3 erreichte. Trainer damals wie heute: Edin Terzic.

Plan B mit "physischer Präsenz in der letzten Kette"

Der Plan mit dem Portugiesen am Samstag im Revierderby war ein Stück weit aus der Not geboren. In Julian Brandt und Marco Reus fehlten dem Trainer auf Schalke seine zusammen mit Jude Bellingham wohl spielstärksten Profis, Terzic und sein Team entwickelten einen Plan B: "Wir wollten mit der Startaufstellung physisch Präsenz in der letzten Kette haben, ballsichere Spieler im Zentrum und schnelle Flügelspieler, um in die Tiefe zu kommen." Guerreiro kam auf der Acht dabei eben die Rolle des spielstarken Zentralen zu, der Bälle verteilen und Tiefenläufe starten sollte - wie er es bei einer Großchance in der ersten Halbzeit und bei seinem Treffer zum zwischenzeitlichen 2:1 auch hervorragend tat.

"Das hat richtig gut funktioniert", bilanzierte Terzic deswegen die erste Hälfte beim am Ende enttäuschenden 2:2: "Wir haben immer wieder mit unserem Torhüter dafür sorgen können, Überzahl zu schaffen, um genug Zeit zu haben, in die Positionen zu kommen, um dann immer wieder die Abstände groß zu halten, dass wir sie nicht in Eins-gegen-eins-Situationen kommen zu lassen. Wir hatten immer wieder gute Angebote in die Tiefe." Eben auch von Guerreiro.

100. Revierderby Schalke-BVB

Dass der Europameister von 2016 diese Rolle spielen kann, bewies er nicht zum ersten Mal in seiner Zeit beim BVB. Im Sommer nach seinem Titel mit der portugiesischen Nationalmannschaft wechselte er nach Dortmund und zu seinem großen Förderer Thomas Tuchel. "Er macht seine Mitspieler besser und hat auch unter Druck Lösungen", betonte der damalige Coach schnell und ließ den heute 29-Jährigen deswegen häufig im zentralen Mittelfeld spielen.

In ungewohnter Rolle an beiden Toren beteiligt

Nun also das Comeback auf geeigneter, aber inzwischen dennoch wieder ungewohnter Position. "Er hat das sehr gut gemacht, nicht nur wegen des Tores, er war immer wieder aktiv in den Ballaktionen", lobte auch Sportdirektor Sebastian Kehl. Denn neben seiner Ballsicherheit und guten öffnenden Pässen war Guerreiro auch an beiden Treffern beteiligt, mit einer Ablage auf den durchstartenden Nico Schlotterbeck und einem einen Abschluss nach Steilpass von Emre Can.

Ganz nebenbei baute er damit seine beeindruckende Derby-Statistik aus: Neun Scorerpunkte sammelte er bereits, fünf Tore und vier Assists. Seit Beginn der Vorlagenerfassung 1988/89 sammelte kein anderer Spieler mehr in Revierderbys. Seine fünf Tore werden nur von drei Spielern übertroffen: Lothar Emmerich (10), Michael Zorc (7) und Pierre-Emerick Aubameyang (6).

Und an noch einem Derby-Bonmot war er beteiligt: Sowohl Guerreiro als auch Marius Bülter erzielten je ein Tor und bereiteten einen Treffer vor. Seit Beginn der Vorlagenerfassung gab es nur ein anderes Revierderby, in dem sowohl einem Dortmunder als auch einem Schalker dieses Kunststück gelang: Beim 3:3 am 4. Spieltag 2008/09 schafften das damals Dortmunds Alexander Frei (zwei Tore, eine Vorlage) und Schalkes Heiko Westermann (ein Tor, eine Vorlage).

Patrick Kleinmann

Bayern-Triumvirat in der kicker-Elf des 24. Spieltags