Bundesliga

Günter muss aussetzen: Die historische Lücke

Freiburgs Kapitän gegen Bayer gelbgesperrt

Günter muss aussetzen: Die historische Lücke

Stand in den letzten 134 Bundesliga-Spielen immer auf dem Rasen: Christian Günter.

Stand in den letzten 134 Bundesliga-Spielen immer auf dem Rasen: Christian Günter. IMAGO/Sportfoto Rudel

Als sich Christian Streich letztmals mit dieser Personalie beschäftigen musste, war es Februar 2019 und die Pandemie noch weit weg. Christian Günter (29) hatte beim 0:0 auf Schalke nach zwei Zusammenstößen mit Gegenspielern eine späte wie harte Gelb-Rote Karte gesehen. Beim 5:1 gegen Augsburg durfte daher Chima Okoroji hinten links sein Startelfdebüt im Profibereich feiern.

Der damals 21-Jährige spielte vor allem in der U 23 und wurde im Profikader als Back-up von Günter geführt. Okoroji ist längst über alle Berge, inzwischen in Sandhausen, weil die Vertreterstelle von Günter eine Perspektive enthält, die trostloser kaum sein könnte: Die Chance auf Einsätze tendiert gegen null. Nach Okorojis Abschied 2019 versuchte sich noch eineinhalb Jahre Luca Itter als etatmäßiger Ersatz, ehe er frustriert nach Fürth ging.

Bundesliga, 22. Spieltag

Währenddessen schraubte Günter - beim SC Eigengewächs (seit 2007), Identifikationsfigur, Leistungsträger, Dauerbrenner und Kapitän (seit 2020) in einem - an einer eindrucksvollen Serie. Am Samstag beim 2:0 gegen Bochum stand der Nationalspieler zum 134. Mal in Serie in der Bundesliga-Startelf, in Pflichtspielen war es das 153. Mal. Knapp 30 Jahre lang war kein Bundesliga-Feldspieler so konstant im Einsatz.

Günter ackert vorne wie hinten

"Christian ist der Inbegriff des Freiburger Weges. Er hat sich seine Entwicklung als Spieler Schritt für Schritt hart erarbeitet und steht auch als Persönlichkeit für eine starke Haltung und klare Werte", würdigt SC-Sportvorstand Jochen Saier. "Dazu kommt: Er verteidigt gegen schnelle Flügelspieler und beackert selbst die Bahn in der Offensive bis zur Grundlinie, spielt mit einer extremen Körperlichkeit, und die Belastungsanforderungen in der Liga sind allgemein gestiegen. Daher ist es eine absolut besondere Marke, die nur schwer wiederholbar ist."

Das ist sicher richtig, andererseits wäre es am ehesten Günter, der schon 2014/15 und 2017/18 alle 34 Bundesligapartien bestritten hatte, in den nächsten vier Jahren nochmals zuzutrauen. Der setzt auf zusätzliches Krafttraining und ausgiebige Regeneration, um sich in Schuss zu halten, und sagte Anfang Februar im kicker-Interview zu seiner Serie: "Sie ist schön und zeigt, dass ich immer wieder fit bin und der Trainer auf mich setzt, mehr aber auch nicht." Ein wenig Glück kam einmal dazu. Als er im März 2020 ausnahmsweise wegen eines Muskelfaserrisses ausgefallen wäre, wurde die Corona-Spielpause beschlossen.

Klar ist man nie gerne gesperrt, aber das gehört im Fußball auch mal dazu.

Christian Günter

Die fünfte Gelbe Karte für einen unterbundenen Konter in Bochum stoppte die Serie nun jäh. Noch diese Saison hätte sich Günter, der schon dreimal mit vier Gelben Karten durchgekommen war, auf Rang neun des Rankings vorarbeiten können. Er hadert trotzdem nicht: "Klar ist man nie gerne gesperrt, aber das gehört im Fußball auch mal dazu. Im Nachhinein kann man immer sagen, diese Karte wäre nicht nötig gewesen, aber im Spiel geht alles extrem schnell, deshalb denke ich nicht, dass es unnötig war."

Nun ist Streich am Zug. Da das verletzungsanfällige Talent Kimberly Ezekwem (21, kein Profieinsatz) als Vertreter bisher nur auf dem Papier steht, wird wohl Rechtsverteidiger Lukas Kübler die Seite wechseln. In Testspielen hat er das schon gemacht, wenn Günter beim DFB-Team weilte. Dennoch wird es am Sonntag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) seltsam sein, wenn die Freiburger Nummer 30 fehlt.

Carsten Schröter-Lorenz

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